47. Spühli

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Jon

„Kenneth? Was tust du?", fragte ich verwirrt als ich ihn an der Bar sah. Er zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Dein Bruder hat Sanji nach hinten gebracht. Ich dachte die kommen gleich zurück." Ich nickte und sagte: „Ich geh schauen. Sollte ich auch nicht zurückkommen. Renn um dein Leben. Dann ist da ein schwarzes Loch." Leicht zwinkerte ich ihm zu und er lachte leise. „Alles klar.", erwiderte er und scheuchte mich nach hinten.

Meine erste Vermutung war der Hinterhof aber hier fand ich niemanden. Nicht mal nen Hinweis.

Also begab ich mich zu der Umkleide. Doch als ich die Tür öffnete bereute ich es meinen Bruder erst gesucht zu haben.

Hatte jemand Spühli? Ich will mir die Augen auswaschen. Oder besser ein Messer. Die waren nicht mehr zu gebrauchen.

Schnell schloss ich die Tür wieder und lehnte mich verstört an die Wand. Wie eingebrannte sah ich an der gegenüberliegenden Wand meinen Bruder den weißhaarigen gegen die Spinte drücken. Seine Lippen verlangend auf seinen und die Hände unter seinem offenen Hemd. Sowie Sanjis Hände in seinen Haaren.

„Alles okay?", fragte Risa und wollte an mir vorbei aber ich hielt sie sofort auf. Verwundert sah sie mich an. „Was denn? Ich... hast du einen Geist gesehen?", fragte sie. Ich nickte leicht und murmelte: „Unsere Brüder sind da drin." Sie lachte leicht und wank ab. „Na und? Sanji empfindet nichts für Ran.", erklärte sie und wollte wieder die Türklinge herunterdrücken. „Das sieht anders aus.", sagte ich und Risa hielt in der Bewegung inne. „Du meinst es ernst.", stellte sie fest. Ich legte den Kopf schief und sah sie mit einem „Dein Ernst"-Blick an. „Natürlich meine ich das Ernst.", rief ich leise. Wie zur Bestätigung hörten wie Sanji leise aufstöhnen. Risa riss die Augen auf und hielt sich dann panisch die Ohren zu.

So rannten wir gemeinsam zurück in die Bar.

Für den Rest der Schicht trauten wir uns nicht in die hinteren Räume und hielten auch alle anderen davon ab. Erst als Ran wieder an die Bar kam atmeten wir auf.

Ich hatte erwartet, dass seine Augen wieder leuchten würden aber taten sie nicht. Er wirkte bedrückt und der blutige Biss unter seinem Hemdkragen half nicht grade.

Ich trat hinter die Bar und zog ihn in die Küche. Ich nahm mir ein Papiertuch und feuchtete es leicht an. Verwirrt beobachtete er was ich tat.

Sanft lächelnd trat ich wieder zu ihm und zog den Kragen etwas hinunter. Sanft löste ich die Blutreste und versuchte auch das Hemd wieder etwas zu säubern. Da sein Hemd schwarz war fiel es aber eh nicht sehr auf. Der Biss schien auch schon recht gut verheilt. Nur eine leichte Narbe war zu sehen.

„Was ist los?", fragte ich. „War der Biss gegen deinen Willen? Ich dachte du liebst ihn.", sagte ich und holte nochmal ein frisches Tuch um ein letztes Mal alles abzuwischen und zu trocknen. „Du verstehst das nicht.", murmelte er und strich sich seine Haare aus dem Gesicht. „Dann erklär es mir.", verlangte ich und lehnte mich gegen die Arbeitsfläche. „Jon, bitte. Eric wird mich schon genug foltern. Ich will nicht reden.", sagte er und wand sich zum Gehen. „Ich bin für dich da.", rief ich ihm noch nach aber kurz darauf schlug auch schon die Tür zu. Okay, dann nicht.

~

„Hattest du noch mit Ran gesprochen?", fragte Risa und zog sich ihr Shirt über den Kopf. Sofort stellte ich mich vor sie und sah mit verschränkten Armen auf Kenneth, welcher auf meinem Sofa saß. Er lachte leise und drehte sich weg. „Ja habe ich. Aber er nicht mit mir.", antwortete ich auf Risas Frage. Ich hörte wie sie sich ein anderes Shirt überzog und entschied mich dann auch mich umzuziehen.

Kenneth war wieder hierhergekommen, da er keine Lust hatte zu Hause mit seiner Mutter zu diskutieren. Als er mir erzählt hatte, dass Victor Moes Bisse gesehen hatte musste ich innerlich etwas lachen. Jetzt hatte er doch seine Bestätigung. Nur leider nicht an sich selber. Bei sich zu Hause müsste er sicher wie Rumpelstilzchen herumspringen, weil er es nicht beweisen konnte.

Jedoch fand ich es schade, dass ich offensichtlich nicht mehr auf Jacob aufpassen durfte. Was Risa wiederum nicht so schlimm fand.

„Jon? Hat Eric irgendwas erzählt?", fragte Kenneth. „An sich erzählt Eric viel aber da wir grade nicht so viel Kontakt haben, nein. Warum?", fragte ich und setzte mich auf mein Bett. „Ich glaube ich habe Victor auf ihn gehetzt.", erwiderte er und zog beide Beine zum Schneidersitz auf das Sofa, auf dem er auch schlafen würde. Ich würde nicht riskieren, dass Moe sich wieder einen Mitternachtssnack holte. „Eric weiß sich zu wehren. Aber wie kommt du darauf?", fragte ich. Kenneth erklärte schuldbewusst: „Meine Mutter meinte, dass er Arzt ist und ich war so dumm und habe ihm euren Nachnamen verraten. Ich habe erst viel später verstanden warum er danach gefragt hat." Ich zuckte mit den Schultern. „Was soll er ihm tun? Er würde ihn nur im Krankenhaus finden und da sind zu viele Menschen als, dass er ihm was tun würde.", erwiderte ich und zog die Decke über meine Beine. Risa setzte sich jetzt auch ins Bett und warf ein: „Dennoch kann man es Eric ja sagen." Ich nickte aber erwiderte: „Nicht heute."

Damit legte ich mich hin und machte das Licht aus.

Ich hörte wie Kenneth schnaubte und umständlich nach seiner Decke tastete und dann auch versuchte sein Kissen zu finden. Dann wurde es ruhig und wenig später hörte man ihn tiefer atmen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen nach Ran zu sehen, den wir heute mal wieder mit nach Hause genommen hatten aber er würde es auch sicher ohne mich schaffen. Er war bestimmt nur schlapp und getroffen von der Sache mit Sanji.

Also machte ich mich auf ins Traumland.

Ich wäre auch beinahe weggedämmert aber dann fühlte ich Risas Hand auf meiner Brust. Jedoch blieb sie da nicht liegen, sondern streichelte immer weiter über meine Haut. Ihre Lippen legten sich auf meinen Oberarm und küssten mich sanft. „Was wird das?", fragte ich und sah zu ihr herunter. Sie hob leicht den Kopf. „Schlaf mit mir.", murmelte sie und küsste sich über meine Brust. „Jetzt?", fragte ich perplex. „Kenneth ist hier.", zischte ich als sie an meinem Kiefer angelangt war.

„Na und?", hauchte sie an meinem Ohr. „Dann müssen wir eben leise sein.", fügte sie frech hinzu.

„Nein.", sagte ich bestimmt und löste ihre Hand von meiner Brust. Sie gab ein unzufriedenes Brummen von sich aber versuchte es nicht weiter sondern legte sich wirklich schlafen. 

Vamp Zone 《2》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt