Ich kam gerade aus der kleinen WC-Kabine, die sich hinter der Waschbeckenecke in meinem Zimmer befand, als ich Laras aufgeregte Stimme hörte. ,,Bitte Eric. Lass mich zu ihr!“ ,,Erst verrätst du mir, was los ist.“
Lara trat ungeduldig von einem aufs andere Beine und ihre Verzweiflung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Als sie mich erblickte, erhellten sich ihre Augen kurz, bevor sie grimmig zwischen Eric und mir hin und her wanderten. ,, Wusste ichs doch.“ Schuldbewusst zuckte ich mit den Schultern. ,,Alexis, die suchen dich! Wegen Fenja. Dein Vater hat…er hat was mit einer Amite und das geht wohl durch alle Nachrichten.“ ,,Was?“ Eric stöhnte entnervt. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Jetzt wussten es alle!
,,Fenja hat dich als Verräterin hingestellt, auch wegen dem was mit Erics Angreifern passiert ist. Sie wollen dich jetzt verhören.“ Ich hatte kaum eine Minute Zeit, darüber nachzudenken, was Lara da sagte- da klopfte es bereits an der Tür. ,,Alexis Radall? Komm raus, wir wollen mit dir reden.“ ,,Woher wissen die…?“ Eric schob mich zurück und öffnete die Tür. Sofort wurden mindestens fünf Gewehre auf ihn gerichtet. ,,Coulter. Geh beiseite. Wir müssen mit der Initiantin reden!“
,,Das werdet ihr auch. Ich hab sie gut bewacht, damit sie nicht fliehen kann.“ Er drehte sich zu mir und zwinkerte unauffällig. Ich verstand. Unterwürfig machte ich zwei vorsichtige Schritte nach vorne. Sofort griffen zwei Ferox meine Arme links und rechts und nahmen mich in den Schwitzkasten. Verzweifelt rang ich nach Atem. Es sah ganz danach aus, als könnten mich diesmal weder die Pillen noch Eric irgendwie retten…
,, Du bist Alexis Radall, Initiantin bei den Ferox, ist das richtig?“ rief Eric laut und lief vor mir auf und ab wie ein Scharfrichter. Neben ihm stand ein athletischer, großer Mann mit grauen, kurzen Haaren. ,,Ja.“ antworte ich hochkonzentriert. ,,Wie dir sicher bewusst ist, sagte der grauhaarige Mann, gab es einen Zwischenfall vor einigen Tagen, bei dem du auf Feroxmitglieder geschossen hast. Kannst du mir sagen, warum?“
Ich nickte. ,, Sie haben versucht, Eric den Abhang hinunter zu stürzen.“ ,,Warum sollte jemand hier versuchen, einen unserer besten Ausbilder in die Tiefe zu stürzen?“ Seine Stimme klang eisern und etwas Bedrohliches schwang zwischen seinen Worten mit. ,,Ich weiß es nicht. Ich hörte nur diese…Kampfgeräusche und…“
Weiter kam ich nicht, denn ich wurde unterbrochen. ,,Du hast dich also in den Kampf eingemischt und dann mit einer Handfeuerwaffe, die du unberechtigter Weise bei dir trugst, wahllos auf die Menschen gezielt.“
Erschrocken schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, nein so war es nicht.“ Der grauhaarige Mann hob eine Hand um mich zum Schweigen zu bringen. ,,Was hattest du überhaupt um diese Zeit auf den Gängen zu suchen? Ich finde das schon reichlich merkwürdig. Wenn man bedenkt, was jüngst erst in deiner Familie passiert ist, könnte man meinen, ihr plant etwas.“ Verzweifelt sah ich zu Eric. Was wurde hier gespielt? ,,Was soll das heißen?“ Aufgewühlt dachte ich daran, wie ich meinen Vater mit der Amitefrau gesehen hatte. Wussten sie es?
,,Ein Candor mit einer Amite. Und zufällig schießt seine Tochter ein paar Tage zuvor auf Feroxmitglieder, um einen angeblich Angriff auf einen unserer eigenen Ausbilder zu verhindern. Ich glaube, wir wissen hier alle, wie das klingt.“ Erics Blick wirkte undurchdringlich, aber ich konnte sehen, dass er mit sich rang. Hilflos stand ich da, mit hängenden Schultern, umringt von den Menschen der Fraktion, zu der ich noch vor ein paar Tagen unbedingt hatte gehören wollen. Ich sah schon Fenjas hämisches Grinsen vor meinem geistigen Auge. Die Karten standen so denkbar schlecht für mich, dass ich wusste, was nun folgen würde.,,Ich fürchte, wir müssen eine Entscheidung fällen. Wer ist dafür, dass die Initiantin eine weitere Chance erhält, sich in unserer Fraktion zu beweisen?“ Ein paar Arme gingen hoch, doch es waren nicht gerade viel. Wie durch Nebel nahm ich wahr, dass sich bei der Frage, ob ich die Ferox verlassen sollte, fast der halbe Saal zu melden schien.
[ Ich träume] dachte ich immer wieder. Das ist bestimmt ein Test. Eine Angstwelt. Ich muss nur aufwachen.
,,Was ist mit dem Test?“ hörte ich Eric sagen. ,,Das Wahrheitsserum der Candor?“ ,,Den Candor können wir nach den jüngsten Ereignissen nicht mehr vertrauen.“ erwiderte der grauhaarige Ferox. ,,Es ist entschieden.“ rief er laut. ,,Alexis Radall, du musst die Ferox verlassen. Du wirst fraktionslos, das heißt, dass du von nun an keiner Fraktion mehr angehörig bist und auch bei keiner Fraktion mehr Unterschlupf suchen kannst. Diese Entscheidung ist endgültig.“
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Ein bestimmter Tag X
FanfictionWas passiert, wenn man als Initiantin bei den Ferox gründlich versagt, aber um jeden Preis im Ranking bleiben will? Und wenn dann auch noch der allseits gefürchtete und überaus fiese Anführer durch einen Zwischenfall ein Auge auf einen wirft... Alex...