Wow, welches Arschloch dachte sich, es wäre eine gute Idee, diese Treppen dahin zu bauen!? Genervt drücke ich den Rücken nach meinem erschrockenen Zusammenzucken wieder durch.
Zwei symmetrische Treppen bilden ein Dreieck gleich hinter der Eingangstür. Seine obere Spitze liegt direkt über selbiger, der Boden bildet die Hypotenuse.
Ha. Hypotenuse. Ich Mathegenie...Man geht durch die Tür und glaubt, im nächsten Moment würden die Treppen über einem Kopf in sich zusammenfallen.
Während mein Herz sich langsam beruhigt, folge ich Tuna tiefer in den düsteren Raum hinein.
Haken sind an der linken Hälfte der Wand gegenüber befestigt, zusätzlich zu einem niedrigen Regal, welches unter ihnen auf Haltestreben an der Wand liegt. Ein paar Schuhe stehen darauf. Eine vereinzelte, dunkelbraune Jacke hängt am Haken ganz links.
Unwillkürlich bekomme ich eine Gänsehaut.
Die Einsamkeit und all die Geheimnisse, die dieser Ort birgt, legt sich neben dem in der Luft schwebenden Staub auf meine Schultern. Doch im Vergleich zu den Partikeln wiegen sie schwer. So schwer, dass ich die Schultern vorschiebe und den Rücken etwas krümme.
Die ehemals dunkelgrünen, doch nun durch die Sonnenbestrahlung zu einem schmutzigen grau verblichenen Vorhänge an den Fenstern stürzen sich, als stünden sie durch die über Jahrzehnte herrschende, jeden Quadratzentimeter erfüllende Stille kurz vor dem Hungertod, auf jedes von uns verursachte Geräusch.
Ich schlucke hart und schleiche auf die von der Tür aus gesehen rechte Treppe zu, die, die näher an den Fenstern der Fassade liegt.
Die Platte eines mächtigen Tisches ragt gerade noch sichtbar an der Ecke zum sich nach rechts knickenden Raum hervor. Ein Esstisch vielleicht?
Tuna hebt eine Hand.
„Pass doch auf!", keife ich Matt an, der das Zeichen zu spät bemerkt hat und gegen mich gelaufen ist, als ich stehen blieb.
„Entschuldige.", murmelt er, mit unüberhörbarer Angst in der Stimme.
Die Erkenntnis, dass sie von der Imposanz des Raumes und seiner Atmosphäre herrührt anstelle meiner Überlegenheit, enttäuscht mich bitter.
Tuna beginnt nun, nachdem sie die Stufen zunächst mit kontrollierten Tritten einzeln, auf ihre Stabilität geprüft hat, die Treppe hinaufzusteigen.
Ich lege die Fingerspitzen bewundernd auf das spiegelglatte, sandfarbene Geländer auf beiden Seiten der Treppe und gehe ihr weiter hinterher.
Ihr vor mir herschwebender Rücken blockiert meine Sicht. Verärgert runzle ich die Stirn.
Nur wegen ihr wird mir die einmalige Möglichkeit, dieses Gemäuer im scheinenden Alleingang zu entdecken verwehrt.
Aber ich will und werde mir sie nicht nehmen lassen!
Kaum habe ich den ersten Fuß auf die letzte Stufe gestellt, packe ich den kugelförmigen Aufsatz, der das Ende des Geländers schmückt und schwinge mich daran herum.
Gerade so passe ich durch die Lücke zwischen Tuna und dem Teil des Geländers, der aus Sicherheitsgründen um die Öffnung für die Treppe im Boden herumgebaut ist, hindurch.
„Viki, verdammt, was habe ich gesagt!?"
Mit einem garstigen Grinsen auf den Lippen laufe ich weiter, an einer Tür zu meiner linken vorbei und werfe einen kurzen Blick durch eines der Fenster an der rechten Wand.
Ich kann hindurch und an einer knochigen, mehr tot als lebendigen Fichte vorbei auf den Hof sehen, eine schmale Kante roter Dachziegel, die Überdachung des Säulengangs, ist im unteren Drittel sichtbar.
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Mysterie
Mystery / ThrillerStelle dir vor, dein Leben kotzt dich an. Nicht dieses pseudo Ding, das jeder während der Pubertät mal hat. Sondern so richtig. Stahl harter Verdruss und ein tiefwurzelnder Hass auf alles um dich herum. Und dann ändert sich etwas. Die Veränderung b...