Kapitel 18

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PoV Taddl

Als ich aufwachte, schlief er immernoch. Mein Arm ruhte auf seiner Schulter.
Es machte mich so unbeschreiblich glücklich, ihn so ruhig und sorgenfrei schlafen zu sehen.
Noch eine halbe Stunde saß ich so da.
Schließlich wachte er auf und blinzelte mir verschlafen entgegen.

"Sind wir die ganze Nacht hier geblieben?", gähnte er.
"Ja."
Er lächelte, drehte sich weiter zu mir und legte seine Hand auf meine Brust.

Er zog seine Hand sofort wieder zurück und setzte sich aufrechter.
"Oh fuck, sorry... du bist ja nicht... Also ich meine..."
"Schon okay", unterbrach ich ihn, "komm her."

Er zögerte, aber kuschelte seinen Kopf dann wieder auf meine Schulter und legte seinen Arm meinen Bauch.

Ich genoss dieses Gefühl. Daran könnte ich mich fast gewöhnen.

PoV Ardy

Es war so wunderschön, bei ihm zu sein und seine Wärme an meiner Wange zu spüren. Die letzten Nächte hatte ich immer Albträume. Nur diese Nacht nicht. Bei Taddl fühlte ich mich wohl, als hätte ich endlich ein Zuhause gefunden.

Ich wusste, dass er nichts für mich empfand, aber trotzdem genoss ich jeden Moment unserer Bruderschaft.

Irgendwann wurde es uns zu eng und wir kletterten wieder herunter. Sofort fehlte mir Taddls Wärme.

Wir gingen beide auf unsere Zimmer um uns zu duschen und uns etwas frisches anzuziehen. Als ich mir gerade meine Schuhe anzog, um draußen ein bisschen frische Luft zu schnappen, klopfte es an der Tür.
"Herein!"

Taddl öffnete die Tür. Und er hatte kein Oberteil an. Ich konzentrierte mich so sehr, in seine Augen statt auf seine Muskeln zu gucken, dass ich nicht wahrnahm was er sagte.

"Oh, entschuldige bitte, was willst du?", lachte ich. Er grinste.
"Ob du'n T-shirt für mich hast, hab ich gefragt. Meine sind alle noch im Waschsalon, hatte ja nicht allzu viel dabei. Und diese Krankenhauskittel sind auch nicht die schönsten."
Ja, bekommst aber keins, dachte ich, lauf einfach so rum.
Fast hätte ich wieder vergessen ihm zu antworten.
"Ähm, ja klar. Welches?"
Ich hielt ihm zwei Shirts hin. Er nahm das schwarze mit dem weißen Muster darauf. Es stand ihm fabelhaft.

Wir gingen zusammen raus und setzten uns auf eine Parkbank neben dem Eingang.

"Du, Ardy?"
"J-ja?", zitterte ich. Es war saukalt draußen. "Wollen wir später mal in die Caféteria hier gehen? War da noch nie."
"K-klar gern"
"Ist dir kalt?"
"Ja schon"
"Wollen wir rein?"
Nein, nein, ich wollte jetzt nicht reingehen. Egal, wie kalt mir war, der Moment war so perfekt. Die Abendsonne tauchte alles in ein wunderschönes rot und der Ausblick war atemberaubend. Und der Junge neben mir auch.
"Nein, es ist gerade so schön"
"Du wirst krank." Ich liebte es, wenn er sich um mich sorgte. Er zog seine Jacke aus und legte sie um meine Schultern.
"Hey passt schon, du musst nicht-"
"Lass sie einfach an, okay?", unterbrach er mich. Wir schwiegen für eine Weile. Der Himmel färbte sich immer roter und ich lehnte mich an Taddls Schulter. Er legte seinen Arm um mich.

In diesem Moment kam ein alter Mann aus dem Krankenhaus und sah uns verachtend an.
"Scheiß Schwuchteln", flüsterte er und schüttelte den Kopf.
"Bitte, wie war das?", fragte Taddl ernst.
"Scheiß Schwuchteln!", wiederholte der Alte laut. Das traf mich wie ein Dolch ins Herz. Natürlich konnte es mir egal sein, aber wie kann man nur Leute wegen so etwas verachten. Taddl ballte seine Hand zu einer Faust und ich spürte, wie sich sein gesamter Körper anspannte.
"Taddl bitte", begann ich, "lass den einfach"
Aber er ignorierte mich.
"Habt ihr eigentlich nie 'ne Erziehung genossen? Ist doch ekelhaft!", provozierte der Alte wieder.
"Würden sie bitte ihre Gehhilfen auch benutzen und sich vom Acker machen?"
Ich stieß ihn leicht von der Seite an, dass er es lassen sollte, aber er ließ es nicht.
Der Alte schüttelte den Kopf. "Ekelhaftes Pack. Ich sag's euch, hört mal auf mit eurer Schwulennummer, das wird euch noch vieles versauen im Leben!"
Taddl sprang auf. "ICH GLAUB ES NICHT. KENNEN SIE DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN 'MEIN' UND 'DEIN'? DAS IST MEIN LEBEN, UND NICHT IHRES! ARDY, WIR GEHEN."
Er hatte einen hochroten Kopf. Er packte mich am Arm und zog mich zurück zu meinem Zimmer.
"Gute Nacht", sagte er knapp und war auch schon verschwunden.

Ich lag noch ewig wach, denn der Alte ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Taddl war auch gleich so ausgerastet, obwohl er nicht einmal schwul war. Naja, vielleicht war es ja genau deswegen.
Dreimal klopfte ich an Taddls Tür.
"Herein", seufzte er.
Ich öffnete die Tür. Er lag mit dem Rücken zu mir und drehte sich ganz leicht, um zu sehen, wer gekommen war.
"Ardy! Geht's dir gut? Warum bist du hier?" Gottseidank war er nicht sauer auf mich oder so.
"Kann nicht schlafen, der alte Mann geht mir nicht aus dem Kopf"
"Ach, scheiß auf den Sack. Leg dich zu mir", sagte er in der sanftesten Stimme.

Wortlos ging ich zu ihm und legte mich neben ihm. Und so schliefen wir ein. Wieder Arm in Arm, wie letzte Nacht.

One wall between us ~ Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt