58. Fight

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Eric

Sobald Jon nach oben verschwunden war schloss ich kurz die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Es war zu viel. Ich war zu harsch gewesen. Aber was hätte ich tun sollen? Es sah aus als hätte Jon ihn sonst blutig geschlagen. Verfluchte Scheiße.

Ich verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Ran saß am Tisch und hatte den Kopf auf die Platte gelegt. „Hey.", sagte ich sanft und strich über seinen Rücken. Er erschauderte leicht und gab ein leises Murren von sich. Dann murmelte er: „Schickst du mich jetzt auch auf mein Zimmer?" Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, ich war grade nur überfordert.", sagte ich und schenkte mir was von dem Blut ein. Ran legte seinen Kopf auf die andere Seite und sah mich an als ich mich zu ihm setzte. „Hat er ihm sehr wehgetan?", fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf. „Schade.", hörte ich ihn murmeln bevor er sein Gesicht zur Tischplatte richtete.

Vorsichtig schob ich seinen Kragen von seinem Hals um mir seinen Biss anzusehen. An der Stelle wo beim letzten Mal ein rot, geschwollener Biss prangte war jetzt nur noch ein leichter Schimmer. Kaum noch zu erkennen. Dafür zog sich an seinem Hals eine neue Bissnarbe. Nicht geschwollen, weiß schimmernd und... ach du. Sofort ließ ich seinen Kragen los. Verwundert über meine hektische Bewegung sah Ran mich an und zog eine Augenbraue nach oben. „Nichts.", murmelte ich und versteckte mein Gesicht hinter dem Glas.

Das war gar nicht gut.

„Ran, du solltest für eine Weile hierbleiben und geh deinem Bruder aus dem Weg.", sagte ich und stand mit meinem Glas auf. „Warum?", fragte er verwirrt. „Es geht mir gut.", murrte er. „Nein, tut es nicht. Geh besser auf dein Zimmer.", erwiderte ich. Er richtete sich auf und knurrte: „Ich dachte du wolltest mich nicht auf mein Zimmer schicken." Stimmt. Kurz blieb ich in der Tür stehen und sagte: „Tut mir leid. Ich will nur dein bestes. Geh bitte auf dein Zimmer."

„Er wartest du Besuch und deinen Liebeskrankenbruder kannst du niemandem zeigen oder was?", fragte er genervt. „Ran, bitte. Das ist es wirklich...", fing ich an und wurde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen. „Also doch Besuch.", murrte Ran und stand auf. „Bleib da.", befahl ich und näherte mich dann der Tür.

Intuitiv wusste ich wer davor stand.

Dennoch erschreckte ich mich fast zu Tode als mich die Tür fast erschlug sobald ich die Türklinge herunter gedrückt hatte.

Bevor ich irgendwas tun konnte packte mich eine Hand am Hals und donnerte mich gegen die nächste Wand. Mit einem lauten Klirren zerbrach das Glas, welches mir aus der Hand geglitten war.

„Wo ist dein mickriger Bruder.", knurrte er und funkelte mich wütend an. „Atayo, bitte lass mich runter.", keuchte ich. „Sag es mir.", fauchte er. „Wir können das auch ruhig klären.", erwiderte ich und versuchte seine Hand von meinem Hals zu lösen.

Im Augenwinkel sah ich wie Ran aus der Küche kam. Atayos Augen leuchteten in dem eisblau auf und seine Hand löste sich von meinem Hals. „Atayo...", fing ich an aber er hatte sich schon zu Ran umgedreht. Ängstlich wich er zurück aber Atayo stand schon bei ihm. „Tu ihm nichts.", versuchte ich es noch einmal.

Grob packte er das Kinn meines Bruders und drehte seinen Kopf zur Seite. Sein Blick fiel auf das Bissmal. Ich hörte wie Ran leise wimmerte aber ich konnte ihm nicht helfen. Ich konnte nur Atayos Reaktion abwarten.

„Erklär mir das.", kam es dunkel von meinem Freund. Als ich nicht antworte fuhr er zu mir herum und donnerte: „Erklär es mir." „Ich kann nicht. Ich verstehe es doch selber nicht.", erwiderte ich leise und senkte den Blick.

„Sanji liebt ihn nicht.", rief Atayo und kam auf mich zu. „Hörst du. Er liebt ihn nicht. Das kann nicht funktionieren.", keifte er und stieß mich zurück an die Wand.

„Ich verstehe es auch nicht.", hauchte ich wieder und ließ ihn gewähren.

„Wovon redet ihr?", fragte Ran leise. Gott halt den Mund, Kind.

Atayo lachte leise mit diesem gefährlichen Unterton. Wie früher.

„Wovon wir reden?", fragte er dunkel. „Wovon wir reden, fragst du?", knurrte er und wendete seinen stechenden Blick wieder auf meinen Bruder.

Ich schüttelte leicht den Kopf aber das würde Atayo kaum aufhalten.

„Wir reden davon, dass ihr euch gebunden habt.", rief er. Ran sah ihn schockiert an, dann sah er zu mir und da ich es nicht verneinte fingen seine Augenlider anzuflattern. „Nein.", hauchte er. „Nein.", kam es wieder über seine Lippen.

Sofort riss ich mich von Atayo los und lief zu meinem Bruder. Immer wieder wiederholte er dieses eine Wort.

„Schhh. Alles wird gut.", sagte ich leise und zog ihn in meine Arme. Keine Sekunde zu spät, denn kurz darauf gaben seine Beine unter ihm nach.

Mit ihm in meinen Armen ließ ich mich zu Boden sinken. „Das wird wieder.", murmelte ich obwohl ich es selber nicht glaubte.

Mein Blick ging zu Atayo. Sein Blick war immer noch auf Ran gerichtet aber in seinen Augen lag keine Wut mehr. „Er wusste es nicht.", sagte er leise. Mehr zu sich selber.

„Sanji spielt mit ihm.", erklärte ich leise und strich meinem Bruder, der angefangen hatte zu weinen über den Kopf. „Deswegen ist Jon so wütend geworden. Er wollte Sanji sicher nichts Böses. Er wollte seinen Bruder schützen.", fügte ich hinzu. Atayo nickte verstehen.

„Tut mir leid.", kam es über seine Lippen. „Ich sollte dir öfter zu hören.", sagte er leise und ging kurz in die Küche. Er kam wenig später mit einem Tuch und Feger und Kehrblech zurück.

„Nein, du musst nicht...", fing ich an aber er hatte sich schon hingehockt. „Ich habe dieses Chaos verursacht.", erklärte er und kehrte das Glas auf.

Als der Boden wieder sauber war ging er es wegwerfen während ich Ran versuchte wieder auf die Beine zubringen, damit wir ins Wohnzimmer gehen konnten. Er sollte nicht so lange hier auf dem kalten Boden hocken.

Ich half ihm auf die Couch und sofort rollte er sich wie eine Katze zusammen. Sanft zog ich eine Decke über seinen Körper und gab ihm ein Kissen auf welchem er seinen Kopf legen konnte. Jedoch zog er es an seine Brust und schlang seinen Körper darum.

Atayo war in der Tür stehen geblieben. Also ging ich zu ihm.

„Tut mir wirklich leid.", sagte er noch einmal und sah mich an. „Schon okay. Du siehst es ein, dass ist mehr als früher.", erwiderte ich und lächelte sanft. Er schmunzelte und schien sich zu erinnern. „Stimmt schon. Aber ich sollte dennoch nicht so reagieren. Wir sind jetzt eine Familie. Wegen Jon und Risa und jetzt auch...", sagte er und sah auf Ran.

„Es ist nicht möglich, dass irgendwie...", fing er an und sah mich fragend an ohne seinen Satz zu beenden. „Nicht das ich wusste.", sagte ich. Atayo sah mitleidig auf Ran. „Das hat keiner verdient.", murmelte er. „Vielleicht findet Sanji seine Gefühle ja noch. Ansonsten hätte das nicht funktioniert.", erwiderte ich. Atayo sah mich an. „Oder er tut es nicht und es hat nur funktioniert weil sie mal ein Band hatten.", stellte er dagegen. „Lass uns positiv denken.", sagte ich und drückte mich an ihm vorbei in den Flur um dann in die Küche zu gehen. Mein Frühstück blieb mir ja verwehrt.

„Du auch?", fragte ich als ich merkte, dass Atayo mir gefolgt war. Er gab ein zustimmendes Brummen von sich und setzte sich an den Tisch.

„Was hat Sanji erzählt?", fragte ich. „Nicht viel. Er war komplett aufgelöst. Ich habe ihn gefragt wer es war und er hat immer noch Jons Namen und noch einen anderen geflüstert.", erklärte er.

„Welchen?", fragte ich. Atayo verzog überlegend das Gesicht und nahm das Glas entgegen. „Luen? Luan? Luan glaube ich.", murmelte er.

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt