Abgründe

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Im Leben gibt es Berge zu erklimmen und Täler zu überqueren. Auch kommt man einer an einen tiefen Abgrund heran und muss versuchen diesen zu überwinden, ohne hineinzufallen.

Ich stand schon vor ein paar solcher Abgründe, war in einen von ihnen auch schon gefallen. Noch einmal wollte ich es nicht, denn es brauchte viel mich dort wieder herauszuholen.

So eine Scheiße!

Wieso konnte er nicht auf mich hören und mich in Ruhe lassen?! Dieser dickköpfige Idiot!

Ich flog zu der Insel, steuerte eine Stelle mitten im Wald und weit weg von der Hafenstadt an. Denn während des Flug merkte ich, dass ich ab und zu abdriftete, dass ab und zu der Phönix wieder die Kontrolle hatte.

Es war pures Glück, dass nicht mehr passiert war. Der Phönix war unvorsichtig geworden, als er seine Kräfte aus Ace geholt hatte. In diesem Moment konnte ich wieder die Kontrolle erlange und fliehen, denn das war das einzige, was Ace retten konnte. Wäre ich geblieben hätte der Phönix ihn womöglich noch umgebracht und das hätte ich nicht ertragen können.

Aber was dachte Ace jetzt bloß von mir? Ich musste ihm das irgendwie erklären ohne das Paps davon Wind bekommt. Scheiße, man ich hatte ihn geküsst! Und er hatte ihn auch noch erwiderte, was sollte das?

Ich wollte mir gerade mit beiden Händen an den Kopf fassen, doch sie bewegten sich nicht. „Bist du jetzt endlich mal still.", knurrte der Phönix. Wir hatten mal wieder getauscht. „Darauf kannst du lange warten.", entgegnete ich ihm. Ich stand mitten in einem Wald, ich spürte das er voller Leben war. Nur ob unter diesen Lebewesen auch Menschen waren konnte ich nicht sagen. Aber dem Phönix war das egal und ich bewegte mich auf das erste Lebewesen zu.

Ich ließ den Phönix machen, ließ ihn alles fressen, was er fand. Denn solang es einfach Tiere waren die er umbrachte, konnte ich damit leben. Es mag hart klingen, aber mit dieser Tatsache musste ich mich abfinden, schließlich hatte ich ihn ja in mich aufgenommen. Ein Übel bleibt ein Übel egal ob es klein oder groß ist und die Entscheidung zu fällen was für einem das kleine Übel war, ist nicht einfach und sollte auch nie einfach sein. Ich hatte diese Entscheidung vor Ewigkeiten treffen müssen.

Die Zeit verstrich und ich hing meinen Gedanken nach.

Ace ging mir ja schon seid unserer ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf. Doch diese letzten Vorfälle machten es mir noch schwerer mich von ihm fernzuhalten. Sein Grinsen und Lachen steckt mich an und machten mich glücklich. Seine unbekümmerte und lockere Art beruhigte mich. Sein riesen Dickkopf brachte mich zwar manchmal zum Verzweifeln, aber er amüsierte mich damit auch jeden Tag aufs Neue. Die letzten Tage, in denen ich ihm aus dem Weg ging, waren schlimm. Ich vermisste ihn tierisch und konnte nicht mehr leugnen, was ich für ihn empfand.

Aber ich durfte einfach nicht!

Entfernt hörte ich Stimmen rufen. „Marco!", mein Name wurde laut und verzweifelt gerufen. Ich realisierte wo ich war und was ich tat. „Du verdammter Schwachkopf!", schimpfte ich mich selbst aus. Ich drängte den Phönix wieder zurück in sein Gefängnis, er hatte mehr als genug gefressen und ließ sich ohne große Gegenwehr wegsperren. Erst als ich mir sicher war, dass er eingesperrt war sah ich mir meine Umgebung näher an.

Ich wusste sofort wo ich war. Ich war in der Hafenstadt, die ich eigentlich meiden wollte. Um mich herum brannte alles, schreiende Menschen liefen durch die Gegend und auf dem Boden lagen mehrere leblose Körper. „Marco! Komm zu dir!", das war Thatch. Langsam drehte ich mich zu der Stimme um und erblickte nicht nur meinen besten Freund, sondern auch fast alle anderen Kommandanten.

Die Tolle sah ganz und gar nicht aus wie sonst. Genau wie der Rest meiner Kameraden blickte er mich ernst an. Momentan befand ich mich zwischen ein paar Häusern, ich hockte auf dem Boden umgeben von meinen blauen Flammen. Thatch stand vor mir, der Rest kesselte mich über die Dächer und hinter mir ein. Ruhig und behutsam erlosch mein Feuer und ich stand langsam auf.

„Ich glaube er ist wieder er selbst.", das war Jozu. Als ich ihn mir ansah wirkte auch er reichlich mithenommen. Wie lange kämpften sie schon gegen mich? Ich sah hoch in den Himmel, versuchte hinter den Wolken die Sonne ausfindig zu machen. Es war schon Nachmittag, dass hieß ich war schon seit Stunden auf der Insel und wer weiß wie lange schon in der Stadt. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Augen fingen an zu brennen. Ich hatte es schon wieder getan! Ich hatte schon wieder Mensch getötet!

„Es tut mir Leid, Leute.", schluchzte ich und mir liefen die ersten Tränen über die Augen. Ich verlor den Boden unter den Füßen. Meine Beine gaben einfach nach und ich landete unsanft auf meinen Knien. Thatch kam auf mich zu geeilt und half mir wieder hoch. „Kopf hoch, mein Freund.", sagte er aufmunternd. Er legte sich meinen rechten Arm über die Schulter und begleitete mich so zurück zum Hafen, in der die Moby Dick vor Anker lag.

„Thatch, wie .. wie viele?", meine Stimme brach ab. „Marco, tu dir das nicht an.", er klang traurig. „Wie viele?", meine Stimme wurde fester, ich musste es einfach wissen. „16 Tote und 34 Verletzte. Du hast 7 Häuser zerstört.", antwortete Jozu, welcher hinter uns ging.

So viele ...

Wie konnte das nur passieren?

Ich drückte mir den Handballen auf die Augen und versuchte so, die nächsten Tränen wegzudrücken. „Marco, dieses Mal wares anders als sonst.", diese Bemerkung von Thatch machte mich hellhörig. „Normalerweise können wir das Biest davon abhalten über Menschen herzufallen, doch es war so wütend, dass selbst wir es nicht aufhalten konnten.", wir humpelten zum Schiff. „Es scheint als wolle es sich rächen, für das was ich gemacht hatte.", sprach ich leise meine Vermutung aus. „Bringt mich bitte in Paps Zimmer." „Wirst du es ihm sagen?", fragte Thatch und steuerte die große Tür an. „Ich denke schon.", mit diesen Worten löste ich mich dankend von der Tolle und ging die letzten Meter alleine. „Lasst euch von Neri versorgen.", sagte ich noch, bevor ich hinter der großen Tür verschwand.

Paps war nicht in seinem Zimmer, wahrscheinlich versuchte er noch die Bewohner zu beruhigen. Ich ging zu einem Stuhl und ließ mich regelrecht darauf fallen. „16 ... Bist du jetzt glücklich?", fragte ich sarkastisch und bekam ein gehässiges Lachen als Antwort. „Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Wie kamst du überhaupt auf den Gedanken diesem Mensch meine Kräfte zu geben?", man hörte die Entrüstung des Phönix deutlich heraus. „Weil diese Kräfte mir gehören! Du selbst hast sie mir gegeben.", schnauzte ich zurück. „Ich habe sie dir nie gegeben. Du darfst sie lediglich nutzen, solange ich in deinen Körper bewohne.", kicherte er. Dieses verfluchte Biest!

Die Tür öffnete sich und Neri kam herein. „Neri?", sprach ich sie überrascht an. „Ich wollte nach dir sehen. Wie geht es dir?", sie kam ohne zu zögern auf mich zu, kniete sich neben mich und nahm meine verkrampften Hände sanft zwischen ihre. Das ein Monster in mir lebte wusste sie schon lange und es störte sie überhaupt nicht. Ihre kleine Geste schenkte mir eine solche Liebe, welche ich meiner Meinung nach gar nicht verdient hätte. Sie sah mich solcher Führsorge an und ich spürte, wie in mir ein Damm brach. Ich erzählte ihr alles, was zwischen mir und Ace vorgefallen war.

I see your FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt