PoV Ardy
Alles war schwarz. Schwarz wie die Nacht. Aber die Nacht ist doch schön? Das ist nicht schön. Alles tut mir weh. Es ist schrecklich. Egal, was ich versuche, der Schmerz vergeht nicht. Mein ganzer Körper ist verkrampft. Ich bin angespannt, von oben bis unten. Ich bekomme wenig Luft. Ich bin verzweifelt.
Auf einmal wird es besser. Es wird schöner. Die lauten Rufe in meinem Kopf werden zu entspannendem Gesang. Das mechanische Piepen einer Maschine neben mir glich plötzlich Vogelgezwitscher. Die Krämpfe werden zur Massage. Ich bin nicht mehr gefangen in meinem Körper, durch meine Fantasie finde ich einen Ausweg daraus. Ich spürte nichts mehr. Ich hörte den Vögeln zu und sang das Lied der Stimmen. Ich war in meiner eigenen Welt, ich wollte nicht mehr zurück. Nein, nie wieder zurück. Nie wieder. Nein, ich gehe nicht zurück.
Ich spüre einen Stich im Herzen. Plötzlich schlage ich die Augen auf. Ich bin auf einmal in meinen Körper zurückgekehrt. Das kann nicht wahr sein. Ich will nicht dorthin zurück. Ich kämpfe so gut es ging dagegen kann. Ich wehre mich zu atmen. Ich versuche, wieder in diese Welt zu kommen. Ich war jetzt in einer anderen Welt als zuvor. Ich sehe nichts, doch ich weiß es ist hell. Ich höre nichts, doch ich weiß, die Stimmen singen ein Lied. Ich rieche nichts, aber ich weiß, es riecht gut. Ich spüre nichts, aber es ist angenehm. Hier möchte ich bleiben.
Mich überfallt ein eigenartiges Gefühl. Als könnte ich meinen Körper jetzt verlassen, wenn ich wollte. Ich könnte jetzt raus und in diesem neuen Universum verharren. Für immer. Ist das der Tod? Lockt einen das Nichts, bis man bereit ist seinen Körper zu verlassen?
Ich kam mir betrogen vor. Wie kann ich ohne Sinne eine Welt wahrnehmen?Plötzlich durchfährt mich ein zweiter Stich im Herz. Ist das mein Körper? Ich versuche mein Bewusstsein wiederzuerlangen, um zu erfahren, was passiert. Als ich zu mir komme, spüre ich einen dritten und letzten Stich durchs Herz. Ich reiße die Augen auf. Das kann nicht sein. Ich bin wieder in diesem Körper. Ich kann es nicht fassen. Auf einmal strömen unglaublich viele Worte aus mir heraus: "NEIN NEIN NEIN, BITTE, BITTE ERLÖST MICH, LASST MICH GEHEN, BITTE, NEIN NEIN NEIN".
Ich hatte keine Kontrolle mehr.
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Das war ein unglaublich schwieriges Kapitel. Ich habe im ersten Kapitel aus Ardys Sicht versucht, eine Nahtoderfahrung auszudrücken. So etwas ist verdammt schwer. Ich hoffe, es ist mir gelungen und euch gefällt's!