Kapitel 21

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PoV Taddl

Die Sonne ging viel zu schnell auf. Ich und Ardy hatten die ganze Nacht zusammen verbracht. Wir zählten die Sterne und küssten uns bei neuen 50. Anfangs waren unsere Küsse zaghaft, keiner wusste wirklich, was zu tun war und es war ungewohnt, einen Jungen zu küssen. Aber mit jedem Mal, das unsere Lippen aufeinandertrafen, wurde es sicherer, fordender und liebender.

Unsere Liebe ging so schnell, aber sie war unaufhaltbar. Ich liebte das erste Mal ehrlich.

Wir gingen beide in unsere Zimmer, duschten uns und zogen uns um.
Später gingen wir noch einmal in das Café. Eine etwas ältere, aber sympathische Kellnerin kam um die Ecke und lief auf uns zu.

"Guten Tag! Was möchtet ihr?"
"Einen Kaffee, bitte", bestellte Ardy.
"Alles klar. Und für Sie?", wandte sie sich zu mir.
"Für mich 'nen Kräutertee bitte"
Sie nickte und verschwand wieder hinter der Ecke.
"Trinkst du keinen Kaffee?", fragte mich Ardy ironisch lächelnd.
"Schmeckt mir nicht"
"Dir schmeckt kein Kaffee??", fragte er mich entsetzt, woraufhin ich ihn mit einem sorry-dass-ich-geboren-bin-Blick ansah.
Er verstand und nahm ein Infoblatt in die Hand.

"Ey Tudd, übermorgen ist ein Auftritt vor dem Krankenhaus von... Wo steht das denn? Ach da: Filistine. Hast du Bock?"
Oh ja, Live-Musik war genau das richtige für mich. "Klar, geile Idee!"

Abends legten wir uns beide allein auf unsere Zimmer, wir mussten wohl beide erst einmal lernen, mit der neuen Situation umzugehen.

Doktor Ericht klopfte an der Tür und ich rief ihn herein.

"Hallo, Thaddeus! Gut, dass ich dich sehe, als ich dich gestern sprechen wollte, warst du gerade draußen."
Ich antwortete nichts, in der Hoffnung, er würde einfach weiterreden.
"Nun gut... Also: Du und Ardy werdet wohl vorraussichtlich in 3 Tagen entlassen. Euch geht es beiden wieder gut, die Untersuchungen und Beobachtungszeit sind abgeschlossen. Ich denke, ihr seid wieder fit. Siehst du das auch so?"

Ich nickte. Ich hatte keine Lust mehr, hier in diesem Krankenhaus eingesperrt zu sein.

"Wann darf meine Mum nach Hause?", fragte ich den Dok.
Er blätterte eine Seite von seinem Klemmbrett um.
"Sie wird wohl noch eine Woche länger als du bleiben, da ihr die Erkältung schlimmer zugesetzt hat als gedacht. Wir müssen sie noch beobachten, nicht, dass das chronisch wird", erklärte er mir.

Oh man, erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meine Mum die letzten Tage total vernachlässigt hatte.
Ich wollte sie auch gar nicht sehen, ihre Homophobie ekelte mich nur noch an. Früher habe ich einfach zu allem Ja und Amen gesagt. Aber ihre gesamte Weltansicht war total begrenzt. Sie hat doch echt keine Ahnung, was auf dem Planeten zählt. Wen man liebt ist da wohl eher eins der Dinge, die vollkommen egal sind.

"Thaddeus?", riss mich Doktor Ericht aus meinen Gedanken.
"Oh, entschuldigen Sie, ich hab' nur kurz nachgedacht. Was haben Sie gesagt?"
"Ich gehe jetzt zu Ardy. Hast du schon gegessen?", wiederholte er sich.
"Ähm ja, vor 'ner Stunde ungefähr."
"Okay, bis dann"

Ich wusste genau, dass Ardy sich nicht freuen würde. Er wollte nicht nach Hause. Er hatte auch keines.

Nachdem ich Doktor Ericht wieder in sein Büro gehen hörte, wollte ich gleich zu Ardy. Er öffnete seine Tür im selben Moment wie ich meine und wir trafen uns im Gang. Sofort umarmte er mich fest und ich hörte ein leises Schluchzen.

PoV Ardy

Natürlich ging jeder davon aus, wenn ich entlassen werde, gehe ich friedlich in das schöne Haus meiner Eltern, das bei mir im Computer eingetragen ist und freue mich dann des Lebens.
Nein.
Tu ich nicht.

"Ardy...", flüsterte Taddl und legte sein Kinn auf meinen Kopf.
Ich lehnte mein Gesicht auf seine Brust und sofort flossen die ersten Tränen.

"Warum sagst du denen nicht einfach, dass du kein Zuhause hast?"
"Ja klar, genau! Damit sie mich gleich ins Heim stecken! Super Idee!", sagte ich ironisch.
"Ardy, was ist denn daran so schlimm? Du hättest ein Dach über dem Kopf und Verpflegung. Ich glaub' nicht, dass du viele Alternativen hast."

Und wieder schluchzte ich einmal laut auf.
Ich wollte nicht ins Heim. Wenn ich schon nichts habe, soll mir das nicht auch noch unter die Nase gerieben werden. Außerdem sind die manchmal so streng, da bin ich lieber frei aber wohne unter einer Brücke.

"Du kannst zu mir!", unterbrach Taddl meine Gedanken. Ein Welle an Gefühlen durchflutete meinen Körper. Was hatte er gesagt? Es klang nach der perfekten Lösung.
"W-was? Wirklich jetzt?"
"Ja klar! Wir haben ein Gästezimmer und unser Haus ist groß genug."
"Als ob", schrie ich lachend und drückte ihn noch fester an mich.

"Dann bin ich ja immer bei dir", euphorierte ich.
"Dann bist du immer bei mir, genau", bestätigte Taddl.

"Aber was ist mit Helena?"
Wir müssten unsere Liebe vor ihr verstecken.
"Psht, schrei doch nicht so," kicherte Taddl, "das kriegen wir hin, okay?"

Ich nickte. Er nahm meinen Kopf und küsste mich leidenschaftlich.

"Hat mich jemand geruf- Thaddeus??"
Sofort lösten wir uns wieder voneinander.

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One wall between us ~ Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt