PoV Ardy
Auf meiner Seite des Bettes fehlte mir Taddls Wärme, also drehte ich mich nach links und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.
Kurze Zeit später begann ich zu träumen.
Ich bin 12. Das vertraute ding erklingt und ich nehme meinen Finger von der Klingel. Kurze Zeit später öffnet Thommy mir die Tür. Wir sind beste Freunde.
Nachdem wir zwei Stunden mit dem Fahrrad durch unsere aufgemalten Kreidebahnen gefahren sind, wird uns langsam langweilig.
"Was machen wir jetzt?", fragt Thommy.
"Wollen wir Chan holen und Mutter-Vater-Kind spielen?"
"Au jaaa"
Das tun wir auch. Wir streiten uns darum, wer die Mutter sein muss, das werde dann aber letztendlich ich.
Wir spielen, wie wir zusammen einkaufen fahren und essen.
"Ich liebe dich, Thommy" , sage ich in einem gespielt verführerischen Ton.
"Ich dich auch... Ardianne", lachte er.
Die Erinnerung daran war so schön. Eine unbeschwerte Zeit.
"Ardian, komm jetzt rein!", schreit mein Vater aus dem Haus.
So schnell wie möglich werfe ich alles in die Garage und renne zum Haus.
"ICH LIEBE DICH, THOMMY", rufe ich noch einmal, bis er fast am Boden liegt vor Lachen.
Als ich aufwachte, lag ich alleine in meinem Bett und Taddls Seite war kalt. Ich schleppte mich auf und ging ins Bad. Ich sah auf die alte Uhr. 5:07 Uhr. Wo soll denn Taddl um die Uhrzeit sein?
Ich kochte mir einen Tee und legte mich wieder ins Bett. Es fühlte sich so gut an, mich an Brocken aus meiner Kindheit erinnern zu können, aber auch seltsam, da es sich nicht wie mein Leben anfühlte, sondern eher wie ein Film.
Ich hörte, wie jemand die Haustür aufschloss und den Gang entlang lief. Allein an dem Klang seiner Schritte erkannte ich Taddl.
Ich grinste in mich hinein, voller Vorfreude, ihm von meiner Erinnerung zu erzählen.
Er betrat das Schlafzimmer und ging schnurstracks an mir vorbei und schnappte sich einen Rucksack. Als er sich umdrehte, zuckte er zusammen.
"D-du bist wach?", fragte er mit einem leicht zornigen Unterton.
"Ähm, ja. Komm mal her!", rief ich und breitete meine Arme aus.
Vielleicht war er nur genervt von irgendetwas und brauchte eine Umarmung.Doch er sah mich nur schief an.
"Du tickst doch nicht ganz richtig", murmelte er und ging Richtung Tür.
"Wie bitte?? Was ist denn los?"Ich durchdachte die letzten paar Tage, doch war mir keiner Schuld bewusst.
"Geh doch zu Thommy, wenn du 'ne Umarmung willst", knurrte er und verließ den Raum.
Als er die Tür knallte, realisierte ich es erst. Er war weg. Einfach so. Und woher wusste er von Thommy?
Was ist hier los?
Schnell zog ich mir meine Hose und T-Shirt an und rannte ihm hinterher. Ich folgte ihm bis in den naheliegenden Park. Das Gras wurde schwach von der aufgehenden Sonne beleuchtet.
Als es zu nieseln anfing, bekam ich fast einen Anfall. Nicht das auch noch. Ich hasste Nieselregen.
Barfuß latschte ich durch unzählige Pfützen.
Plötzlich blieb Taddl stehen und drehte sich um.
"Wieso bist du mir gefolgt?", schrie er mir aus der Ferne zu.
Ich wusste nicht, wie ich es ausdrücken sollte, dass ich rein gar nichts verstanden hatte.
"Wir haben uns nichts mehr zu sagen", fügte er hinzu.
"Doch", rief ich und lief in seine Richtung. Er bewegte sich nicht von der Stelle.Als ich ihm näher kam, entspannte sich sein Gesicht und seine Augen füllten sich mit Tränen. Sobald die erste Träne seine Wange entlang lief, fing es an stark zu regnen, als würde der Himmel mit ihm weinen.
"W-wer ist T-thommy?", schluchzte er.
"Das ist dein Problem? Ein Junge, mit dem ich als kleines Kind gespielt habe. Ich habe heute Nacht von ihm geträumt, woher weißt du davon?", erklärte ich ihm ruhig.
"VERARSCH MICH DOCH NICHT, ARDY! DU HAST IM SCHLAF 'ICH LIEBE DICH THOMMY' GESAGT. DIE LÜGEN KANNST DU DEINER MUTTER ERZÄHLEN!", schrie er mich an. Die Anspielung auf meine Mutter traf mich sehr.
"Meine Mutter ist... denke ich tot", entgegnete ich leise und unsicher.
"Man... so meinte ich das nicht, aber... aber warum hast du gesagt, dass du Thommy liebst?", sagte er nun leiser.
"Es war eine Erinnerung an meine Kindheit. Wir haben Vater-Mutter-Kind gespielt... und dann habe ich das aus Spaß dauernd gerufen. Bitte, glaub mir, Taddl... bitte", schluchzte ich verzweifelt.
Als Antwort küsste er mich lange auf den Mund.
"Ardy...", hauchte er in mein Ohr.
"Mh?"
"Ich werde doch wohl dein Einziger bleiben, oder?"
Ich nickte.
"Für immer", flüsterte ich ihm zu.
"Sag das nicht, ich gehe dir so lange auf den Sack bis du das Weite suchst", scherzte er.Ich schlug ihm aus Spaß auf die Schulter und er legte seinen Arm um mich. Im strömenden Regen liefen wir so wieder zu seiner Oma zurück.
Die aufgehende Sonne warf ein wunderschönes, rötliches Licht auf Taddl.
Oh mein Gott, ich war so verliebt.
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Hey Leute, endlich wieder ein Kapitel :D Ich werde diese Fanfiction wohl bald zu Ende bringen.