𝑾𝒓𝒐𝒏𝒈 𝒕𝒊𝒎𝒆 ~ Haitani Rindou

Kapitel 32

Ich stand am nächsten Morgen relativ früh auf. Von der Schule hatte ich mich entschuldigt. Ein Tag tut schließlich keinem weh.
Es war echt noch nicht spät, aber Ran war schon weg. Mitbekommen hatte ich nicht wann er los war.
Als erstest schaute ich vorsichtig bei Rin rein.
Er schlief noch, war aber ziemlich blass.
Ich seufzte und machte die Tür wieder leise zu.
Lange würde der aber sicherlich nicht mehr schlafen. Da war ich mir sicher.

Ich bereitete eine Suppe sowie einen Tee zu. Da die Suppe noch eine weile köcheln musste ging ich mit dem Tee in der Hand in Rins Zimmer.
Perfektes Timing. Er war gerade dabei aufzuwachen.
"Morgen." gab ich relativ kalt von mir.
Rin rieb sich verschlafen die Augen.
"Bin ich noch high oder was machst du hier?"
Anschließend musste er niesen und gab ein leicht leidendes stöhnen von sich.
"Du siehst beschissen aus." brummte ich.
"So fühle ich mich auch."
Ich stellte die Tasse neben seinem Bett ab.
"Fuck." murmelte er, als er die Decke weg schlug und so schnell er konnte ins Bad rannte.
Das war ja vorhersehbar...

Natürlich lief ich ihm sofort hinterher, als ich ihn schon über dem Klo hängen sah.
Ohne ein Wort zu sagen hielt ich ihm die Haare etwas zurück.
Eine kleine Weile dauerte es schon, bis er sich ausgekotzt hatte.
Anschließend lehnte er sich gegen die Wand, direkt neben dem Klo.
"Warst du gestern auch schon da?"
Wow der weiß ja echt garnichts mehr.
Ich spülte erstmal und setzte mich danach neben ihn.
"Ohne mich würdest du jetzt wahrscheinlich in irgendeinem Straßengraben liegen."
"Oh fuck man mein Kopf bringt mich um..."
"Selbst schuld." antwortete ich schnippisch.
"Ich hab bestimmt viel Scheiße gelabert oder?"
"Wenn du damit meinst, das du dachtest das ein Baum dein Vater ist... dann ja."
"Okay bitte vergiss alles was ich gesagt habe. Es war nicht so gemeint."
Ich seufzte leise.
"Ich weiß."
Wieder hatte er mir unbewusst einen riesen Schlag ins Herz versetzt, aber diesmal konnte er es nicht wissen. Schließlich wusste er von letzter Nacht nichts mehr.
Erneut musste er niesen.
"So eine Scheiße.." brummte er.
"Halt kurz still." Ich wollte meine Hand an seine Stirn legen um zu fühlen ob er Fieber hatte und um Himmels willen er glühte regelrecht.
"Okay du gehst jetzt wieder ins Bett."
Ich stand auf und hielt ihm meine Hände als Hilfe zum aufstehen hin.
Er warf mir nur einen ungläubigen Blick zu.
"Keine Wiederrede." zischte ich, woraufhin er meine Hilfe annahm und aufstand.

"Der wird getrunken. Ich bin gleich wieder da." sagte ich, als er wieder im Bett war und ich ihm den Tee in die Hand gedrückt hatte.
Bevor er antworten konnte war ich schon in der Küche verschwunden.
Es dauerte jedoch nur wenige Minuten, bis ich mit einem Teller Suppe wieder zurück kam.
"Bekommst du das alleine hin?" fragte ich während ich mich auf die Bettkante setzte.
"Ich bin vielleicht krank, aber nicht behindert." gab er genervt zurück.
"Wenn du jetzt bockig wirst bin ich weg und du kannst sehen wie du kommst." ich verschränkte meine Arme und sah ihn ernst an.
"Tsk."

Es dauerte nicht lange, bis er durch sein niesen fast die Suppe verschüttete.
Ich konnte sie gerade noch rechtzeitig wegziehen.
"Puh das war knapp..."
seufzte ich.
"So das machen wir jetzt anders. Ich hab keine Lust auch noch deine Bettwäsche zu wechseln."
Rin entgegnete nichts, da ich ihm auch schon den ersten Löffel vor die Nase hielt.
"Wenn du das irgendwem erzählst bist du dran." knurrte er.
"Ja ja ich erzittere schon und jetzt iss."

Als er fertig war stellte ich auch den Teller zur Seite. Anschließend wendete ich mich direkt wieder an Rin.
Ich saß nach wie vor an der Bettkante und er saß an der Kopfseite angelehnt.
"Wir reden jetzt."
Er schielte leicht zur Seite.
"Wüsste nicht worüber." brummte er.
"Meine Güte hör auf so sturr zu sein. Du weißt genau über was ich reden möchte."
"Okay okay... machen wir es kurz. Was ich gesagt habe tut mir leid und es war nicht so gemeint. Zufriend?" gab er kleinlaut von sich, als hätte er gerade einen Kampf verloren.
Ich schüttelte jedoch den Kopf.
"Wenn du dich entschuldigst nur weil ich es hören will kannst du es gleich lassen."
Wieder sah er leicht zur Seite.
Scheinbar hasste er solche Situationen.
"Man ja okay es tut mir wirklich leid. Ich hab die Fassung verloren und Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen dürfen. Ich verspreche dir, dass ich kein Wort davon ernst gemeint habe." diesmal klang er anders.
Diesmal meinte er es ernst. Da war ich mir sicher.
"Warum bist du so ausgerastet?"
"Möchte ich nicht sagen."
"Und warum warst du nicht ehrlich und hast einfach gesagt, dass es um das Erbe ging?"
"Du hast mir doch erzählt wie dein Ex war. Ich wollte nicht, dass du denkst ich benutze dich nur wegen dem Geld."
Direkt winkte ich schmunzelnd ab.
"Ach ob du mich jetzt benutzt weil Ran lügen bei deinen Eltern verbreitet oder weil es um ein Erbe geht ist jetzt auch nicht so wichtig. Solange du ehrlich mit mir bist."
Rin musste auch leicht schmunzeln.
"Man bin ich bescheuert..."
Als sich unsere Blicke trafen verlor ich mich für einen Augenblick in seinen Augen.
Schnell sah ich leicht zur Seite.
"Und was sollte das gestern? Du bist vielleicht bescheuert, aber schlau genug um zu wissen das man nicht gleichzeitig so viel kifft und so viel trinkt."
Er zuckte mit den Schultern.
"Ich hatte gestern ziemlichen Frust abzubauen."
Ich wollte fragen, ob es wegen mir war, traute mich aber nicht. Hätte es einen anderen Grund gehabt wäre das nämlich ziemlich peinlich geworden.
"Dann ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?" fragte ich stattdessen.
"Wenn es für dich geklärt ist-"
"Schon vergessen." lächelte ich.
Jedoch konnte ich genau sehen, dass ihm immernoch etwas auf der Seele lag.
"Gibt es sonst noch irgendwas zu bequatschen?" fragte ich etwas gespielt unwissend.
Rin zögerte.
"Jetzt mach schon den Mund auf!" wurde ich etwas ungeduldig.
"... naja also können wir diese lockere Sache noch weiter laufen lassen oder bist du mit diesem Typen zusammen? Du weißt schon.. der mit der Blume." fragte er kleinlaut.
Das war ihm eindeutig peinlich.
"Ach daher weht der Wind also... bist du etwa Eifersüchtig." grinste ich leicht.
"Tsk sicher nicht. Ich will nur wissen was sache ist."
Ich lehnte mich leicht zurück und sah ihn für ein paar Sekunden stumm an.
Er schien langsam ungeduldig zu werden, was ich ziemlich amüsant fande.
"Gut okay. Ich hab die Blume nicht angenommen und bin erst recht nicht mit irgendeinem Typen zusammen."
Rin zeigte nicht wirklich eine Reaktion, legte jedoch den Kopf leicht schief.
"Also können wir so weiter machen wie zuvor?"
Ich seufzte leicht.
"Du bist unverbesserlich. Erstmal wirst du wieder gesund."
Er nickte etwas unfreiwillig.
Es herrschte eine kurze Stille, die jedoch nicht unangenehm war.
Ich rechnete nicht damit, als sich Rin plötzlich etwas nach vorne lehnte, eine Hand an meinen Hinterkopf legte und mich so gegen seinen Oberkörper drückte.
"Wenn du mich ansteckst bring ich dich um." sagte ich leise und wusste ohne ihn anzusehen, dass er gerade leicht grinste, was mich auch lächeln ließ. Daraufhin legte ich meine Arme um seinen Körper und fühlte mich wohl, endlich wieder seine Nähe spüren zu können.
Ich wünschte dieser Moment würde ewig anhalten.