82. Schlitzohr

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Lydia

„Meinst du er ist wirklich so gut für unsere Tochter?", hörte ich meine Mutter fragen. Eric war kurz vorher gegangen. Er hatte mir versprochen später dann noch zu mir zu kommen aber müsste kurz zu Hause nach dem Rechten sehen. Also stand ich alleine hier und machte den Abwasch. „Sie war glücklich.", erwiderte mein Vater desinteressiert. „Aber sie soll es später nicht bereuen.", jammerte meine Mutter. „Sie würde es bereuen, wenn sie einfach einen Mann von deiner Liste nehmen würde.", murrte er und ich hörte wie er sich etwas eingoss. „Er war doch ein ganz anständiger junger Mann.", fügte er hinzu. „Jung?", fragte meine Mutter. „Er steht doch fast vor 30.", schimpfte sie. Das war gelogen. Vielleicht war Eric kurz vor 30 aber er sah nicht danach aus. „Unsere Tochter ist Mitte 20. Soll sie sich einen Teenager angeln?", fragte mein Vater schnaubend. „Nein, aber einen in ihrem Alter.", gab meine Mutter von sich. „Und weißt du was? Drogenabhängig ist er auch noch.", schimpfte sie.

Ich stellte das letzte Glas auf die Abtropffläche und begab mich wieder ins Wohnzimmer. „Bist du jetzt fertig über ihn herzuziehen?", fragte ich meine Mutter. Sie sah mich mit großen Augen an. „Eric ist nicht drogenabhängig.", sagte ich und verschränkte die Arme. „Ahja, was soll dann das Spritzenset oder was das war?", fuhr sie mich an. „Allergie.", knurrte ich. „Er hat dein Essen gegessen... trotz... Allergien.", sagte ich. Gott, ich war Ärztin. Man sollte mich feuern. „Allergien?", fragte meine Mutter plötzlich ziemlich besorgt. „Ja.", sagte ich und freute mich innerlich, dass meine Eltern nicht sehr gebildet waren. „Er ist ein guter Mensch. Er ist hergekommen, damit ihr glücklich seid. Er hat dein Essen gegessen und es gelobt. Er war für mich da. Wie kannst du es wagen so schlecht von ihm zu reden?", fragte ich vorwürfig. Meine Mutter sah überfordert zu meinem Vater doch dieser zuckte nur mit den Schultern. „Muss ich mir Sorgen machen, dass wenn das mit uns ernster wird du dich mit allem da gegen stellst?", fragte ich. „Was meinst du?", fragte meine Mutter. „Wir sind nicht lange ein Paar.", murrte ich. Um genau zu sein nur weniger Stunden aber... psshhh. „Dennoch reden die Kollegen. Schon bevor wir zusammen waren und jetzt...", fügte ich hinzu. Brach jedoch wieder ab. Ich sollte nicht übertreiben aber ich wollte. Ich wollte ihr dummes Gesicht sehen. „...sie reden darüber, dass er... naja... einen Antrag machen wird.", sagte ich und beobachtete wie meiner Mutter die Farbe aus dem Gesicht wich. Doch jetzt drehte auch mein Vater sich zu mir und rief: „Ich hoffe er weiß zu wem er dann erst muss." Doch ich sah das Schmunzeln auf seinen Lippen. „Das weiß er.", versicherte ich ihm.

„Wirst du dem im Weg stehen, Mutter?", fragte ich. Sie schnaubte wütend und stand auf. „Du bist so ein undankbares Kind.", schimpfte sie und rauschte aus dem Wohnzimmer.

Mein Vater unterdrückte ein Lachen aber ich bekam es dennoch mit. „Sorry.", murmelte ich und setzte mich zu ihm. „Ist schon gut. Deine Mutter hat einfach zu hohe Erwartungen. Ihr müsst euch zu nichts zwingen.", sagte er und griff nach meinen Händen. „Sei ehrlich zu mir. Das mit euch ist nicht wirklich ernst oder?", fragte er sanft und lächelte leicht.

Ich biss mir auf die Lippen und murmelte dann: „Ich habe gelogen. Mir ist niemand eingefallen... weil ich ihn wirklich liebe und deswegen habe ich behauptet..." Ich verstummte und lachte leicht. „Aber als ihr mich gezwungen habt ihn anzurufen hat er mich dazu gebracht meine Gefühle zu gestehen.", sagte ich und grinste glücklich. Mein Vater schmunzelte und strich über meine Hand. „Er meint es ernst, Vater. Ganz sicher. Er ist immer etwas neben sich und bekommt nicht viel außerhalb der Arbeit mit. Aber...", sagte ich. Doch mein Vater unterbrach mich. „Er ist hergekommen. Du bist ihm nicht egal.", stellte er fest. Ich nickte aufgeregt. „Ja, ich bin ihm nicht egal.", wiederholte ich und drückte die Hände meines Vaters. „Also muss ich nicht so bald mit einem Besuch von ihm rechnen?", fragte er und zwinkerte leicht. Ich wurde rot und nickte leicht. „Die Kollegen reden zwar wirklich. Aber er hat wohl erst in den letzten Tagen geschnallt was er empfinden... und ich... Ich denke das wird noch dauern.", gab ich zu. Wieder nickte mein Vater. „Ich freu mich für dich. Und da hatte es doch noch was Gutes, dass deine Mutter dich immer so genervt hat.", sagte er. Ich lachte auf und nickte.

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt