PoV Ardy
Das erste Mal seit Tagen wagte ich mich wieder vor die Tür. Ich suchte wieder meinen vertrauten Platz in der Kirche auf und dachte über alles nach. Ich hatte es noch nicht ganz realisiert, dass ich mich in einen Jungen verliebt hatte. Und erst recht nicht, dass er nicht dasselbe fühlte. Im Gegenteil, er betonte noch, dass er ja keine 'Schwuchtel' sei. Ich bin auch keine. Ich hatte mich eben nur in einen Jungen verliebt.
Ich zuckte zusammen als mein Handy klingelte, da ich eigentlich dachte, dass ich es nicht mithatte. Ein Anruf von Taddl.
Ich ging nicht ran, weil ich nicht wusste worüber wir reden sollten, dafür gab es keine Entschuldigung.Als er noch dreimal anrief, ging ich schließlich ran, vielleicht war es ja doch wichtig. Bevor ich etwas sagen konnte sprach er sofort.
"Ardy, bitte, komm zu mir", sagte er heulend. Er weinte heftig.
"Warum?", fragte ich leise und vorsichtig.
"Ich brauche dich. Ich weiß, dass ich gemein und unfair war, aber bitte vergib mir! Komm her, wir reden über alles. Das sah wie irgendein Spiel aus oder so und ich erinnere mich immer wieder an deinen enttäuschten Gesichtsausdruck..."
"Alles klar, bin in 5 Minuten bei dir", versprach ich, während ich schon aufstand.Eigentlich wollte ich nicht nachgeben, aber ich konnte ihn nicht weinend alleine lassen. Er war sonst so stark, dass etwas schlimmes passiert sein musste, wenn er weinte. Also sah ich für einen Moment über meinen Egoismus hinweg und rannte zu ihm.
Ich schwang seine Tür auf und wollte ihn in den Arm nehmen, doch er war nicht da.
"Ardy?", rief er mich.
"Wo bist du?"
"Zwei Zimmer weiter", schluchzte er.Ich lief so schnell ich konnte und driftete um die Ecke. Taddl saß neben seiner Mutter auf dem Bett. Trotz ihrer Anwesenheit sprang er auf und nahm mich in den Arm.
Als ich mich auf den Stuhl neben dem Bett setzte, streckte Taddls Mum mir ihre Hand entgegen und ich schüttelte sie.
"Ich bin Helena, Thaddeus' Mutter", stellte sich vor. Sie hatte so ein sympathisches Lächeln auf den Lippen.
"Freut mich, Sie kennenzulernen, ich bin Ardy. Oder Ardian"
"Du kannst mich ruhig duzen!"
Und sofort mochte ich sie. "Okay... Helena", lachte ich.Taddl hatte aufgehört zu weinen, als ich den Raum betreten hatte.
Er schwieg und sah zu Boden.
"Taddl?", fragte ich verlegen, "Wollen wir uns alleine unterhalten?"
Er nickte nur. Seine Mum lächelte mich verständnisvoll an und Taddl und ich verließen den Raum. Wir setzten uns in mein Zimmer.PoV Taddl
Ich wusste, dass ich 'nen Fehler gemacht hatte. Und den musste ich wieder gut machen. Ich wollte ihn so gerne wieder küssen, denn das war die schönste Art des Vertragens. Aber das würde alles nur verschlimmern. Genau deswegen war ja alles so komisch geworden zwischen uns.
Ich wollte ihm keine Gefühle vorspielen, die einfach nicht da waren. Ob er jetzt in mich verliebt war, wusste ich nicht. Aber er war ziemlich verletzt, als ich ihm sagte, dass ich das nur als Mittel zum Zweck benutzt habe.
Ardy, ich vermisste ihn. Als Freund. Als besten Freund.
"Du fehlst mir, Alter", seufzte ich.
"Du mir auch", flüsterte er, "aber was war das?"
"Ich weiß auch nicht..."
Ich hätte nicht so viel Selbstbewusstsein von ihm erwartet, aber er sagte gerade raus: "Ich hab' mich in dich verliebt, Junge. Toll haste das gemacht. Weißt du, du küsst mich und dann sagst du, dass du keine Schwuchtel bist. Was soll denn der Mist? Gefühle vorspielen und dann einen auf Macker machen gibt's nicht, Alter."Mit diesen Worten verließ er den Raum. Ich konnte seine Enttäuschung verstehen, aber ich blieb wie angewurzelt sitzen und starrte auf die Tür.
Seine Wut riss mir ein Teil meines Herzens aus dem Leib. Ich hatte ihn verletzt, meinen besten Freund. Oder auch meinen einzigen.
Ich wollte nicht, dass er sich wieder etwas tat, also stand ich auf und ging ihn suchen. Als ich ihn nirgends fand, rief ich ihn an und er hob sofort ab.
"Ja Taddl?"
"Wo bist du?", fragte ich.
"Nirgendswo."
"Junge..."
"In der Kirche."
"Ich wusste gar nicht, dass du gläubisch bist."
"Bin ich auch nicht."Verwirrt legte ich auf und ging zur Kirche. Ich ging durch die Reihen und guckte auf jeden Platz, aber ich fand ihn nicht. Ich holte mein Handy heraus und wollte ihm gerade schreiben, ob er mich verarscht hatte, als ich ein Lachen von hinten hörte. Verwirrt blickte ich mich um, als ich ihn oben in einem kleinen Raum entdeckte.
Ich krabbelte zu ihm hoch."Hier chillst du also öfter?"
"Ja. Ist halt'n bisschen eng", murmelte er.
"Schon okay", sagte ich und legte meinen Arm um ihn.Und so schliefen wir ein. Arm in Arm. Und so ruhten wir die ganze Nacht.
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