98. Sein Vater

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Vanessa

„Sorin.", wimmerte ich leise. Es war das erste was ich sagte. Doch er sah nur mit schwerem Atem durch die Frontscheibe. „Wir hätten bleiben müssen.", hauchte ich. „Willst du sterben?", fuhr er mich plötzlich an. „Nein, aber die anderen... sie...", stammelte ich und griff an den Sicherheitsgurt. „Maro.", murmelte ich. „Es wird ihm gut gehen. Er wird bei Atayo sein.", knurrte Sorin leise. „Warum bist du jetzt sauer auf mich.", winselte ich. „Ich bin nicht sauer.", sagte er jetzt schon etwas sanfter und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Ich weiß nur nicht wie ich es zu lassen konnte, dass du in so eine Gefahr gerätst.", ergänzte er und strich über mein Bein. „Ich will dich nicht verlieren.", sagte er leise und sah mich kurz an. Wenn es nicht so eine ernste Situation wäre würde ich wohl anfangen zu quietschen.

„Wo fahren wir hin?", fragte ich. Doch darauf bekam ich keine Antwort. Wusste er es selber nicht?

Doch da bog er auf eine Waldstraße ab. „Wohin willst du?", fragte ich wieder und sah in den dunklen Wald, welcher sich jetzt vor uns erstreckte. „An den einzigen Ort wo wir vielleicht noch sicher sind.", murmelte er und öffnete die Autotür.

Wenig später öffnete er auch meine und half mir aus dem Wagen. „Was du was du tust?", fragte ich unsicher. Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann es nur versuchen. Vertrau mir.", sagte er und nahm meine Hand.

Er schloss das Auto ab und zog mich dann in den Wald.

Schweigend folgte ich ihm. Stellte mir vor es wäre die Nacht. Damals, als ich ihn das erste Mal mit anderen Augen gesehen hatte. Als ich das erste Mal mir Gedanken gemacht habe ob er besser als Maro ist.

Mein Blick ging zu ihm. Sein junges Gesicht war angestrengt verzogen. Seine Haare fielen teilweise aus seinem Zopf und auf seiner Stirn zeichnete sich eine Sorgenfalte.

Ein tiefes Grollen unterbrach meine Gedanken. Sorin neben mir fuhr leicht zusammen und zog mich an sich. „Was war das?", fragte ich leise. „Schhh.", kam es leise zurück.

Ein leises Knacken war zu vernehmen. Aus dem dunklen Gebüsch trat ein Mann. Die Haare dunkel, lang. Der Oberkörper nackt. Irgendwie seltsam geformt. Als hätte er sich alle Knochen gebrochen und jeder einzelne hätte sich an einen anderen Platz gerückt.

Der Mann vor uns legte den Kopf schief und seine Nasenflügel bebten.

„Vampire.", kam es über seine Lippen und wurde durch ein weiters tiefes Grollen begleitet. Ängstlich griff ich in Sorins Oberteil und trat näher zu ihm. Waren wir verfeindet? Ich wollte keinen Stress. Schon gar nicht, wenn ich offensichtlich als der Verlierer hervor gehen sollte. Denn trotz, das sein Oberkörper so verformt war trug er dennoch eine sichtliche Stärke in sich.

Er musterte Sorin und ließ seinen Blick dann zu mir wandern. In seinen Augen er schien ein kleines Glitzern.

„Wir verschwinden.", versprach Sorin und hob beruhigend die Hände. Doch der Mann lachte. „Ganz sicher nicht. Deine Begleitung ist sehr...", fing er an aber ein tiefes Grollen aus Sorins Brust unterbrach ihn. „Wag es nicht.", knurrte er. „Willst du dich mit mir anlegen?", fragte der ganz offensichtlich ältere Mann. „Wenn ihr sie anfasst, ja.", fauchte er zurück.

Ich wollte ja nichts Unpassendes sagen, aber das war attraktiv.

„Der Gewinner bekommt sie.", sagte der Mann und lächelte ein fieses Lächeln. „Ihr Vampire habt eh keine Chance.", lachte er und trat einige Schritte zurück. Sorin schob mich noch ein Stück zurück und ließ seine Jacke fallen.

„Stopp.", schallte es durch den Wald.

„Keine Kämpfe in diesem Revier. Schluss damit", ergänzte die Stimme und ein weiterer Mann trat aus dem Gebüsch. „Lass es.", fuhr er den anderen an und sah dann zu Sorin und mir. „Was treibt ihr hier?", fragte er und beäugte uns skeptisch.

„Wir suchen Schutz.", erklärte Sorin simpel. „Wovor?", fragte der Mann und strich sich die dunkeln Haare aus der Stirn. „Vampirjäger.", erwiderte Sorin. „Fängt das schon wieder an?", fragte der erste und verdrehte die Augen. „Lass das, verdammt. Es war doch klar, dass die Menschen nie ruhe geben.", knurrte der zweite. „Du bist zu weich. Dein scheiß Weib hat dich weich gemacht.", fauchte der erste wieder und drehte uns den Rücken um im Gebüsch zu verschwinden.

„So lange es nur ihr beide seid werden wir es wohl verkraften.", sagte der zweite an uns gerichtet und winkte uns ihm zu folgen.

~

Der zweite führte uns eine ganze Weile durch den Wald bis wir in der Ferne Lichter sahen. Feuer um genau zu sein. „Sorin.", hauchte ich leise und griff nach seiner Hand. „Was tun wir hier.", wimmerte ich. Klar, ich wusste. Schutz suchen. Aber... Ich fühlte mich alles andere als sicher.

Mit dem Mann traten wir aus dem Wald. Wobei es nicht wirklich das Ende des Waldes war. Es war eher eine sehr, sehr große Lichtung. Überall in keiner wirklichen Ordnung standen Blockhütten. Den kleinen weg zwischen diesen Hütten entlang standen Fackeln und in der Mitte sah mein ein größeres Feuer.

„Kommt.", sagte der Mann als wir für einen Moment stehen blieben und staunten.

Er führte uns weg von der Mitte zu einem etwas größerem Haus, welches teilweise sogar mit Stein gebaut war.

Er klopfte an die Tür und sofort kam ein Zustimmendes Brummen durch die Tür.

Der Mann öffnete diese und trat herein.

Der Raum war düster nur im hinteren Teil beleuchtete. Dort stand ein Kamin mit zwei Sesseln. In einem davon saß ein weiterer Mann. Im Gegensatz zu den anderen trug er etwas am Leib. „Im Wald haben wir zwei Vampire gefunden.", berichtete der, der uns hergebracht hatte. „Sie suchen Schutz vor den Jägern. Ich dachte bei eurer Vergangenheit wird es sicher keine Umstände machen.", ergänzte er. „Dann solltest du dir meine Vergangenheit besser ansehen. Diese Vampirhure ist einfach verschwunden ohne jegliche Erklärung. Taucht ihr einmal auf um mir meinen Sohn unter die Nase zu halten um dann mit meinem einzigen Nachkommen wieder zu verschwinden.", knurrte er leise. „Dennoch waren sie gut zu Vampiren.", erwiderte der Mann.

„Mh.", kam es aus dem Sessel. Dann stand dieser auf, sah jedoch weiter in die Flammen des Kamins. „Ich denke es sollte kein Problem sein. Nein.", murmelte er und drehte sich um. „Zumal ich...", er stockte.

War was mit uns? Waren wir nicht gut genug? Hatte er doch seine Meinung geändert?

„Sorin.", hauchte er.

Bitte was?

Entgeistert sah ich meinen Freund an aber es schien ihn kein Stück zu wundern, dass dieser Fels von Mann seinen Namen wusste.

„Vater.", erwiderte er.

„Warum bist du nicht bei deiner Mutter?", fragte sein Vater und kam jetzt auf uns zu. „Sie hat mich weg gegeben.", erwiderte Sorin und beobachtete wachsam wie der Mann näher kam. Doch dieser wollte ihm offensichtlich nichts bösen. „Warum bist du nicht eher gekommen?", fragte er weiter und zog seinen Sohn in seine Arme. Sorin keuchte leise und ich bildete mir ein seine Knochen knacken zu hören. „Vater. Du...", brachte er angestrengt hervor. Es reichte jedoch um ihn dazu zu bewegen, Sorin los zu lassen.

„Ich war bei... Freunden.", sagte er und sah sich zu mir um. Deswegen fiel auch der Blick seines Vaters auf mich. „Deine?", fragte er und kam zu mir. „Ich denke.", erwiderte Sorin. Doch sagte dann etwas überzeugter: „Ja. Meine." Sein Vater lief einmal um mich herum. „Hast es wohl besser getroffen als ich.", murmelte er und strich einmal sanft über meinen Rücken. Ich hörte wie er die Luft einatmete und dann leise lachte. „Du lässt ja nichts anbrennen.", kommentierte er wohl, dass ich ein Kind trug. Ich senkte leicht den Kopf und fühlte wie ich rot wurde. Doch da legte sich eine Hand unter mein Kinn und hob es wieder an. „Euer Kind wird hier in Sicherheit groß.", sagte sein Vater und strich lächelnd über meine Wange.

Ich wusste nicht ob ich das so gut finden sollte. Aber es war offensichtlich besser als zu Hause darauf zu warten, dass die Jäger uns fanden. Mein Blick ging hilfesuchend zu Sorin. Es war mir unangenehm wie vertraut sein Vater mich berührte aber offensichtlich konnte er daran nicht ändern. 

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt