Ein bestimmter Tag X

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Wie betäubt starrte ich auf Erics leblosen Körper und das dunkelrote Loch, das auf seiner Stirn prangte. Ich spürte etwas in mir zerbrechen, spürte, wie sich Scherben in meine Seele bohrten, erst dumpf und pochend, dann immer reißender und tiefer. ,,Neeeeiin!" brüllte ich wutverzerrt und meine Stimme klang fremd, animalisch und unendlich weit weg.
Ich stürzte mich blind vor Hass auf Fenja, riss sie mit aller Gewalt zu Boden und packte ihren Hals mit beiden Händen. Sie schoss. Immer wieder. Aber ich spürte nichts. Nur den Hass und die Wut, die meinen Körper zu etwas Unmenschlichem, Unsterblichem machten. Das Stimmengewirr um mich herum nahm ich nicht wahr. Auch nicht die verzweifelten Rufe meines Dads.

Nach schier endlosen Minuten, in denen Fenja hilflos vor mir auf dem Boden lag und nach Luft schnappte, spürte ich, wie meine Kräfte nachließen und sich eine eisig-kalte, bleierne Schwere über meinen Körper legte.
Ich war auf einmal so müde, als hätte ich mehrere Jahrhunderte nicht geschlafen. Erschöpft ließ ich von Fenja ab und blickte an mir herunter. Mein schwarzer Feroxanzug war tiefrot. Mehrere Einschusslöcher auf Brusthöhe, im Bauchbereich und an den Rippen glänzten nass.

Fahrig streckte ich meine Hand nach den Wunden aus und kippte ohne Halt seitlich auf den Boden. Das Letzte, was ich wahrnahm, war Erics lebloses Gesicht und sein kalter, starrer Blick.
Dann fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter und jemand sagte mit schmerzerfüllter Stimme. ,,Oh Gott, nein. Alexis!"
Ich wollte antworten, doch ich glitt in eine endlose, stille Schwärze. Und mit entsetztlicher, letzter Gewissheit wusste ich, dass ich soeben gestorben war.....



Ein Ruck ging durch meine Muskeln. Ich schnappte nach Luft, streckte die Hände aus und griff ins Leere. Panisch zappelte ich mit den Beinen. Ich befand mich in einem schwarzen Nichts und mir war nicht klar, ob ich fiel oder bereits aufgekommen war. Jemand packte meinen Arm mit eisernem Griff und hielt mich fest. ,, Willkommen zurück." Tränen schossen mir in die Augen, als mir klar wurde, wer da soeben gesprochen hatte und ich riss die Augen auf.

Eric wickelte mit unberührter Miene einen kleinen, durchsichtigen Plastikschlauch auf und gab mit klackernden Geräuschen etwas auf der Tastatur des Computers ein. Mein Blick schwirrte wirr durch den Raum, während mein Kopf noch immer bemüht war, diesem Albtraum des Erschossen-Seins zu entkommen. ,,Bin ich tot?" fragte ich und erschrak über den Klang meiner eigenen Stimme. Eric antwortete nicht und räumte den Schlauch in ein kleines Schränkchen, das sich neben dem Tisch befand, auf dem ein Computer stand. ,, Vielleicht wünschst du dir das noch." raunte Eric kühl, während er aufstand und zu mir herüber kam.

,,Deine Zeit war mittelmäßig. Wenn du in der Rangliste aufsteigen willst, musst du härter an dir arbeiten. Ansonsten wirst du die Ferox wohl bald verlassen müssen."
Er starrte auf mich herab und machte eine Pause.
Ich hatte noch immer Mühe, ihm zu folgen. ,,Bin ich...bin ich eine Initiantin? Bin ich bei den Ferox?"
Verwirrt strich ich mir mit einer Hand durchs Gesicht.
,,Du warst in einer Angst-Welt. Kein Wunder, dass du nicht nicht mehr weißt, wo du bist. Du hast viel zu lange gebraucht."
Entsetzt blickte ich auf. ,,Angst-Welt? Und du....und du hast alles gesehen?" Eric hob eine Augenbraue und nickte bedächtig. ,,Alles." wiederholte er unnötiger Weise und sein Gesichtsausdruck zeigte keine Regung. Mir wurde heiß und kalt zugleich und ein Flimmern zog sich quälend langsam vor mein Sichtfeld. Mein Kreislauf verabschiedete sich kurzfristig und ich schloss die Augen, um den unangenehmen Zustand schneller zu beenden.

Als ich die Augen wieder öffnete, stand Eric so dicht vor mir, dass ich erschrocken zusammen zuckte. ,,Ich bin ja kein Arschloch." sagte er genüsslich langsam. ,,Ich fühle mich geschmeichelt. Ehrlich. Weißt du, viele haben Angst vor mir. Und dadurch entgeht ihnen die ein oder andere Chance. Ihr wollt doch alle im Rennen bleiben." Er beugte sich zu mir herunter und sein Blick glitt unerträglich langsam an mir herab. Ich starrte wie hypnotisiert auf die Tattoos an seinem Hals und wagte nicht, auch nur zu zucken.
,,Also?" Eric richtete sich wieder auf und seine blauen Augen fixierten mich kühl. ,,Wenn du kooperativ bist, kannst du dir einen Vorteil verschaffen. Den wirst du auch dringend benötigen, wenn ich mir deine bisherige Punktzahl so ansehe." Ich schluckte mühsam.

War das hier vielleicht immer noch eine Angst-Welt?
Das mit den VI hatte sich so echt angefühlt...
Das Eric und ich uns so nah waren....
Gab es Caly und Ron in Wahrheit gar nicht? Waren das alles Gespinste meiner Angst-Welt?
,,Fantasie hast du, das muss man dir lassen." sagte Eric und grinste schadenfroh. ,,Von einigen deiner Vorstellungen wurde ich jedenfalls gut unterhalten." Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, so sehr schämte ich mich. Warum zur Hölle war ich nicht viel früher aufgewacht?

,,Mach schon..." Eric wedelte ungeduldig mit der Hand und bedeutete mir, aufzustehen. ,,Beweis' mir, dass du zu dem Teil der klugen Initianten gehörst."
,,Was...wie...ich versteh nicht..." stammelte ich, während ich mit zittrigen Beinen vom Stuhl aufstand.
Eric seufzte genervt und kam mit seinem Mund ganz nah an mein Ohr. ,,Es ist doch nicht schwer." flüsterte er. ,,Kooperiere."
,,Ich will ja." stammelte ich. ,,Aber ich weiß nicht, wie."
,,Das ,,wie" überlege ich mir. Jetzt sag es. Fang mit deinem Namen an!"

Meine Beine zitterten noch immer leicht, als ich leise sagte: ,, Ich, Alexis Radall, werde kooperieren." Eric neigte seinen Kopf und betrachtete mich schweigend. ,,Gut. Sehr gut." sagte er schließlich. ,,Jetzt raus hier. Schick den nächsten Initianten rein."

Ich stolperte förmlich auf den Gang, mitten in eine Gruppe wartender Initianten. Fast automatisch hielt ich Ausschau nach Lara und Evan. Waren sie auch nur Teil meiner Angst-Welt gewesen? Oder waren sie real? Ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde jede Sekunde platzen. Völlig neben der Spur und tief in Gedanken versunken bog ich um die nächste Ecke und stieß voller Wucht gegen einen großen, athletisch-gebauten Mann. ,, Entschuldige..." nuschelte ich benommen, als mir die Narbe an seiner Hand auffiel. Diese Narbe kannte ich irgendwo her...
Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte ich ihm hinterher. ,,Alexis? Hier bist du. Ich hab dich schon überall gesucht." ertönte eine helle Stimme hinter mir.
Lara blieb schwungvoll neben mir stehen, folgte meinem Blick und runzelte die Stirn. ,,Was ist? Warum starrst du Ron hinterher als hättest du einen Geist gesehen?" Meine Stimme rebellierte. ,,Jetzt komm schon, lass uns in die Grube gehen. Ich sterbe vor Hunger und um sieben geht es mit dem Training weiter. Bei Coulter will ich auf keinen Fall zu spät kommen..."

Wortlos folgte ich Lara und als ich einen Blick über die Schulter zurück warf, war Ron längst verschwunden...

Ein bestimmter Tag X - Ende

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Hallo liebe Leseverrückten *-*

ich möchte mich ganz herzlich bei euch für eure treuen Lesedienste bedanken.
Jeder einzelne Read hat mich motiviert, die Handlung um Alexis, Eric und die Fraktionen weiter voran zu treiben. Ich wollte eigentlich erst ein Shortie schreiben, aber plötzlich waren da so gute Ideen, dass ich richtig Spaß am Schreiben hatte. Ich weiß, ihr musstet zwischendrin lange warten...>~<
Ich hoffe aber, dass euch die Geschichte gefallen hat. Lasst mir sehr gern einen Like oder einen Kommentar da.

Ob es einen zweiten Teil der Geschichte gibt, weiß ich noch nicht so recht. Aber das nächste Projekt wird erstmal etwas eigenes. Seid gespannt und ich freue mich, euch bei der nächsten Geschichte wieder begrüßen zu dürfen.

Eure

XSaschaX

Ein bestimmter Tag XWo Geschichten leben. Entdecke jetzt