Kapitel 8-1

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Warum hast du das getan?"
„Weil ich dich liebe."
Florentine drehte sich zur Wand. Ihre Verzweiflung hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Es war das geschehen, was ihre Mutter dazu getrieben hatte, ihre Liebe nicht zu leben. Florentine hatte Alexander mit sich in den Abgrund gerissen. Oder besser gesagt: Er war ihr nachgesprungen.
Sie saßen in dem spärlich eingerichteten Atelier Alexanders. So groß der Raum war, er war nie als Wohnung gedacht gewesen. Ein paar einfache Holzschemel, mehrere mit Farbe verschmierte Tische und eine der Raumgröße entsprechende Miete.
„Ich hatte meine Entscheidung getroffen."
„Und ich konnte sie nicht akzeptieren." Er stand auf und nahm Florentine in den Arm. Sie schmiegte sich an den Ärmel seines Hemds. Der Geruch seines Körpers beruhigte sie, doch nicht genug, um den Tumult in ihrem Kopf zu besänftigen. Sein Äußeres erinnerte sie an einen Schläger. Seine feinen Kleider waren schmutzig, stellenweise eingerissen. Sein Gesicht von einem Veilchen geziert. Und nachdem sie von seinen Schulden und dem fehlenden Beistand seines Vaters gehört hatte, war es mit ihr vorbei gewesen. Ihre letzte Möglichkeit, das Geld für den Zirkus aufzutreiben, hatte er ihr genommen. So sehr sie ihm dafür dankbar war, sie vor der Schändung zu bewahren, so sehr verfluchte sie ihn, sie noch tiefer hinabgestoßen zu haben.
„Wir werden eine Lösung finden", flüsterte er ihr ins Ohr.
„Erzähl deinem Vater von deinem Tun. Sicher wird er dir beistehen."
„Möglicherweise, wenn ich mich verpflichte, irgendeine Frau seiner Wahl zu heiraten, die ihm politische Vorteile einbringt."
„Das ist besser, als deinen Stand zu verlieren und in die Schuldknechtschaft zu wandern."
Er hielt sie eine Armlänge von sich und sah ihr in die Augen. Florentine spürte das gewohnte Kribbeln durch ihren Körper ziehen. Sie würde alles für ihn tun. Und wenn sie die ganze Welt opfern musste. Doch wer war sie, dass sie irgendetwas bewegen konnte? Was für Möglichkeiten hatte eine einfache Artistin im Ränkespiel der Mächte?
„Florentine, ich habe einen Fehler gemacht, als ich mich von dir abwandte."
„Ich hätte dir nichts vorspielen dürfen."
Er schüttelte sachte den Kopf. „Vor lauter Liebe habe ich die vielen Zeichen übersehen. Ich habe mich selbst belogen, um der Liebe willen und war doch krank vor Enttäuschung, als sich mein eigenes Hirngespinst in Luft auflöste."
„Du hast es geahnt?"
„Es gibt in unseren Reihen keine, die mit dir zu vergleichen ist. Du bist wie Helena aus Griechenland. Eine Person, die zu wunderbar ist, als könne sie wirklich sein."
Florentine senkte die Augenlider. Seine Worte entfachten so viel in ihr, was sie nicht auszudrücken wusste. Mangelnde Erfahrung und die Schranken der Gepflogenheiten hemmten sie, während das Feuer in ihrem Inneren ein Ventil suchte.
Alexander erhob erneut das Wort. „Du hast mich einst gefragt, ob ich dich heiraten würde, wenn du ein einfaches Bauernmädchen wärst."
„Du bist der Frage ausgewichen." Sie erinnerte sich an den Moment, als wäre es gestern gewesen. So wie an alles, was mit ihm zusammenhing. „Und du erwähntest, dass du dafür zunächst eine finanzielle Absicherung bräuchtest."
„Ich habe Unsinn geredet."
Sie blinzelte ihn verständnislos an.
„Selbst, wenn ich meine Kunst aufgeben und als einfacher Tagelöhner in einer Manufaktur arbeiten müsste. Wenn es mein völliger Ruin wäre." Er kniete vor ihr nieder. „Dennoch würde ich dich auf der Stelle heiraten."
Ihre Knie zitterten und gaben unter ihrem Gewicht nach. Sie ergriff sein Gesicht, das vor ihren Augen verschwamm. Das Feuer in ihr hatte die Gewalt eines Infernos angenommen. Es hatte auch den entferntesten Winkel ihrer selbst vereinnahmt, ihre Sorgen und Ängste beiseite gewischt. Nun gab es nur noch sie beide, inmitten seiner Kunstwerke. „Heirate mich jetzt", hauchte sie.
Ihre Lippen schwebten auf seine zu, der Mund leicht geöffnet. Wie ein Orkan wehte Alexander ihr entgegen. Sein Mund presste sich auf ihren. Als sich ihre Lippen berührten, war es ihr, als befreite Florentine nicht nur sich, sondern auch ihn von seinen Zwängen. Er schob sie zurück, sodass ihr Rücken auf dem Boden zum Liegen kam. Selbst die Kälte des Untergrunds konnte den Flammen in ihr nichts entgegensetzen. Er tat sein Übriges dazu, sie weiter anzufachen, indem er ihren Hals mit Küssen benetzte.
Es war ihr nicht genug. Sie holte ihn zu sich zurück, knabberte an seinen Lippen, ehe sie seine Oberlippe lustvoll zwischen die ihren nahm. Ihre Hände krallten sich mal in den Boden, dann in seinen Anzug, bis er endlich ihr Mieder aufknöpfte und seine Küsse auf ihre Brüste ausweitete, hinunterwanderte zu ihrem Bauch. Florentines Rücken bog sich durch voll Lust, ihr Atem steigerte sich, bis sie das Gefühl hatte, die Luft im Raum würde ihr zu wenig. Derweil befreite Alexander sie von ihrem Rock und setzte den Weg seines Mundes ihren Körper hinab fort. Wie um sie zu quälen, spielte seine Zunge um ihre Schenkel herum, bis sie nicht mehr an sich halten konnte: Ihre Hände verkrallten sich in seinen Haaren und führten seinen Mund den Weg zwischen ihre Beine. Eine Kanonensalve entlud sich in ihrem Kopf und sie stöhnte laut auf.

Tanz der StändeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt