12. I like You

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Annabelle

„Anna? Bist du immer noch da?", rief sie von unten. Ja, ich war seit mehreren Tagen hier aber was sollte ich tun? Jedes Mal, wenn sie wieder gekommen war, ist es wieder passiert und ich war wieder eingeschlafen.

„Anna?", fragte Cirah und öffnete die Tür. Ich drehte mich in ihrem Bett um und zog die Decke etwas höher. „Musst du nicht nach Hause?", fragte sie und lehnte sich in den Türrahmen. Auf ihren Lippen lag zwar ein leichtes Lächeln aber ich sah auch, dass es ihr missfiel. Hatte sie jemanden mitgebracht?

„Ich bin sofort weg.", murmelte ich und stand auf. Cirah seufzte und schloss die Tür hinter sich.

„Annabelle, ist schon okay. Du willst nicht zu Hause sein. Das verstehe ich. Du denkst sicher immer noch an das was passiert ist.", sagte sie und legte einen Arm um meinen nackten Körper. Ihre Brust drückte sich an meinen Rücken und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Aber es wird dir niemand mehr weh tun. Das verspreche ich dir. Niemand wird dir das jemals wieder antun.", sagte sie sanft und küsste meinen Hals.

Ich räusperte mich leise. Es belastete mich schon noch aber es war nicht der Grund, weshalb ich blieb. Aber sollte sie das ruhig glauben.

„Ich hab dir gesagt, du kannst bleiben aber irgendwann musst du auch wieder zurück. Es wird so nicht besser werden.", erklärte sie leise und küsste weiter meinen Hals. Ich erschauderte leicht und griff um ihren Arm an meinem Bauch.

„Yama ist unten.", sagte sie und löste sich.

Ich wusste es. Es ging ihr nicht um mich. Nur Yama durfte nicht sehen, nicht riechen, nicht wahrnehmen was wir taten.

Ich schüttelte den Kopf und zog mich an. „Bin sofort weg.", murmelte ich wieder und zog mir zuletzt meine Sweatshirt Jacke über. „Ich geh hinten raus. Viel Spaß.", sagte ich und ging an ihr vorbei. „Anna.", rief sie mir noch nach aber ich würde mich nicht umdrehen. Sie würde es eh nicht verstehen. Sie machte es nicht besser.

„Anna.", sagte sie wieder und griff nach meinem Arm bevor ich durch den Flur zu einer weiteren Treppe laufen konnte die nach unten und direkt zu einer Tür nach draußen führte.

„Warum bist du so? Magst du Yama nicht?", fragte sie und drehte mich zu sich um. „Doch ich mag ihn. Alles gut. Ich weiß nur, dass du ihn mehr magst und wenn er von uns erfahren würde, hättest du keine Chance bei ihm.", erwiderte ich und riss mich los. „Anna!", rief sie und packte wieder meinen Arm. „Ich will von ihm nicht ernstes. Du weißt wie ich bin. Wenn du ihn stören würdest wäre es mir egal. Aber offengesagt, habe ich das Gefühl du hast etwas gegen ihn.", sagte sie und sah mich ernst an.

Würde sie mich jetzt wegschicken?

„Sag mir die Wahrheit. Stör es dich, wenn ich mit anderen intim bin?", fragte sie direkt und ließ meinen Arm los. „Nein.", sagte ich leise.

Sie durfte mich nicht von sich stoßen. Wenn sie mich wegschicken würde...

„Anna.", sagte sie sanft und trat näher. „Hast du dich verliebt?", fragte sie und legte den Kopf schief. Ich schüttelte den Kopf und sah schnell zu Boden. Wieder fühlte ich Tränen in meinen Augen aufsteigen. „Cirah, bitte. Lass mich einfach gehen.", sagte ich leise.

„Okay.", sagte sie und trat wieder zurück. „Geh."

Ihre Stimme war schneidend und ich hörte ihre Wut. Aber was konnte ich tun? Ich würde sie jetzt nicht mehr gut gestimmt bekommen.

Also drehte ich ihr den Rücken zu und setzte meinen Weg fort.

Würde ich sie wiedersehen? Oder war es das jetzt? Sie war doch die Einzige die ich hatte.

Leise schloss ich die Hintertür und lief dann den Weg zu meiner Wohnung.

Es war schon dunkel geworden und ich wollte eigentlich nicht mehr im Dunkeln raus aber jetzt musste ich.

Hektisch lief ich die Stufen zu meiner Wohnung empor und kramte nach meinem Schlüssel. Nervös suchte ich den passenden Schlüssel und schloss die Tür auf.

Das leise Klicken beruhigte mich etwas. Ich betrat den dunklen Flur und schloss die Tür hinter mir. Zitternd lehnte ich mich an das Holz und schloss kurz die Augen.

„Da bist du?"

Ich schrie auf.

Aber es war nicht echt. Dennoch schloss ich panisch die Tür ab und wich zurück. Schnell drückte ich den Lichtschalter und sah mich im Flur um aber da war niemand.

Ich wimmerte leise und rutschte an meiner Zimmertür hinunter.

„Cirah.", schluchzte ich leise und schloss die Arme fest um meinen Körper. Bei ihr fühlte ich mich sicher. Mit ihr war ich stark aber alleine? Alleine war ich ein Niemand. Ich konnte mich nicht mal alleine beschützen.

Jetzt hatte sie mich rausgeworfen. Mich einfach weggeschickt.

Mein Telefon klingelte und ließ mich wieder zusammenfahren.

Als ich mich beruhigt hatte kramte ich nach dem Ding und ging sofort ran als ich ihren Namen las.

„Cirah.", wimmerte ich wieder und presste den Hörer an mein Ohr.

„Nein, hier wird nicht geweint. Du schaffst das eine Nacht alleine. Hörst du. Ich komme morgen früh zu dir. Mach dir keine Gedanken, ja? Das was ich gesagt habe war nicht richtig von mir. Annabelle, du bist meine beste Freundin und du hast gelitten. Ich weiß, dass du Angst hast mich zu verlieren. Ich sollte dir nichts unterstellen. Du darfst Angst haben so viel du willst. Ich bleibe bei dir, versprochen.", sagte sie und ihre Stimme klang diesmal so unglaublich sanft.

Immer mehr Tränen flossen über meine Wange. „Jetzt hör auf, Anna. Du schaffst das. Ich glaub an dich.", sagte sie noch und legte dann auf.

Sie war so empathisch wie ein Stein manchmal. Aber ihr Zuspruch half mir dennoch immer wieder. Ich lehnte meinen Kopf an die Tür und ließ das Telefon sinken. Sie würde kommen. Sie würde morgen hier sein. Ich musste nur schlafen gehen und dann würde sie bald hier sein.

Ich zwang mich aufzustehen und schloss kurz die Augen um wieder klarer zu werden.

Dann ging ich in die Küche und schaltete auch dort direkt das Licht an.

Ich war alleine. Ich war alleine. Ich war alleine.

Mit zügigen Schritten ging ich zum Kühlschrank und nahm mir was aus meinem Vorrat. Er war klein, da ich eh die meiste Zeit bei Cirah war.

Ziemlich hektisch verschlang ich die Portion und flüchtete geradezu wieder aus der Küche. Von da ging es ins Bad, wo ich mich schnell wusch und dann ins Schlafzimmer sprintete. Dort zog ich mich schnell um und sprang in mein Bett.

Das war lächerlich. Ich war so lächerlich.

Zitternd zog ich die Decke höher und starrte auf die kleine Lampe, die ich angelassen hatte. Sie würde mich nicht beschützen können, dass wusste ich. Aber Licht gab mir dennoch etwas Sicherheit.

„Annabelle!"

Ich wimmerte und zog den Kopf ein. Warum heute. Warum musste sie mich heute rauswerfen? Cirah.

„Annabelle? Wo bist du? Du kannst dich nicht verstecken."

Ich presste mir die Hände auf die Ohren aber es half nichts. Die Stimme wurde immer lauter und immer lauter.

Ich musste schlafen. Einfach schlafen.

„Annabelle!"

Ich kniff die Augen zusammen und rutschte tiefer unter meine Bettdecke. Einfach schlafen. Sie würde da sein. Sie wird kommen.   

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt