Kapitel 27

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PoV Taddl

Ganz sicher war ich mir zwar nicht, dass Thommy nur früher ein Freund von ihm gewesen war, aber ich versuchte ihm zu glauben. Ein Streit mit ihm würde nichts bringen.

Arm in Arm liefen wir durchnässt zu meiner Oma zurück.

Erschöpft fielen wir ins Bett.

Am nächsten Morgen erwachte ich allein, mit einem Zettel auf dem Bauch, dass Ardy einkaufen sei.

Ich kochte mir einen Tee, als es auf einmal an der Tür klingelte. Ich fuhr mir schnell noch einmal durch die Haare und schleppte mich dann zur Tür.

Ich ging an die Sprechanlage. "Hallo?"
"Ja, Guten Tag, ich habe ein Päckchen an Herrn Ardian Bora."
Woher wussten sie, dass er hier war?
"Ja gut ähm, kommen sie doch rein", sagte ich verwirrt und drückte das Tor auf.

Ich öffnete die Tür, als der Postbote schon in meine Richtung lief. "Einmal hier unterschreiben bitte", forderte er mich auf und das tat ich auch.

Ich stellte das Paket auf den Tisch und rief Ardy an, dass er sich beeilen solle. Mir brannte es schon unter den Fingernägeln, so gespannt war ich, was drin ist.

Endlich kam er wieder und löste das Klebeband am Paket. Ganz obendrauf lag ein Brief.

PoV Ardy

Mit zittrigen Händen nahm ich den Brief und laß ihn vor.

"Lieber Ardy,

Ich bin Leo. Du musst mich nicht (mehr) kennen, aber ich kenne dich. Deine Mutter lebt. Aber sie ist in Gefahr. Dein Vater schlägt und vergewaltigt sie beinah täglich und ich weiß nicht weiter. Du musst kommen und sie retten. Wir sind in Albanien. Wo wir früher gewohnt haben. Bitte komm und rette uns. Muss mich leider kurzfassen. Er kommt.

Leooooooo"

Ich lasse meine Hände sinken und starre an die Wand, zu viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Meine Mutter lebt. Mein Vater ist ein asozialer Schläger. Wie soll ich sie retten? Ich weiß nicht mehr, wo wir gewohnt haben. Ich muss ihr helfen. Wer ist Leo? Mit den vielen o's kommt es mir irgendwoher bekannt vor. Aber woher? Und...

"Ardy?", riss mich Taddl plötzlich aus meinen Gedanken und sah mich besorgt an. Ich blickte verlegen auf den Boden.

"Ich muss dahin.", sagte ich entschlossen und hob meinen Blick.

"Lass uns erstmal gucken, was noch in dem Päckchen ist", meinte er. Ich erschrak, dass ich das komplett vergessen hatte. Übermütig riss ich die Folie, die unter dem Brief lag, in dreißig Stücke.

Darunter war ein Schuhkarton. Vorsichtig öffnete ich ihn. Es waren Bilder drin. Bilder aus meiner Kindheit. Meine ganze Familie war dort drauf.
Auf der Rückseite waren sie beschriftet.
"Ardian und Opa Petr, 1999."
Auf einem anderen Bild habe ich ein etwas jüngeres Mädchen im Arm. Ich drehe es um.
"Leonie und Ardian, 2004."
Ich drehe das Bild wieder um. Über uns ist ein Banner. "HAPPY B-DAY LEOOOOOO"

Wir sehen uns unheimlich ähnlich.

Leo ist meine Schwester.

Meine Schwester hat um Hilfe gerufen.

Ich blicke Taddl erschrocken an, der nur schweigend neben mir gestanden war. "Was ist los?", fragte er schnell.

"Der Brief ist... ist v-von... meiner Schwe-ester", schluchzte ich.

Ich muss nach Albanien und meine Familie retten. Und das so schnell wie möglich.

One wall between us ~ Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt