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Eric

„Fiona? Können wir reden?", fragte ich als ich sah wie sie an dem Raum, welchen Atayo mir überlassen hatte vorbei ging. Sie blieb stehen und sah durch die offene Tür. „Klar. Was gibt es?", fragte sie.

„Ich schätze du hast schon rausgefunden, was ich dir verschwiegen habe.", sagte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. „Das er ein Omega ist? Ja, habe ich. Ich habe dir tausendmal gesagt, dass ich mit sowas nicht um gehen kann.", sagte sie und wirkte jetzt schon sehr genervt. „Aber er tut mir leid. Ich werde versuchen ihm zu helfen.", versprach sie und presste die Lippen aufeinander. „Danke.", erwiderte ich und lächelte. „Er ist der Partner meines Bruders und wenn es so bleiben würde wie es ist würde Ran früher oder später... Ich weiß nicht. Er würde kaputt gehen.", erklärte ich. Fiona lehnte sich auf ihrem Stuhl ebenfalls zurück und sah mich interessiert an. „Also habe ich doch richtig gesehen. Dein Bruder ist sehr verletzt von den Aussagen von Sanji. Sie waren ein Paar vor dem Vorfall?", fragte sie. Ich nickte bestätigend. Sie zog kurz die Nase kraus.

Sie sah sehr jung für ihr Alter aus aber wenn sie so dort saß und über fachliche Probleme nachdachte konnte man es wieder sehen. Jedem hatte sie weiß machen können, sie wäre 20 dabei war sie sogar zwei Jahre älter als ich. „Fiona? Bekommst du ihn hin?", fragte ich besorgt. Sie nickte langsam und sah dann auf. „Es wird schwierig. Auch für mich. Aber ich werde mein Bestes tun.", sagte sie und stand auf. „Ich sollte wohl Atayo fragen wo ich am besten bleiben kann oder?", fragte sie noch. Ich antwortete mit einem Nicken. Damit verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Ich atmete tief durch.

Wir hatten uns vor ein paar Jahren kennengelernt. Beide waren wir einige der wenigen, der Vampire, welche menschliche Bildung genossen hatten. Mein Vater hatte es für wichtig befunden. Aber wahrscheinlich auch nur weil er gewollt hatte, dass ich seine Forschung weiterführe. Welche er, ganz nebenbei, mit Shinji angefangen hatte. Jetzt hatte ich sogar die Chance das alles mit Beweisen und Beobachtungen zu vervollständigen.

Aber naja.

Auf jeden Fall habe ich sie an der Universität kennengelernt. Sie hatte sich mehr für Psychologie interessiert als für allgemein Medizin und Forschung aber wir verstanden uns trotzdem sehr gut und sehr schnell. Auch fanden wir schnell heraus, dass wir gar nicht so unterschiedlich waren. Sie war genauso ein Vampir, nur war ihre Familie nicht sehr alt und auch nicht sehr rein. Aber das störte ja heute niemanden mehr.

Aber was sie noch begabter für ihren jetzigen Job machte, war ihre Fähigkeit.

Sie spielte genauso mit der Gefühlswelt wie Sanji und auch sein Vater es schon getan hatten. Also konnte sie zwar nicht auf einen Schlag alles heilen aber sie konnte den Prozess unterstützen und sie hatte selten Patienten mit Rückfällen. Denn Gefühlsveränderungen waren für die Ewigkeit. Einmal geändert gab es kein zurück. Es würde nie wieder werden wie davor.

Für diese Art der Therapie trug sie bei Menschen natürlich Kontaktlinsen. Ich denke ein paar lila Augen würden schon dafür sorgen, dass sie bald keine Patienten mehr hätte.

Ich seufzte wieder und sah auf meine Notizen.

Vor ein paar Tagen hatte ich auf der Arbeit heimlich im Labor ein paar Gewebeproben und Blutproben verglichen. Von Vanessa und grade versuchte ich aus den Notizen meines Vaters schlauer zu werden um seine Aufzeichnungen mit meinen zu vergleichen.

Er hatte zwar nur Nachfahren getestet aber es musste ja dennoch Zusammenhänge geben. Es musste einen Grund geben, weshalb sie ihre Fähigkeiten verloren. Warum sie irgendwann nicht mehr waren wie wir.

Aber bisher hatte ich nichts gefunden. Vanessa war ein einzelnes Rätsel. Ihr Verhalten, ihre Stimmung, ihre Art. Nichts davon stimmte mit dem was mein Vater aufgeschrieben hatte überein. Nur die kleinen Notizen von Shinji. Wenn ich nur mit ihm reden könnte.

Müsste er nicht noch mehr Notizen gehabt haben?

Ich stand auf und verließ meinen Raum. Betrat den Raum eine Tür weiter.

Die Regale waren mit weißen Tüchern abgehängt. Atayo konnte sie wohl nicht mehr sehen.

Also schloss ich die Tür und zog die Vorhänge weg. Oh, okay. Ja, ich verstehe.

Von den Büchern kam ein sehr intensiver Geruch. Selbst für mich. Kurz hielt ich mir die Hand unter die Nase und hielt die Luft an. Das konnte auch ein Grund sein, weshalb sie abgehängt wären.

Als ich wieder etwas klar kam löste ich meine Hand von meiner Nase und sah über die Buchrücken. Die Hälfte davon waren Tagebücher oder Notizhefte. Es würde Jahre dauern alle zu lesen.

Ich trat etwas näher und zog eines hervor. Sie waren beschriftet. Halleluja.

Also suchte ich mir einige der Notizbücher zusammen, welche zu dem passen könnten was ich suchte und legte sie zur Seite. Dann hängte ich die Regale wieder feinsäuberlich ab. Wir wollten ja nicht, dass Atayo einen Rückfall bekam.

Als ich die Tür wieder öffnete lief ich geradezu in Moe hinein. „Was machst du?", fragte er und sah hinter mich. „Musst du nicht Fiona hinterher gaffen?", fragte ich und schloss die Tür mit dem Fuß, da meine Hände voll waren. Er legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. „Versteckst du wen?", fragte er. Ich lachte leise und ging an ihm vorbei. „Das was du riechst sind Shinjis Bücher. Zu alt und nicht menschlich. Also nichts für dich.", erklärte ich und betrat wieder meinen Raum.

Moe folgte mir. „War er auch...?", fragte er und sah mich bedeutend an. Ich nickte nur und legte die Bücher ab. „Aber warum so... intensiv? Jetzt noch?", fragte er. Moe kannte Shinji. Er war sogar bei Atayos Geburt dabei gewesen. Nur konnte er es damals nicht wahrnehmen.

Die einzigen die schon seit ihrer Geburt einen zu identifizierenden Geruch hatten, waren Omega. Das Alpha oder Beta Wesen bestimmte sich erst nach der Kindheit und Jugend. Kurz vor der Verwandlung. Weshalb das so war wusste ich nicht. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht Mal wofür Omegas gut waren. Was ihre Besonderheiten waren außer ihrer Seltenheit und dem was man wahrnahm.

„Shinji war...", fing ich an und verstummte wieder. Ich setzte mich und strich mir einmal durchs Haar. „Er war der Sohn von Zweien. Deswegen war es auch mehr als wahrscheinlich, dass mindestens eins seiner Kinder werden würde wie er.", erklärte ich. „Zwei?", fragte Moe und seine Stimme klang diesmal sogar ehrlich erstaunt. Wieder nickte ich. Bei gleich rangigen Eltern führte es häufig zu einem Kind, welches diese Ausprägungen des Ranges sehr intensiv hatte.

So auch bei Fiona. Ihre Eltern waren beide Alphas gewesen. Deswegen war es für sie schwierig mit Sanji.

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt