𝑾𝒓𝒐𝒏𝒈 𝒕𝒊𝒎𝒆 ~ Haitani Rindou

Kapitel 27

So wie ich in Rindous Armen eingeschlafen bin, wachte ich alleine wieder auf.
Erneut hatte er sich schonmal davon geschlichen, während ich noch schlief.
Ich seufzte leise.
Das war wohl eine Angewohnheit von ihm oder so.
Erneut zog ich das Shirt über die Unterwäsche drüber. Es ging mir gut bis zu den Oberschenkeln, also kein Problem.

In der Küche traf ich auf Ran.
"Guten Morgen Mei."
"Morgen." noch etwas verschlafen kratzte ich mich am Kopf.
Ran sah mich erwartungsvoll an, aber so wirklich konnte ich seinen Blick nicht deuten.
"Was?" Ich legte den Kopf etwas schief und stemmte meine Hände in die Seite.
"Was ist das bei dir und Rin?"
Ich setzte mich auf einen Hocker an der Theke direkt neben Ran und stützte meinen Kopf mit einer Hand ab.
"Keine Ahnung." seufzte ich und wieder bekam ich nur diesen Blick von ihm.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ist etwas lockeres... denke ich."
"Und das ist okay für dich?"
Ich zögerte.
"Warum sollte es das nicht sein?"
"Ich weiß nicht." summte Ran.
"Wo ist Rin überhaupt?"
"Duschen."
Das war doch eigentlich eine gute Chance um ihn ein paar fragen zu stellen.
Ich schluckte und kam meiner Neugier nach.
"Sagmal Ran... verheimlicht ihr mir irgendwas?" fragte ich zögerlich.
Sein Blick wanderte überrascht zu mir.
"Wie kommst du denn darauf?"
Ein seufzten verließ meine Lippen.
"Ich will ganz ehrlich sein... ich hab gestern ein paar Bruchstücke von eurem Gespräch gehört. Was ist es, was Rin mir nicht sagen will?"
Ran lehnte sich etwas nach hinten und atmete tief aus.
"Sorry, aber das ist echt nicht meine Sache. Rede da mit Rin drüber."
"Aber er wird mir doch nichts sagen oder? Ich bitte dich." flehte ich und sah ihn mit Hundeaugen an.
Ran drehte sich nochmal in alle Richtungen um, bevor er stark seufzte.
"Okay pass auf. Das ich unseren Eltern gesagt hätte, Rin hätte eine Freundin stimmt nicht so ganz..." fing er an.
Meine Augenbrauen zogen sich etwas verwundert zusammen, aber ich hörte weiter aufmerksam zu.
"Du hast ja gestern gesehen wie unser Vater ist und wie wichtig ihm es ist unsere Familie weiterzuführen. Es ist so... wir erhalten das Erbe nur unter der Bedingung, dass wir eine Lebensgefährtin haben. Damit will er zumindest einen von uns zwingen die Familie weiter aufzubauen."
Das war gerade irgendwie ein bisschen viel.
"Warte also ging es gestern nicht darum euren Eltern eine Freude zu machen, sondern um sich für das Erbe zu qualifizieren? Deswegen war euer Vater auch so misstrauisch oder?" fragte ich nochmal etwas überrascht nach, was Ran mit einem nicken bestätigte.
"Aber warum jetzt schon? Ich meine wie lange will er diese Lüge jetzt aufrecht erhalten? Extrem alt ist euer Vater doch auch wieder nicht."
Ran biss etwas frustriert die Zähne zusammen.
"Brustkrebs, im finalen Stadium. Er wird nicht mehr lange leben."
Meine Augen weiteten sich und sofort strich ich Ran sanft über den Arm.
"Das tut mir leid, das wusste ich nicht. Warum hat er mir das nicht gesagt?"
"Schon gut. Ich hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis mit ihm. Ich kann Rins Gedanken nicht lesen, aber ich denke mal, dass er nicht wollte, dass du dich ausgenutzt fühlst."
Mir stockte leicht der Atem und Ran schüttelte den Kopf.
"Es geht hier um mehr Geld, als du dir wahrscheinlich vorstellen kannst. In sowas solltest du nicht reingezogen werden. Tut mir leid."
Ich ließ mir nochmal alles durch den Kopf laufen.
"Trotzdem hätte Rin ehrlich mit mir sein müssen." murmelte ich.
"Mag sein... das ist jetzt vielleicht etwas unpassend, aber unsere Mom hat gefragt ob ihr heute zusammen shoppen gehen wollt. Sie will dich super gerne etwas besser kennenlernen.... Also? Was hast du jetzt vor?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Wie spät denn? Ich kann euch jetzt wohl kaum hängen lassen." lächelte ich leicht und auch Ran lächelte.
"Danke! 14 Uhr beim Haupteingang des Einkaufszentrums, dass hier in der Nähe ist."
"Aber ein wenig enttäuscht bin ich trotzdem. Ich dachte wir würden ehrlich miteinander sein.."
"Wer ist nicht ehrlich?" ertönte es plötzlich hinter uns und Rin kam um die Ecke, während er mit einem Handtuch durch seine Haare fuhr.
"Ah fuck." mumelte Ran ziemlich leise.
Etwas skeptisch kam Rin auf uns zu.
"Was besprecht ihr hier?"
Ich nahm meinen Mut zusammen und stand auf um mich direkt vor ihn zu stellen.
"Ran hat mir alles gesagt und es ist okay aber-"
"Du hast was?" Rin ignorierte mich und sah wütend zu seinem Bruder. Seine Ausstrahlung hatte sich um 360° geändert.
Ich stellte mich jedoch so gut ich konnte in sein Blickfeld.
"Wag es ja nicht Ran dafür dumm anzumachen. Ich habe letzte Nacht sowieso schon die Hälfte gehört. Wenigstens ist er ehrlich mit mir. Warum warst du es denn nicht? Ich verstehe das doch." Ich legte meine Hände verständnisvoll an seine Arme.
"Weil es dich einen Scheiß angeht." er riss sich sofort wieder von mir los und hatte einen Ton drauf, den ich bei ihm so noch nie gehört hatte.
"Rin bitte. Ich bin dir doch-"
"Sei still und halt dich verdammt nochmal aus Dingen raus, die dich nichts angehen!" schrie er mich schon fast an.
Jetzt reichte es aber... ich wollte Verständnis zeigen und er wird wütend auf mich? Wenn einer das Recht hat wütend zu sein, dann bin es ja wohl ich. So lasse ich sicherlich nicht mit mir reden.
"Ich soll mich da raus halten? Ist das dein scheiß ernst?"
"Ja ist es." Er drehte sich um und wollte einfach gehen, aber nicht mit mir. Ich griff nach seinem Handgelenk und drehte ihn wieder zu mir.
"Wag es nicht jetzt einfach abzuhauen." fauchte ich.
"Was willst du denn noch von mir?"
"Mit dir reden?"
"Es gibt nichts zu bereden."
"Und wie es das gibt-" ich konnte meinen Satz nicht beenden.
"Sagmal tust du so blöd oder bist du einfach nur blöd? Halt dich da raus. Es geht dich nichts an." ging er mich weiter an.
Mir platzte der Kragen, woraufhin ich meine Hand anhob und ihm eine ordentliche Ohrfeige verpasste.
"Willst du mich verarschen? Du vögelst mich hier rauf und runter, benutzt mich um gut bei deinen Eltern dazustehen und dazu noch vertraue ich dir mein größtes Geheimnis an und alles was du mir zu sagen hast ist, das ich mich aus deinem Leben raushalten soll und mich das nichts angeht? Ist das dein ernst?" schrie ich ihn an ohne von seinen Augen abzusehen.
Rin sah mich gleichgültig an. Warum war er plötzlich so zu mir?
"Beantworte mir eine Frage..." sagte ich mit ruhiger Stimme, stand aber sehr nahe vor ihm.
"Siehst du mich nur als dummes kleines Mädchen an, dass du vögeln kannst wenn du bock hast?"
Rin sah mich nur an und versuchte jegliche Emotionen zu unterdrücken.
"Jetzt sag doch was!" rief ich verzweifelt und schubste ihn etwas nach hinten.
"Ja tue ich und jetzt?" platzte es aus Rin heraus und sofort spürte ich wie mir Tränen aufkamen.
"Du blödes Arschloch. Ich hasse dich-" schrie ich ihn immer wieder an und schlug auf seinen Oberkörper ein.
"Hey das reicht jetzt ihr zwei." ging Ran dazwischen und nahm mich in den Arm.
"Lass mich los." protestierte ich unter Tränen und versuchte mich von ihm zu befreien.
Ran warf Rindou nur einen giftigen Blick zu und deutete an, das er besser gehen sollte.
"Tsk." brummte er und man konnte nur noch ein lautes knallen seiner Tür hören.

"Ich liebe ihn aber." schluchzte ich und weinte bitterlich, woraufhin mich Ran etwas fester an sich drückte.
"Ich weiß... "
"W-wie kann er nur sowas sagen?"
"Er meint es nicht so. Rin steht unserem Vater etwas näher und kommt mit der Situation nicht so gut klar."
Ran streichelte sanft über meinen Kopf und beruhigte mich etwas, was nach ein wenig Zeit auch Wirkung zeigte.

"Danke." murmelte ich, als er mir ein Taschentuch reichte.
"Mein Ex hat mich auch nur für... für sex ausgenutzt. Rindou weiß das also warum macht er das mit mir?"
Ran seufzte leise.
"Das tut mir leid, aber ich bin mir sicher das Rin nicht so ist wie dein Ex. Er nutzt dich nicht nur aus. Keine Ahnung warum er das gerade gesagt hat..." sagte er nachdenklich.
"Der Kerl kann nachher was erleben." knurrte er anschließend noch und ich musste leicht schmunzeln.
"Streitet euch bloß nicht wegen mir."
"Keine Sorge. So schnell streiten wir uns nicht." lachte er und ich fühlte mich schon ein klein wenig besser.
"Ich glaube ich sollte besser gehen."
Ran nickte.
"Wenn du willst bring ich dich noch nach hause."
Ich schüttelte den Kopf, während ich schon in Richtung Tür ging.
"Na gut. Ich sage dann meiner Mutter bescheid das es heute nichts-"
"Nein nein ich gehe trotzdem."
"Hey das musst du wirklich nicht."
"Ablenkung kann ich gerade gut gebrauchen. Außerdem kann eure Mom nichts dafür, dass Rin so ein Arsch ist.
Er seufzte.
"Du bist echt zu gut für diese Welt, aber wenn was ist sag bescheid!"
Ich nickte und umarmte ihn anschließend fest.
"Hab vielen Dank Ran."
"Kein Ding und wie gesagt nimm dir diesen Idioten nicht so sehr zu Herzen."
Ich nickte und lächelte, während ich mich umdrehte und ihm noch winkte.

Als ich außer Sichtweite war schwindete das Lächeln jedoch.
Wie konnte Rin mir nur sowas sagen, obwohl er von Luke wusste?
Habe ich ihn wirklich so falsch eingeschätzt?
Mir kamen die ganzen Bilder von der letzten Nacht in den Sinn... wie er mich angelächelt hat, wie sanft er mich berührt hat und auch was er mir für schöne sachen gesagt hat.
Das kann doch nicht alles gespielt gewesen sein... oder?
Ich hoffte einfach nur das Ran recht hatte und es nicht stimmte, aber dennoch... ich werde sicherlich nicht die sein, die sich entschuldigt geschweigeden den ersten Schritt macht.