Kapitel 10

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PoV Taddl

Ich wollte nicht, dass er sich da so reinsteigert. Also habe ich ihn umarmt. Sehr lange sogar. Der Moment, als ich ihn in meine Arme schloss, war überwältigend. Außer meiner Mutter hatte ich noch nie einen Menschen so fest umarmt. Als ich seinen Körper an mir spürte, war es ein ganz anderes Gefühl.
Es war wunderbar.

Schweigend liefen wir in das Stockwerk, indem unsere Zimmer waren. Die Situation war merkwürdig, wir waren uns so nah und doch so fremd. Als wir an meinem Zimmer ankamen, fragte er mich ob ich nicht mit zu ihm wolle, damit wir noch ein bisschen quatschen konnten. Ich fand das eine tolle Idee, also setzte ich mich neben ihn auf sein Bett. Mir fiel auf, dass sein Bett andersherum stand als meins im Zimmer daneben. Also liegen wir mit den Köpfen direkt nebeneinander, es ist halt nur ne Wand zwischen uns.

"Wer sind eigentlich deine Eltern?", versuchte er die Konversation ins Laufen zu bringen.
"Meine Mom heißt Helena. Sie ist Friseurin. Mein Dad heißt Wolfgang."
"Und was ist er von Beruf?"
Ich wusste es nicht. Und ich schämte mich dafür. "Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich sehe ihn so selten."
"Oh... hat das 'nen Grund?"
"Ne. Also, keine Ahnung", murmelte ich und sah an die Decke.
"Hm. Über meine Eltern weiß ich ja nichts.", sagte er betrübt.
Ich wollte nicht wieder dieses Thema ansprechen. "Kennst du... Eminem?", lenkte ich ab. Er lachte.
"Jeder kennt Eminem."
"Ja okay.", lachte ich zurück.
"Ich feier den Kerl", meinte er.
"Ich auch."
Jetzt wurde es wieder ruhiger zwischen uns.

"Oh man", kicherte er und legte den Kopf in den Nacken.
"Wasn?", fragte ich und grinste.
Er schüttelte lachend den Kopf. "Es ist nur... Ich bin einfach hier, ohne Familie, ohne Zuhause, weiß nicht was passiert ist und dann kommst du und ich fühle mich... wieder lebendig. Keine Ahnung, ich vermisse einfach nichts mehr, wenn du hier bist." Das verschlug mir die Sprache. Ich wusste nicht was ich antworten sollte, aber so länger ich wartete, desto peinlicher würde es werden. "Krass", mehr brachte ich nicht zustande. "Krass?", lachte er.
"Naja, wir kennen uns doch kaum."
Was dümmeres hätte ich nicht sagen können. Er hatte doch nur mich. Was tat ich da? In dem Moment, als die Worte gesagt waren, bereute ich sie zutiefst. Er schien perplex. "Ja... ja, das stimmt wohl. Entschuldige mich, wenn ich manchmal 'n bisschen... ist ja egal. Ich hol mir schnell was zu trinken", stammelte er und ließ mich in seinem Zimmer allein. Gott, war ich ein Dummkopf. Ein elendiger Dummkopf.

Ich taumelte in mein Zimmer, benommen von meiner eigenen Dummheit. Ich legte mich in mein Bett und schlief auch erstaunlich schnell ein.

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Das wars. Heute keine special Anmerkung zum Text.
Habt ihr euch schon Forrest angehört? Ich find' es supergeil.

One wall between us ~ Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt