7. Mittwoch (10)

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Ich werfe nur einen kurzen Blick in meine zukünftige Unterkunft, ehe ich an dem griesgrämig blickenden, mehr einem Packesel als einem Menschen gleichenden Matt vorbei, die Flure entlang, die Treppe, die wir hinaufgekommen sind, wieder hinunter und nach draußen auf den Hof gehe.

Nur zwei Dinge unterscheiden mein und Tunas Zimmer voneinander. Meines hat keinen Balkon und die Bettvorhänge sind auberginefarben.

Jetzt, wo ich allein bin und meine Aufmerksamkeit nicht mehr vollständig von der beeindruckenden Kulisse um mich herum beansprucht wird, fällt mir die absolute Stille, die auch hier draußen die Vorherrschaft zu haben scheint, erneut auf.

Kein Vogelgezwitscher, kein Knarren, Rauschen, Zirpen oder Pfeifen.

Ich atme unnötig laut aus und scharre unruhig auf den glatten Steinfliesen zu meinen Füßen herum.
Verflucht, warum habe ich meine Kopfhörer bloß nicht mit herunter genommen? Normalerweise schleppe ich sie immer, wie eine groteske Kette um den Nacken gelegt, mit mir herum.

Etwas später stehen dann auch die Anderen endlich auf dem Hof.

Ich habe mich an die Trauerweide gelehnt und beobachte sie durch die herabhängenden Zweige. Tuna kehrt, in die Hände klatschend, soeben von einem kleinen Marsch zurück, während diesem sie die mit Solarenergie funktionierenden Powerbanks an Orten platziert hat, von denen sie denkt, dass sie irgendwann noch von der Sonne erreicht werden könnten.

„Kommt bitte zusammen, wir müssen den weiteren Ablauf besprechen.", sagt sie, unnötig laut. Es hallt.

Mit missmutig verkniffenen Lippen schreite ich aus meiner Deckung heraus auf sie zu.

„Ich habe noch keine Information von Jarik oder Thomas erhalten. Ich schlage vor, dass wir, in die gegebenen Zweier-Gruppen aufgeteilt, das Gelände erkunden. Vielleicht finden wir einen von ihnen durch Zufall. Außerdem schadet es ganz sicher nicht, wenn wir uns einen halbwegs detaillierten Lageplan schaffen. Hat jemand Einwände?"

Ohne uns auch nur im Ansatz genügend Zeit zum Nachdenken gegeben zu haben, spricht sie weiter: „Gut. Clara und ich machen uns zuerst noch auf den Weg zum Auto, um die übrigen Sachen zu holen. Darunter befinden sich auch die Wasservorräte.

Also falls ihr Durst habt, kommt in zehn Minuten wieder hierher. Alles klar so weit?"

Tuna muss auch ungeduldig sein. Normalerweise redet sie nicht so schnell und hätte uns dreimal so viel Bedenkzeit gegeben.

Dass sogar sie sich schon Sorgen macht, gibt mir zu denken. Das nasskalte Fell des Pinguins erstickt jeden hoffnungsvollen, Erleichterung schaffenden Gedanken im Keim, als er sich mit seinem erdrückenden Gewicht zurechtsetzt.

Sollte ich Matt um Rat fragen? Er hat eine gute Menschenkenntnis. Vielleicht weiß er, wo Jarry hingegangen sein könnte?

So ein Quatsch. Wie könnte er Jarry besser kennen als Tuna? Oder ich?

Ich schiele zu ihm hinüber.
Der Sack hat Kopfhörer! So eine Scheiße.
Genervt verschränke ich die Arme vor der Brust und tue, als würde ich nicht bemerken, wie er langsam durch die sich verteilenden übrigen Mitglieder auf mich zu kommt.

„Wann treffen wir uns wieder hier?", fragt Franzel und seiner Stimme ist anzuhören, wie stolz er auf seinen Einfall ist.

„Eine gute Frage." Natürlich muss sie ihn noch bestätigen...

„In spätestens zwei Stunden würde ich vorschlagen. Vermutlich haben wir dann auch wieder Hunger und können gleich Essen kochen. Nichts ist schlimmer als an einem Ort wie diesem in unserer Situation keine Beschäftigung zu haben." Sie erhält Zustimmung.

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