11. new person

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Ran

Eric hatte mich des Raumes verwiesen also saß ich jetzt im Wohnzimmer und wartete darauf, dass mein Bruder wieder runterkommen würde. Ich hatte ihn selten so wütend erlebt. Er war sonst doch immer so ruhig. Stresste ihn vielleicht etwas? Sanjis Zustand vielleicht?

„Hey."

Ich sah auf. „Moe, was machst du hier?", fragte ich und warum konnte er einfach reinkommen?

„Naja, Eric braucht meine Unterstützung kleiner Bruder.", sagte er und stellte einen Karton auf dem Tisch ab. „Was ist da drin?", fragte ich. „Einige seine Bücher. Warum?", warf er zurück. „Nur so. Wollte wissen wofür er dich mehr braucht als mich.", erwiderte ich und zog die Beine auf die Couch. Moe lächelte und diesmal sah es sogar etwas echt aus. „Ach Ran, mach dir keinen Kopf. Du bleibst sein Liebling.", sagte er und kam zu mir. Er setzte sich neben mich und sah an die Wand mit den Gemälden. „Er versucht dich nicht zu belasten. Wir alle wissen wie schwer es für dich ist wegen Sanji.", murmelte er und räusperte sich danach leise. „Sanji ist oben.", sagte ich, da ich nicht glaubte, dass er davon wusste aber Moe schien davon nicht überrascht. „Wie hat er auf dich reagiert?", fragte er und sah mich interessiert an.

„Ich weiß nicht wie er reagiert hätte, wenn ich nicht zu voreifrig gewesen wäre. Er hat mich geschlagen aber zu Recht. Ich hätte ihn nicht küssen dürfen.", murmelte ich und sah in Moes Augen. Sie waren nicht wie immer mit Arroganz oder Abwertung gefüllt. Er schien wirklich Mitleid zu haben. „Warum hat er dich geschlagen?", fragte er. „Weil er mich nicht liebt.", erwiderte ich und fühlt wie ein Stich durch meinen Brustkorb ging. Ich sah auf Moes Oberschenkel und biss mir auf die Unterlippe. Nicht weinen. Nicht vor ihm.

Doch meine Augen brannten. Leicht wiegte ich mich selber vor und zurück aber es half wenig. Die erste Träne floss über meine Wange.

„Er lieb mich nicht.", wimmerte ich leise und ballte die Hände zu Fäusten. Im Augenwinkel sah ich wie Moe eine Hand hob und wenig später traf sie auf meinen Oberarm. „Ranga, sieh mich an.", sagte er ruhig. Also sah ich auf. Er lächelte sanft und hob die andere Hand um meine Tränen weg zu wischen. „Er liebt dich. Da bin ich mir sicher. Ganz tief in seinem Herzen.", sagte er und strich mir die Haare hinters Ohr. „Du hast nicht umsonst gewartet.", ergänzte er und zwinkerte mir zu.

„Wenn das so wäre, würde ich ihn fühlen. Ich hätte gefühlt was mit ihm passiert wäre.", sagte ich leise und senkte wieder den Blick. Moe seufzte aber ihm schien auch nichts mehr einzufallen.

Wir hörten Schritte auf der Treppe. Wenig später betrat Eric den Raum. „Was ist denn mit euch los?", fragte er und ging auf den Karton zu den Moe abgestellt hatte. „Sanji.", erwiderte Moe und lehnte sich zurück. „Dem geht es gut. Mach euch da mal keine Gedanken. Es sollte auch gleich meine Freundin auftauchen. Dann wird es Sanji ganz schnell besser gehen.", erklärte Eric und sah überlegend über den Inhalt im Karton.

„Fiona?", fragte Moe. Eric nickte. „Findest du es nicht etwas widerlich sie als Freundin zu bezeichnen? Sie ist 7 Jahre jünger als du.", sagte Moe. Eric legte die Hände auf dem Rand des Kartons ab und schloss kurz die Augen. Dann knurrte er leise: „Könntet ihr nur für einen Tag aufhören ständig an mir rum zu kritisieren?" Okay vielleicht war sein Ausrasten doch nicht wegen Sanji. „Tut mir leid.", murmelte ich leise und bekam sofort ein dankbares Nicken zurück.

Moe lachte leise. „Bist du es anders von mir gewohnt." Eric funkelte ihn wütend an. Seine Augen leuchteten gelb auf und auf seinem Nasenrücken formten sich kleine Falten.

„Genau deswegen stört es mich so.", knurrte er und seine Nasenflügel bebten. Ich zog den Kopf ein aber Moe zeigte keine Reaktion. „Spiel dich nicht so auf.", sagte er nur und stand auf.

„Moe!"

Diesmal fuhr er zusammen. Doch die Stimme gehörte nicht meinem Bruder, sondern Atayo. „Sprich nicht so respektlos mit deinem Bruder.", fuhr er ihn an und setzte sich an die große Tafel. Moe nickte sofort und entschuldigte sich dann. Mit schnellen Schritten verließ er den Raum.

„Danke.", murrte Eric. „Keine Ursache.", erwiderte Atayo aber das Danke meines Bruders war nicht ernst gemeint. Ich konnte geradezu riechen wie sehr ihm diese Situation nicht passte.

Atayo war jünger als er und dennoch schienen seine Geschwister, seine Familie eher auf Atayo zu hören als auf ihn.

„Wie geht es meinem Bruder?", fragte Atayo und sah Eric mit verschränkten Armen an. „Er ist noch sehr verwirrt und bekommt Flashbacks. Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Ich hoffe, dass es ihn dadurch nicht mehr so hart erwischt. Er wird dennoch daran denken, aber es wird ihn nicht mehr so...", erklärte Eric aber die Türklingel unterbrach ihn.

„Ich mach auf.", kam es aus dem Flur. „Moe.", knurrte Atayo. „Als wäre er hier zu Hause.", ergänzte er und schüttelte den Kopf.

Wenig später betrat Moe mit einer Frau den Raum. Sie hatte mittellange, schwarze, glatte Haare und ihre blaugrauen Augen bildeten dazu einen beeindruckenden Kontrast. Sie war zierlich und recht klein aber strahlte dennoch eine solche Dominanz aus. „Eric.", sagte sie mit sanfter Stimme und lächelte. „Fiona.", erwiderte mein Bruder.

Sie ging auf ihn zu und legte ihre Arme zur Begrüßung um ihn. Dabei fiel mir Moes Blick auf. Er war im Türrahmen stehen geblieben und starrte rücksichtslos auf ihre Kehrseite. Er sabberte schon fast. So ein Widerling.

Vor Sanji wäre sie auch mein Typ gewesen aber ich war nicht annähernd so schleimig.

„Ich sollte vielleicht direkt mit meiner Arbeit beginnen. Es klang dringend was du mir geschrieben hattest. Und tragisch.", sagte sie und legte eine Haarsträhne, welche nach vorne gerutscht war wieder nachhinten.

„Aber klar. Ich zeig dir sein Zimmer.", sagte Eric. Aber Moe hielt ihn zurück. „Alles gut. Mach ich schon.", sagte er und hielt der jungen Frau die Tür offen. Eric verdrehte die Augen und ließ sie ziehen. Musste er ihr nicht vielleicht noch etwas zu Sanji sagen? Wollte er ihn einfach mit den beiden alleine lassen?

„Eric?", fragte ich vorsichtig. Mein Bruder atmete genervt aus und fragte: „Was?" Im Hintergrund sah ich wie Atayo grinste. „Nichts, schon gut. Tut mir leid.", sagte ich leise und zog wieder den Kopf ein.

„Geh schon. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst.", murrte er und setzte sich an den Tisch um seine Ellenbogen aufzustützen und seinen Kopf in die Hände zu betten.

Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe und nickte dann. Schnell und leise stand ich auf und flitzte nach oben.

Sanjis Zimmertür stand offen. Wieder stand Moe im Türrahmen und beobachtete die junge Frau. Sie hatte Sanji dazu gebracht aufzustehen und saß jetzt mit ihm am Tisch. Er trug zwar eine Sweatshirt Jacke aber er zitterte dennoch leicht. Sah sie das nicht. Er hatte die Beine fest aneinandergepresst und auch die Arme dicht an seinen Körper gezogen. Aber sie beachtete offensichtlich nichts davon.

Kurz schob ich mich an Moe vorbei. Widerlicher Gaffer.

Ich nahm die dünne Decke, welche auf dem Sessel lag und legte sie um Sanjis Schultern.

Fiona hatte aufgehört zu reden, als ich den Raum betreten hatte. Sie sah mich erst nur stumm an und dann fragte sie: „Was befugt dich dazu, das hier zu unterbrechen?" Ich half Sanji noch die Decke um seinen Körper zu schlingen und erwiderte dann: „Ich bin sein Freund. Ich werde ihn nicht frieren lassen und ich werde auch nicht zu lassen, dass Moe euch hierbei zuschaut." Sie hob eine Augenbraue. Sanji sagte leise: „Nicht so ein Freund."

Wieder schoss ein Schmerz durch meinen Brustkorb. Aber ich nickte leicht. „Nicht so ein Freund.", wiederholte ich leise.

Fiona nickte verstehend und sagte dann: „Verlasst bitte beide den Raum." Ich wollte meinen Freund nicht bei dieser Person alleine lassen, aber offensichtlich musste ich. Also verließ ich den Raum ohne Widerworte. Auch Moe folgte mir missmutig.

„Musste das sein?", fragte er mich und grummelte leise vor sich hin.  

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt