Punktestand Fraktionslos

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Ich ließ mich aufs Bett fallen und griff nach dem schwarzen Anzug. Mir blieb aber auch nichts erspart. Der heiße Pfeil breitete sich in meinem Unterkörper aus und hinterließ eine schmerzhaft-süße Anspannung. In diesem Augenblick wurde die Tür auf der anderen Seite des Raumes aufgerissen und Eric trat ein. ,,ALEXIS.“

Ich wusste nicht wie mir geschieht. [Oh gott, er weiß es] dachte ich panisch und gleichzeitig [Uww, sah er schon immer so gut aus?] ,,Ja?“ piepste ich vom Bett aus. ,,Mitkommen.“ befahl Eric und jede Teenie-Fantasie in meiner derzeitigen Lage hätte wohl schmachtend das Handtuch fallen lassen.
Ich riss mich zusammen und schlüpfte blitzschnell in den Anzug, gerade so, dass ich mit dem Handtuch alles verdecken konnte, bis Kleidung darüber war. Eric stand mit verschränkten Armen vor meinem Lager und sein steinernes Gesicht verhieß nichts Gutes. Vor meinem Inneren Augen schoss ein Bild vorbei, was wohl passieren würde, wenn jemand versuchte ihn abzukitzeln und es machte mich neugierig, wie sehr er seine Selbstbeherrschung wahren konnte, wenn es hart auf hart kam.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, das ich allerdings sofort bereute. ,,Na wird’s bald? Oder willst du hier den ganzen Tag dämlich rum grinsen?“

Ich schüttelte stumm den Kopf und folgte ihm. Inmitten einer der schummrig-beleuchteten Gänge drehte Eric sich um und schlug mir mit voller Wucht in die Magengrube. Ich ächzte und mir wurde schwindelig. Dann spürte ich den Schmerz in Verbindung mit einer pochenden Übelkeit. Würgend sackte ich zusammen. ,,Wenn du hier bescheißt, Candor- dann blüht dir nicht nur die Straße, das schwöre ich dir.“
Er packte den Kragen meines Anzugs und zog mein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an seines heran und bedachte mich mit einem derart eisigen Blick, das ich nur mühsam schluckte. [Das nennen Sie also Blick des Todes]  Eingeschüchtert und noch immer von einer fiesen Übelkeit heimgesucht senkte ich meine Augen zu Boden. Aber der heiße Pfeil meldete sich zurück, jetzt, da so unmittelbar vor mir ein offensichtlich starkes, durchsetzungsfähig männliches Wesen stand. Völlig hilflos war ich dem warmen Schaudern ausgesetzt, das mich Zentimeter um Zentimeter übermannte. Zusammen mit dem nervösen Adrenalin-Stoß, den ich aufgrund des drohenden Rauswurfs bekam, war das eine ganz üble Mischung.

Eric ließ meinen Kragen los und stieß meinen Kopf nach hinten, sodass ich auf den Boden prallte. Dann drehte er sich um und verschwand Richtung Grube. Ich blieb ein paar Minuten wie benommen am Boden liegen und versuchte zu verstehen, was zum Henker da eigentlich gerade passiert war....

,, Geht’s dir gut?“ fragte Lara besorgt, als wir uns draußen auf der Straße trafen, um zur nächsten Trainingseinheit, einem Geländespiel zu gehen. ,,Du siehst ziemlich blass aus.“ ,,Eric hat mir volle Wucht in den Magen geboxt. Er meinte, wehe wenn ich bescheiße.“ Laras Augen wurden groß. ,,Fuck, weiß er etwas?“ ,,Ich denke er ahnt es.“
Jemand rief unsere Namen und wir drehten uns in die Richtung, aus der die Rufe gekommen waren. Evan lief im Eiltempo auf uns zu und blieb nach Luft schnappend neben Lara stehen. ,,Hu, fast zu spät. Das hätte Ärger gegeben.“ ,,Evan, Eric ahnt das mit Alexis.“ ,,Was?“ Evan sah zwischen uns beiden hin und her. ,,Mh, guter Zeitpunkt um den Einsatz zu erhöhen.“ ,,Sei kein Arsch.“ fauchte ich. ,,Er hat mir in den Bauch geboxt und mir gedroht.“ ,,In den Bauch geboxt?“ erwiderte Evan fassungslos. ,, Hörst du dich eigentlich reden? Das ist Eric, man. Wenn der dir ,,nur“ in den Bauch boxt, mag er dich. Sonst hätte er dich direkt verschwinden lassen.“
Ich schüttelte verwirrt den Kopf. [Eric? Mich mögen? Aber hä? ] Ich verstand gar nichts mehr. ,,Apropos- ich hab ja was gut bei dir. Dann rück ich direkt mal mit der Sprache heraus: Ich will bei Fenja landen. Und dazu muss sie von ihrem Eric-Trip runter kommen.“
Lara und mir fiel sprichwörtlich die Kinnlade runter. Evan war breit gebaut, mit schokokadenbraunen Locken, einer sportlichen Figur und einem kantigen, gutaussehendem Gesicht. Noch dazu war er einer der nettesten Jungs im Lager. Was wollte er nur von der Tussi Fenja?
,,Tja und da kommst du ins Spiel, Alexis. Du musst es irgendwie schaffen, Eric um den Finger zu wickeln.“
,,Du spinnst. Das ist ein Himmelfahrtskommando. Weißt DU, was du DA redest???“ Wütend trat ich einen Schritt an ihn heran. ,,Das ist außerdem überhaupt nicht nötig.  Wie wäre es, wenn du mir überlässt, wie ich Fenja von ihrem Eric-Trip herunter bekomme!“ ,,Okay, okay .“ grinste Evan und hob die Hände. ,,Ich dachte nur, da er dich eh mag…“ ,, Hör auf so einen Blödsinn zu erzählen. Außerdem…"
Lara gab mir ein wildes Zeichen, aber ich achtete nicht auf sie. Mir entging auch, wie Evan warnend den Blick senkte. ,,Wer würden denn mit jemandem wie ERIC zusammen sein wollen? Immer eine Spur zu fies, kaltherzig und brutal? Von seinen Kommentaren fang ich gar nicht erst an!“
Ich sah es nicht, aber ich spürte dieses seltsame Gefühl, dass jemand hinter mir stand. Als ich mich umdrehte, stieß ich direkt mit einer männlichen Brust zusammen. Langsam hob ich den Blick. [Oh Gott, nein] Sofort lief mein Gesicht feuerrot an. Ich hatte schon Ärger mit Eric und dieser Ärger schien einfach nicht abzureißen. Eigentlich hätte ich mich zurück ziehen sollen, damit ich nicht weiter auffiel. Eric warf mir einen eisigen Blick zu. ,,Ich will dich nach dem Training im Versammlungsraum sehen. Es geht um deinen aktuellen Punktestand.“
Mir gefror das Blut in den Adern.

[Hätte ich doch nicht…hätte.....warum...ich war so dumm….]

Tränen schossen mir in die Augen, als Eric sich abwandte und die Teams einteilte. Das Training war damit natürlich gelaufen. Ich konnte mich null konzentrieren. Auch Lara und Evan konnten mir jetzt nicht mehr helfen. Es war vorbei.

Geknickt schlich ich nach dem Training zum Versammlungsraum und öffnete vorsichtig die schwere Tür. Im Raum hinter einem großen, auslandenden düsteren Metallschreibtisch saß Eric. Er hatte die Füße, die in schwarzen Stiefeln steckten hochgelegt und bedachte mich mit einem wissenden Blick. ,,Tür schließen.“

Ich drücke die Tür mit der Klinge ins Schloss und kam zögernd näher. ,,Also Candor…“ Eric sah mich wieder an. ,,Du versagst im Training,  lügst und schluckst Pillen um mich zu bescheißen und beleidigst mich in Anwesenheit der Einheit.“ Nervös knetete ich meine Hände. ,,Es tut mir l…“ ,,Eheheh, sag jetzt nicht es tut dir leid. Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken. Aber …“
Er stand auf, kam um den Tisch herum und blieb vor mir stehen. ,,Jemand hier stellt diese Pillen her und verteilt sie. Sag mir wer und du bleibst am Leben.“
Ich zuckte zusammen. ,,Am Leben….“ wiederholte ich mechanisch und wich seinem Blick aus. Eric seufzte. ,, Du hast nicht wirklich geglaubt, dass du jemals eine Ferox werden könntest?“
Als ich meinen Blick hob, lächelte er verächtlich. Ein eigenartiges Gefühl kroch in meiner Brust empor und es dauerte, bis ich realisierte, was es war. Schmerz.
,,Das kannst du nicht…bitte…“ stammelte ich und versuchte mit aller Gewalt meine Tränen zurück zu halten. ,,Verschwinde.“ murmelte Eric genervt und ich taumelte zurück Richtung Ausgang. Das dürfte doch alles nicht wahr sein?!

Ein bestimmter Tag XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt