PoV Taddl
Das neue Haus war wunderschön. Ich freute mich schon so sehr darauf, endlich einzuziehen.
Ardys Schwester schwärmte jeden Tag mindestens fünfundzwanzig Mal von dem Garten. Ihr ganzes Leben lang hatte sie davon geträumt ein eigenes Beet zu haben, Blumen und Gemüse anzupflanzen.
Das wird toll. Ich werde mit meinem Freund und seiner Familie zusammenwohnen! ... Meine Familie!
Mein Handy klingelte.
Ich zog es geschickt aus der Hosentasche.Mama.
Was? Seit unserem Streit im Krankenhaus hatte ich nichts mehr von ihr gehört.
"Hallo Mama?"
"Hey, Thaddeus. Können wir uns treffen?"
"Wieso sollten wir? Ich 'bin doch nicht mehr dein Sohn'?"
"Ich hab Mist gebaut. Es tut mir leid. Natürlich bist du noch mein Sohn. Es ist nicht schlimm, dass du Ardy liebst."
"Ok. Hm."Ich war so glücklich, dass sich meine Mutter entschuldigt hatte, aber irgendwie wollte ich ihr nicht vergeben. Aber sie war nun mal meine Mutter.
"13 Uhr, bei dieser Raststätte d?"
"Klar, bis dann"Als ich meine Mutter traf, erzählte ich ihr alles was passiert war.
Sie wirkte einsichtig und bereute ihre Fehler.Es tat gut, aus meiner Familie wieder jemanden bei mir zu haben.
"Hallo Tuddli", rief mir Ardy aus der Ferne zu, als er mich kommen sah und winkte mir. Als er meine Mutter hinter mir sah, blieb er wie angewurzelt stehen und senkte seine Hand. Er sah betrübt zu Boden.
Ich drehte mich zu meiner Ma um, sie nickte. Also lief ich zu Ardy, flüsterte ihm "Alles gut, keine Sorge" ins Ohr, nahm seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn.
Anfangs zaghaft erwiderte er diesen Kuss.
Auf einmal spürte ich eine feste Umarmung, die uns beide umschloss. Meine Mutter knuddelte uns, obwohl wir uns gerade geküsst hatten.
"Ardy?", flüsterte ich
"Ja?"
"Ich glaube, jetzt beginnt ein besseres Leben."Wieder bei meiner Oma angekommen gerieten wir erst einmal richtig in den Umzugsstress.
Überall Kisten, große Plastiktaschen und zerlegte Möbelstücke.
Nachdem ich meiner Oma eine halbe Stunde geholfen hatte, war Ardy plötzlich wie verschwunden.
Ich pausierte kurz und suchte ihn. Im Badezimmer wurde ich schließlich fündig. Er saß auf dem Rand der Badewanne, den Kopf auf die Hände gestützt und weinte.
"Ardy, Schatz, was ist los?"
"Nichts schlimmes es i-ist nur noch so ungewo-ohnt", schluchzte er.
"Was genau meinst du?"
"So lange bin ich ja noch ni-icht von meinem Vater weg. Jetzt ziehe ich mit meinem Freund zusa-ammen. Das ist so ein großer Schritt, weißt du-hu?"
"Ja, verstehe ich. Wir packen das alles, du wirst dich so schnell daran gewöhnt haben!"Er streckte seine Hand aus, dass ich ihm hochhelfen sollte, was ich auch tat.
Geschickt verwickelte ich ihn in einen innigen Kuss.
Ich nahm ihn an der Hand und wir gingen aus dem Badezimmer.
"Oma, wir gehen schnell frische Luft schnappen!"Mit diesen Worten schloss ich die Tür hinter uns und Hand in Hand liefen wir die einsame Straße entlang.
Ardy hielt an, drehte mich zu sich, schob sich näher zu mir und küsste mich.
Immer und immer wieder.
Dieser Moment gehörte nur uns beiden.
Ein Moment der Ruhe, der Leidenschaft und der Liebe.
Ein Moment, der das Leben lebenswert machte.
Als wäre es die Lebensaufgabe des Menschen, seine zweite Hälfte zu finden. Sein Gegenstück. Und diese Aufgabe hatte ich mit Ardy mehr als erfüllt.
In den Pfützen spiegelten sich unsere vereinten Körper.
Nichts auf dieser Erde könnte uns trennen.
Wir waren eins.