15. Wiedersehen

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Risa

"Kenneth?", rief ich. Er fuhr zusammen und drehte sich hektisch zu mir um. „Hey, sagte ich und hob das Portmonee auf, welches er fallen gelassen hatte. „Lange nicht gesehen.", sagte ich und gab es ihm. Er nahm es entgegen und nickte. „Ja, tut mir leid. Du weißt, warum ich nicht arbeiten kommen kann.", sagte er und wirkte irgendwie nervös. „Ist alles okay?", fragte ich. „Victor hat mich hergebracht.", sagte er schnell und sah über meine Schulter. „Ist er noch hier?", fragte ich. Doch ich bekam keine Antwort. Also drehte ich mich um und sah selber nach.

Vor der Tür der Bar sah ich ihn. Es war krank ihn so frei rumlaufen zu sehen. „Kommt Jon noch?", fragte Kenneth unruhig. Ich nickte und in dem Moment fuhr sein Motorrad auf den kleinen Parkplatz.

„Wartet er extra auf ihn?", fragte ich und sah wieder zu Kenneth. Er schüttelte den Kopf. „Er wollte einfach noch etwas bleiben. Frag mich nicht. Ich rede nicht gerne mit ihm.", erklärte er.

Ich drehte mich wieder um und sah durch die Scheibe wie Jon seinen Helm abzog und ihn an seinen Lenker hängte. Seine hellen Haare fielen ihm sofort wild in die Stirn und er schüttelte leicht den Kopf um sie etwas zu ordnen. „Kenneth, wir müssen was tun.", sagte ich. Doch wieder bekam ich keine Antwort. Stumm beobachteten wir also wie Victor Jon entdeckte.

Scheiße.

Ich drängte mich durch die paar Menschen und wollte grade zur Tür rausstürmen als ich Taros Stimme hörte sobald diese ein Spalt offen war. „Entschuldigung? Was tun sie hier?", rief er und ging auf ihn zu. Jon sah verwundert auf und als seine Augen Victor erblickten wurde er kreide bleich.

Ich verließ jetzt doch die Bar und lief auf meinen Freund zu. Schon von weitem konnte ich seine panische Atmung unter der Motorradjacke sehen. „Jon.", sagte ich ruhig als ich bei ihm ankam. „Taro beschützt uns. Alles gut.", sagte ich ruhig und drehte seinen Kopf zu mir. „Victor wird dir nichts mehr tun. Er kann dich nicht mehr verletzen.", erklärte ich sanft und strich über seine Wange. Jons Augenlider flackerten und er atmete zittrig tief ein und wieder aus.

„Ihre Bar ist verseucht.", hörten wir Victor rufen. „Ja, ist klar. Sein sie sich da mal sicher. Hier ist alles rein. Sie müssen ja nicht herkommen.", erwiderte Taro.

„Das ist gemeingefährlich. Wissen sie nicht wie viele Vampire sie angestellt haben?", rief Victor und wurde weiter von Taro vom Platz gedrängt. „Ja, klar Vampire.", erwiderte Taro gelangweilt und schob ihn sanft auf den Fußgängerweg. „Geh sie nach Hause alter Mann.", scherzte er und kam zurück. Victor schimpfte noch vor sich hin aber betrat den Vorhof nicht wieder.

„Jon? Alles okay? War das der Typ?", fragte Taro als er bei uns war.

Wir hatten ihm von dem Vorfall erzählen müssen. Er war ziemlich sauer gewesen da niemand ihn auf dem Laufenden gehalten hatte aber er war sehr froh, seine besten Angestellten wieder zu haben.

„Ja.", sagte Jon leise und räusperte sich dann. „Aber alles gut. Ich komme klar. Danke.", ergänzte er etwas gefasster und zog jetzt den Schlüssel von seiner Maschine ab. Er nahm den Helm und sagte dann: „Wir sollten anfangen zu arbeiten." Ohne eine Antwort abzuwarten ging er durch die Eingangstür.

Taro zuckte mit den Schultern und sah mich an. Aber ich wusste auch nicht weiter.

„Taro?", sagte ich als auch er wieder in die Bar gegen wollte. „Sanji ist wieder da.", murmelte ich. „Okay, und wo ist er dann? Ich kann jede Hand gebrauchen.", erwiderte er. Ich räusperte mich und erklärte: „Er ist ziemlich durch. Ich wollte eigentlich auch nur sagen, dass Ran deswegen vielleicht oft nicht kommt.", sagte ich vorsichtig. Taro verdrehte die Augen und murrte: „Na toll. Und was ist mit Vanessa?" Oh verdammt.

„Ähm, sie wird wohl auch die nächste Zeit nicht kommen. Ich versuche aber alles, damit du nicht alleine dastehst, versprochen. Das Fehlen wird nicht mehr auffallen. Es wird alles gut sein.", sagte ich.

Er lachte leicht und strich über meinen Oberarm. „Ich hab dich gern Risa, aber so oft musst du nicht hier sein. Es ist alles gut. Wünsch den beiden gute Besserung. Sobald sie wieder auf den Beinen sind, sind sie hier herzlich willkommen.", erklärte er und gab mir einen leichten Klaps auf die Schulter. „Aber jetzt wird gearbeitet.", befahl er und schob mich Richtung Bar.

Jon

„Shi?"

„Nenn mich nicht so.", fauchte ich. Kenneth blieb schockiert stehen und fiel zurück. Ich setzte meinen Weg weiter zur Umkleide. Grade als ich meine Jacke aufhängte kam er auch in den Raum. „Jon, was ist los?", fragte er sanft. „Dein Drecks Stiefvater ist los.", schimpfte ich und zog mir mein Shirt über den Kopf um mir das Hemd anzuziehen. Doch Kenneth hielt mich auf. „Sie sind immer noch nicht weg.", sagte er und zog den Stoff des Hemdes etwas zur Seite. Ich schlug auf seine Finger und knöpfte das Hemd zu. „Sie werden auch nicht so bald verschwinden.", erwiderte ich. „Du bist ein Vampir.", widersprach Kenneth. Ich schloss die Augen und atmete genervt tief durch. „Dennoch.", sagte ich gezwungen ruhig und setzte mich auf die Bank. „Trinkst du nicht genug?", fragte er weiter. Ich verdrehte die Augen. „Du bist nicht meine Mutter.", knurrte ich und stützte meinen Kopf in meine Hände. Ich fühlte wie mein ganzer Körper anfing zu beben. Er hatte recht. Ich trank nicht annähernd genug. Grade genug um zu überleben würde Eric sagen, aber er bekam es nicht mit. Für ihn waren Vanessa und Sanji wichtiger. „Jon.", hörte ich Kenneth sagen. Seine Hand legte sich auf meinen Rücken und strich sanft darüber. „Ich bin vielleicht nicht deine Mutter, aber dein bester Freund. Du siehst nicht gut aus.", stellte er fest. Ich murmelte leise: „Danke." Sehr nett von ihm. „So meine ich das nicht.", erwiderte er und rutschte etwas näher. „Sieh mich an.", verlangte er. Ich schluckte und hob den Kopf. „Du siehst sehr müde aus. Macht Jacob dich fertig? Ich kann auch jemand anderen finden.", sagte er besorgt. Ich schloss kurz die Augen. „Nein, Jacob ist es nicht. Ich schlafe einfach nicht gut. Mehr nicht. Mach dir bitte keinen Kopf. Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen.", murmelte ich. Schon wieder fielen mir die Augen zu.

„Jon."

Ich zuckte zusammen und sah auf. „Trink was.", befahl Risa und ging zu ihrem Platz. Sie zog ihr Handy hervor und schrieb etwas. Dann steckte sie es weg und sah mich auffordernd an. „Na los. Oder soll ich es dir noch holen?", fragte sie. Kenneth hob beruhigend die Hand. „Ich geh schon.", sagte er und erhob sich um den Raum zu verlassen.

Ich lehnte mich an die Wand hinter mir und legte den Kopf ab. Ich war so kaputt. Und das grade eben hat alles hochgebracht.

„Es ist notwendig.", sagte seine raue Stimme in meinem Kopf. Ich erschauderte und legte die Arme um meinen Brustkorb. Risa seufzte. „Sprich bitte mit Eric. Er wird dir helfen. Du kannst doch so nicht weitermachen. Ich sehe wie viel Angst du hast, dass hilft dir nicht weiter.", sagte sie und setzte sich neben mich. „Risa, bitte.", sagte ich leise und nahm ihre Hand. Sie sollte aufhören damit. „Ich mache mir nur Sorgen um dich. Ich liebe dich, Jon.", sagte sie und drückte meine Hand etwas fester.

Die Tür zum Raum wurde wieder geöffnet und Kenneth kam rein. Er stellte einen Becher auf den Tisch und füllte etwas von der dunkelroten Flüssigkeit um.

„Es verstört mich immer noch wie ruhig du damit umgehst.", sagte Risa an Kenneth gewandt. Er lächelte leicht und erwiderte: „Bin ja rein theoretisch damit groß geworden." Er reichte mir den Becher und sah mich abwartend an. „Und Jon ist schon immer mein bester Freund gewesen. Warum sollte ich dann wegen sowas auf Abstand gehen.", sagte er und schenkte mir nach als ich den Becher geleert hatte.

„Du hättest Angst bekommen können.", erwiderte Risa. Kenneth lachte. „Vor dem süßen Kerl da? Nein, ich hatte mehr Angst vor Victors Schilderungen und Jons Brüdern.", erklärte er.

Moe meinte er. Er meinte nur Moe.  

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt