Das Abflachen der Gedankenschübe, als es endlich eintritt, ist zunächst nur minimal, doch ich schließe sogleich vor Erleichterung die Augen und lasse den angehaltenen Atmen langsam entweichen. Das genügt mir, jetzt kann ich es wieder mit eisernem Griff umfangen.
Etwas legt sich auf mein Knie. Sekunden später sickert die Kälte von Jarrys Hand zu meiner Haut hindurch und ich bekomme eine Gänsehaut.
Ich öffne Augen und Mund, um zu einer Erklärung anzusetzen, doch als ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sehe, halte ich inne.
Darin liegt eine so vollkommene Gewissheit darüber, was ich gerade eben noch empfunden habe, die Kämpfe die ich mit den kleinen, garstigen Dämonen geführt habe, keine Erklärung hätte mehr Klarheit bringen können.Kann er meine Gedanken lesen? Mir wird übel. Mein Magen droht sich umzustülpen. Das ist meine größte Angst. Wenn jemand in meinen Kopf gucken könnte, würde ich mein Leben auf der Stelle beenden. Oder das dieser Person.
Ich bringe kein Wort heraus. Die Anspannung steigert sich ins Unermessliche, meine Kehle weitet sich, um meinem Mageninhalt Platz zu machen sobald ich die Zähne nicht mehr so fest aufeinanderbeiße, das ich mich soeben noch nicht zum Würgen reize.„Ich kann deine Gedanken nicht sehen." Ich keuche auf und klappe in mich zusammen. Reibe mir mit den Händen über das Gesicht und verharre gleich in der gekrümmten Position, abgeschirmt durch meine schweißnassen Finger, die ich mir auf die Augen presse, dass ich nur noch grelle Explosionen sehe.
Jarry murmelt etwas.Ich spähe zwischen meinen Finger hindurch. „Was?"
Sein Blick fährt langsam über mein Gesicht und schließt sich dann behutsam um meinen. Es ist unmöglich noch etwas außer seiner Gegenwart wahrzunehmen.„Ich sehe so viel mehr. So viel tiefer, meine Dämonin. Das kannst du dir nicht vorstellen, wenn du es nicht selbst erfahren hast.", er wispert die Wort so leise, doch sie erreichen mich mit vernichtender Klarheit und Kraft.
Ich erstarre vollkommen, mache alles dicht. ‚Ich sehe dich.', hat diese Frau in Avatar zu dem Protagonisten gesagt. Er hat es nicht einen Momentlang in negativem Licht gesehen. Er war zu blöd, es zu verstehen.
Ich renne, ich fliehe, immer tiefer ich mich selbst hinein. Das laute Rasseln und Krachen der runterratternden und auf den Boden niederschlagenden Rolltore in meinem Inneren verfolgt mich. Sogar davor fliehe ich. Ich kann die Hetzjagd auf mich selbst nicht beenden.
Kann mir keinen kleinen, dunklen Raum vorstellen, in dem ich sicher bin. Denn das, wovon die Gefahr ausgeht, bin ich selbst.
Ich und meine Vergangenheit.
Meine Entscheidungen. Meine Gefühle. Meine Gedanken. Meine Taten. Jeder Teil von mir, alles was mich ausmacht.Nicht Jarry. Nicht Jarry mit seinem urteilslosem Verständnis. Nicht das Wissen darüber, dass er mich kennt. Ob er im Detail weiß, was ich getan habe ist egal.
Er kennt mich, mich als ich es tat.Das reicht völlig, um die Soldaten meines Selbsthasses auf ewig gegen meine Mauern anrennen zu lassen. Ich höre sie stampfend marschieren, sie schlagen ihre Schwerter gegen die Schilde, Empathielosigkeit hämmert auf das Gefühl von purer Überlegenheit, Stärke und Macht. Ihre Hörner klingen wie Schreie. Schreie, deren Auslöser einzig und allein ich war.
Sie greifen mich mit meinen eigenen Waffen an, dem das mich stark gemacht hat.
Ich führe einen grausamen Krieg mit dem, was ich anderen antat, gegen mich selbst.
Ich reiße meine Narben auf, um mich selbst mit den Infekten zu zersetzen, die noch immer unter meiner Haut auf ihre Chance lauern.
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Mysterie
Mystery / ThrillerStelle dir vor, dein Leben kotzt dich an. Nicht dieses pseudo Ding, das jeder während der Pubertät mal hat. Sondern so richtig. Stahl harter Verdruss und ein tiefwurzelnder Hass auf alles um dich herum. Und dann ändert sich etwas. Die Veränderung b...