77. Change

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Moe

Abwesend beobachtete ich im Badezimmerspiegel mein Gesicht. Fließend änderten sich Hautton, Haarfarbe und Augenfarbe. Eric hatte anfangs immer geschimpft. Meinte ich würde mich verlieren. Nicht mehr mein eigenes Gesicht aufsetzen können. Konnte ich.

Meine Haare bekamen die verhasste rotblonde Farbe, meine Augen das schimmernde, wässrige blau. Die Lippen schmal und verkniffen. Angewidert rümpfte ich die schmale Nase und sah ins Waschbecken. Doch selbst auf dem Porzellan spiegelte sich mein Gesicht. Ich verdrehte die Augen und sah wieder in den Spiegel.

Es war als würde ich ihm ins Gesicht blicken. Dabei war Eric immer sein Liebling gewesen. Eric war perfekt. Und ich? Nur der Unruhestifter. Wütend ließ ich meine Augen aufflammen. Das Orange funkelte und flackerte wie Feuer. Ich sah wie meine Nasenflügel bebten und sich meine Fangzähne ihren Weg über meine Unterlippe bahnten.

„Moe?", rief eine helle Stimme und es klopfte an der Tür.

Ich senkte den Blick und atmete einmal tief durch. Brachte mein Aussehen wieder in Ordnung. „Ja?", rief ich zurück. „Alles okay? Du bist da schon ne Weile drin.", rief Fiona zurück. Ich schloss die Tür auf und öffnete sie ihr. „Alles gut.", erwiderte ich lächelnd und trat aus dem Bad. „Deine Familie hat ihren Wohnsitz wohl wieder zu Atayo verlegt.", sagte sie und strich mir eine Locke aus dem Gesicht. „Aha.", sagte ich und ging zu meinem Bett. „Das heißt wir müssen nicht mehr hier in deinem Zimmer bleiben.", sagte sie und setzte sich neben mich. Ich stütze mich nach hinten auf meine Arme und nickte leicht. „Ja. Außer Jon ist hier. Es scheint mir als wäre er nicht gerne bei Atayo.", sagte ich und sah die Frau neben mir an. Fiona kicherte. „Wäre ich auch nicht gerne.", sagte sie und ließ sich auf ihren Rücken sinken. „Er hat sich seinen Schwanger ausgesucht.", erwiderte ich lachend und sah zu ihr nach hinten. Fiona nickte. „Stimmt auch wieder.", sagte sie und stützte sich auf ihre Ellenbogen.

Leise Schritte kamen von der Treppe. Sofort stand ich auf und sah aus der Tür. „Jon!", rief ich als ich den rotblonden Haarschopf entdeckte. Er fuhr zusammen und ging in die Knie um trotz das er schon auf der oberen Treppe stand zu mir runter schauen konnte. „Ja?", fragte er und kam jetzt doch ein paar Schritte nach unten. „Was ist mit Ran?", fragte ich und lehnte mich in meinen Türrahmen. „Risa meinte er ist bei ihr. Wieso?", fragte er zurück. „Mache mir Sorgen.", erwiderte ich. Jon legte den Kopf schief und lachte leise. „Ehrlich?", fragte er. Ich nickte leicht. Auf seinem Gesicht erschien ein kleines Lächeln. „Das freut mich.", sagte er und zwinkerte mir zu. „Es wird schon werden. Und keine Angst. Ich verschwinde gleich wieder.", ergänzte er und huschte jetzt endgültig nach oben.

„Machst du dir wirklich Sorgen?", fragte Fiona. Ich sah zurück in mein Zimmer, wo sie sich jetzt ganz auf mein Bett gelegt hatte. Auf ihren Gesicht lag ein freches Lächeln. Mein Shirt, welches sie trug hatte sie leicht nach oben geschoben.

„Eigentlich schon.", sagte ich schmunzelnd. „Aber wenn da so eine hübsche Frau in meinem Bett liegt...", sagte ich und ließ den Satz unbeendet. Ging zum Bett und beugte mich über sie.

Eric

„Elijah! Elijah! Das ist gefährlich komm wieder her.", rief eine weibliche Stimme. Ein kleines Kind. Es konnte kaum laufen. Wackelig setzte es einen Schritt vor den anderen. „Elijah!", rief die Stimme wieder. Das Kind blieb stehen. Drehte sich herum. Für ein Kleinkind ungewöhnlich grüne Augen sah zu mir herauf. Dazu rotbraunes Haar.

„Mein Gott, du bist echt so kleiner Selbstmord- Kandidat.", sagte sie Stimme wieder und zwei Hände schoben sich unter die Achseln des kleinen Jungens. Sobald er aus meinem Sichtfeld war wurde es dunkel und zwar blutrote Augen sahen mich an. Sie waren jedoch nicht menschlich. Animalisch. Plötzlich schnappte ein Gebiss auf und biss zu.

Seufzend wartete ich bis meine Sicht sich wieder klärte. Sowas schockierte mich schon lange nicht mehr. Alltag. Dieses Kind war jetzt auch schon das vierte, fünfte Mal dabei gewesen. Stöhnend ließ ich mich in meinem Stuhl zurücksinken und schloss kurz die Augen. Da es ein solches Kind in meinem Leben jedoch nicht gab machte ich mir keine großen Sorgen, dass ich mir darum jetzt Gedanken machen müsste.

Jedoch machte ich mir Sorgen um Ran und Sanji. Mein Bruder hielt es ganz offensichtlich am schlausten seine Gefühle wegzusperren. Was wohl sicher auch das beste gewesen wäre. Jetzt jedoch hatte sich die Situation geändert. Sanji schien ganz offensichtlich nicht nur seine Erinnerung zurück zu bekommen, sondern auch seine Gefühle. Ob sie jetzt nur tief in ihm geschlummert hatten und er Biss sie hervorgeholt hatte oder etwas anderes war dabei ja egal.

Jedoch war ich jetzt der festen Überzeugung, dass die Entzündung an Ran Hals da herrührte, dass die Bindung nicht abgeschlossen war. Sanji hatte ihn aus Liebe gebissen. Doch er hatte sich geweigert. Deswegen entstand die Entzündung bei dem zweiten Mal nicht wieder.

Risa und Jon hingegen hatten ihre halbe Bindung auf Wut gehabt. Deswegen und weil sie ebenfalls nicht vollendet und schon gar nicht in Verbindung mit Zuneigung gemacht wurde, verblasste der Geruch von Jon an Risa immer mehr.

Er hatte mich gefragt ob es eine gute Idee wäre. Ich hatte ihm jedoch fürs erste davon abgeraten. Niemand wusste was kommen würde und auch wenn keiner in diesem Haus wirklich daran dachte was draußen passierte. Was an anderen Orten passierte. Es würde uns auch erwischen. Wenn es uns nicht schon erreicht hatte und wir es einfach nur nicht sahen.

„Na?"

Ich fuhr zusammen und sah zu meiner Tür. Atayo lachte leicht und setzte sich dann zu mir. „Denkst du über deine Liebe nach?", fragte er neckend. „Nein, über deinen Bruder aber ist okay.", murmelte ich und sah ihn an. Atayo hob die Augenbrauen. „Du streitest es nicht ab?", fragte er. „Was?", fragte ich. „Naja, dass du auf deine Kollegin stehst.", erwiderte ich. „Lydia?", fragte ich. Atayo nickte. Leicht verdrehte ich die Augen. „Doch, das streite ich ab.", murmelte ich. „Dann erzähl mir von ihr. Vielleicht versuche ich ja mein Glück.", erwiderte er und lehnte sich vor. Ich hob zweifelnd eine Augenbraue aber erwiderte: „Sie ist aufgeschlossen, aufmerksam, nett. Ich habe das Gefühl, sie verfolgt mich auf der Arbeit. Egal wo hin ich gehe ich sehe nur ihr freudestrahlendes Lächeln. Sie kümmert sich nicht wirklich darum was die anderen sagen. Dennoch versucht sie es allen recht zu machen." „Krass wie viel du von ihr erzählen kannst.", sagte Atayo und lächelte frech. „Ja, ja.", murrte ich und verdrehte wieder die Augen.

„Sie liebt dich.", sagte er aus dem Nichts und sah mich ernst an. „Was? Nein. Wir sind Kollegen. Mehr nicht.", erwiderte ich und schüttelte den Kopf. „Du bist so ein blinder Idiot.", lachte Atayo. „Sie steht auf dich und du auch auf sie. Auf deine verrückte, merkwürdige Art.", fügte er hinzu. „Atayo.", knurrte ich leise. „Was soll denn passieren?", fragte er dennoch. „Versuch es doch. Versuch doch einmal in deinem Leben glücklich zu sein.", erklärte er. „Atayo, du weißt, dass ich das nicht kann.", erwiderte ich und verdrehte leicht die Augen. „Warum? Warum, Ric.", fragte er und beugte sich zu mir. „Sie wird dich nicht töten, wenn es doch nicht das ist.", erwiderte er. „Ich hab Angst. Große Angst.", murmelte ich. „Wovor? Das sie großartig ist? Das sie vielleicht dein erster Schritt in ein erfülltes Leben ist? Eric, es wird nicht lange dauern und jemand anderen wird klar werden was für ein großartiger Mensch sie ist und auch sie wird irgendwann von dir ablassen, wenn du nichts zurück gibst. Warum Angst haben?", fragte Atayo. Ich atmete zittrig ein und schloss kurz die Augen.

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt