46. I miss him

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Ran

Wir hatten Sanji von dem Mann lösen können auch wenn das nicht sehr leicht war. Es ging um seine Schwester und offensichtlich schien das für ihn immer noch das wichtigste zu sein. Wenn Jon mich nicht tausendmal gebeten hätte ihm das zu überlassen, wäre ich sicher auch auf dieses Arschloch los gegangen.

Mittlerweile hatte Sanji sich wieder beruhigt und stand seit langer Zeit wieder mit mir an der Bar. Ich wusste zwar nicht ob es schon so gut war, dass er hierherkam. Aber er wollte unbedingt als er hörte, dass ich gehen würde. Dabei sah ich sehr genau, dass die Kommentare der Gäste ihn verwunderten und verunsicherten. Er hatte keine Ahnung wie wir vorher mit einander waren.

Im Laufe des Abends wurde das aber immer egaler. Die stickige Luft schien ihn leicht zu zudröhen. Er wurde lockerer und fing auch wieder wie früher an mit Gästen zu flirten. Hauptsächlich Frauen.

Also wendete ich mich ab und spülte weiter die Gläser.

„Hey.", sagte eine sanfte Stimme.

Verwundert sah ich auf. Ein junger Mann mit braunen Locken und frechen blauen Augen sah mich an. „Alles okay?", fragte er und lehnte sich über den Thresen. „Ja warum?", fragte ich. Noch nie wurde ich nach meinem Befinden gefragt. Eigentlich hörte der Barkeeper doch zu.

„Ihr wart früher vertrauter. Es scheint dich zu verletzen.", erwiderte der junge Mann und trank einen Schluck aus seinem Glas. „Es ist alles gut.", erwiderte ich.

Doch er ließ nicht locker. „Er hat dich sitzen gelassen oder?", fragte er und nickte zu Sanji. Kurz sah ich zu dem weißhaarigen. Dann zurück zu dem Mann und wieder auf meine Gläser. „Sowas in der Art.", murmelte ich und trocknete ein weiteres Glas ab.

„Wart ihr deswegen solang nicht mehr hier?", fragte der Mann. Ich nickte leicht.

Grade hob der Mann an etwas zu sagen als ich ein Krachen hinter mir wahrnahm. Erschrocken drehte ich mich um.

„Sanji.", entkam es mir und kniete mich zu ihm auf den Boden. Er hielt sich den Kopf und hatte schmerzverzerrt das Gesicht verzogen. „Geht schon.", murmelte er als ich seine Hand von seinem Kopf löste um zu schauen ob es blutete. „Du solltest dich kurz ausruhen. Die Luft tut dir nicht gut.", sagte ich und half ihm auf. Sofort fühlte ich, dass er nicht alleine stehen konnte.

„Kenneth!", rief ich dem blonden zu. Sobald er mich an sah verstand er und nickte. Also würde er unseren Job kurz übernehmen.

Ich stützte Sanji durch den Gang an der Umkleide vorbei zu dem kleinen Hinterhof. Dort lehnte ich ihn auf einer Kiste sitzend an die Wand.

„Warum machst du denn sowas?", fragte ich und sah mir wieder seinen Kopf an aber mehr als eine Beule würde es nicht werden. Dennoch machte ich mir ernsthafte Sorgen, als ich sah, dass er die Augen nicht aufbehalten konnte.

Vielleicht war er aber auch einfach nur müde.

Seine Augen fielen jetzt ganz zu und sein Kopf neigte sich leicht zur Seite. Ich würde darauf achten, dass er weiter atmete, dann würde schon alles gut gehen.

Unsicher hob ich eine Hand und strich über seine Wange. Er war sicher nur müde.

„Ich lieb dich.", hauchte ich leise und musterte sein Gesicht. Die kantigen Züge waren eben so verschwunden wie sein breiter Oberkörper. Fionas Abwesenheit ließ ihn wieder zu ihm werden. Vielleicht würde das ja auch für seine Gefühle gelten. Aber dafür müsste er auf Männer stehen.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich ihm nähergekommen war aber sein Atem auf meinem Gesicht ließ es mich realisieren.

„Ran.", kam es leise über seine Lippen. „Ich bin hier.", erwiderte ich genauso leise. Er ließ seinen Kopf auf meine Schulter sacken. Leise hörte ich seinen Magen knurren. Oder war er es selber?

Seine Hände hoben sich an meinen Brustkorb und sanft zog er mich fester an sich.

Bevor ich reagieren konnte fühlte ich wie sich seine Zähne in meine Schulter bohrten. Ich schnappte erschrocken nach Luft und stöhnte dann leise auf. Scheiße, was war das? Träumte ich? Warum fühlte es sich erregend an?

„Sanji.", wisperte ich leise aber er löste seine Zähne nicht aus meinem Fleisch. Trank einfach nur mein Blut.

„Ji.", keuchte ich als er noch etwas fester zu biss. Ich hatte das Bedürfnis ihn ebenso zu beißen aber das konnte ich nicht. Er würde es nicht wollen und ich wusste nicht, was das anrichten würde.

Jedoch konnte ich mir auch nicht erklären warum er es tat.

Seine Zähne zogen sich sanft aus meinem Fleisch und er ließ sich wieder gegen die Wand sinken. Seine Augen schimmerten pink und seine blassen Lippen waren von meinem Blut benetzt. Er sah grade so attraktiv aus und ich musste mich zusammen reißen ihn nicht sofort zu küssen.

Sanjis Augen schlossen sich langsam wieder und sein Kopf schwankte leicht.

„Sanji.", sagte ich leise. Langsam dämmerte mir warum er mein Blut getrunken hatte. Mir dämmerte warum er so zwanghaft versuchte sein Leben von früher zu leben so gut er konnte.

Er hatte es getrunken, weil Vampirblut berauschend war. Es ließ ihn vergessen und die Erinnerung an Sorin hatte ihn kalt erwischt.

„Ich bring dich nach Hause.", sagte ich entschlossen und wollte aufstehen aber er hielt mich zurück. „Nicht.", sagte er leise und seine Hand schloss sich fest um meine. „Bleib.", schnurrte er leise.

Oh nein. Ich hatte verloren. 

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt