Gebrochen

106 11 2
                                    

Als Pirat muss man stark sein. Man muss aus den kleinen Dingen des Lebens Kraft schöpfen, um sich gegen alle Widrigkeiten zu widersetzen, die einem entgegentreten. Man muss einen starken Willen haben, um nicht an den Verlusten zu zerbrechen.

Ich dachte, ich sei stark. Ich dachte, mich könnte nichts mehr brechen, da ich dieses Leben nun schon so lange führte und schon einige Verluste erlitten hatte. Doch das war, bevor ich Ace in mein Leben, in mein Herz hineinließ.

Es vergingen viele Tage, sie wurden zu Wochen und ich wurde zunehmend gereizter. Und genau heute, wo meine schlechte Laune fast an ihren Höhepunkt kam, wollte der Rothaar sich mit Paps treffen. „Hey, Neulinge unter Deck.", schnauzte ich die Befehle über das Deck und kümmerte mich wenig darum, das Jozu versuchte mich ein wenig zu beschwichtigen. Natürlich weigerten sich einige und ich hatte nicht die Nerven, mich mit ihnen anzulegen. Sollen sie doch selber herausfinden, warum sie das sollte. Ich steckte mich eine Zigarette an und lehnte mich gegen die Reling, wartete auf den Rothaar, sowie alle anderen Kommandanten.

„Machst du dir Sorgen um Ace?", fragte Jozu vorsichtig nach, als er sich neben mich stellte. „Nein.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Es stimmte, ich machte mir keine Sorgen um Ace, denn ich wusste wie stark er war. Aber ich konnte nicht verhindern, dass ich ihn schrecklich vermisste. Und nicht nur ich, auch der Phönix ließ mich spüren, dass ihm die Trennung von Ace nicht gefiel. „Du vermisst ihn aber?", hakt Jozu weiter nach und ich fühlte mich wie in einem Verhör. „Ja.", knurrte ich und versuchte ihm dadurch zu signalisieren, dass ich keine Lust auf eine Unterhaltung hatte.

Glücklicherweise trat nun endlich der Rothaar auf den Plan, bevor mir Jozu weiter auf die Nerven gehen konnte. Arrogant wie immer, ließ Shanks sein verdammtes Haki einfach wirken und beförderte viele meiner Kameraden in die Bewusstlosigkeit. „Hey Rothaar! Lass den Scheiß.", schnauzte ich ihn miesgelaunt an. Es kümmerte mich nicht, dass Shanks auch einer der vier Kaiser war und deutlich mächtiger war als ich. Er sah zu mir herüber, zog sein Haki zurück und schenkte mir ein viel zu freundliches Lächeln. „Oh du musst Marco sein. Willst du nicht in meine Crew kommen?", fragte er unverblümt, was mich kurzzeitig aus der Bahn warf. „Spinnst du?! Niemals!", schrie ich zurück, was ihn nur zum Kichern brachte, während er sich Paps zuwendet.

Er und Paps tranken zusammen Sake und Shanks wollte zunächst nicht mit dem Grund für seinen Besuch rausrücken. Doch nachdem Paps ihn gedrängt hat, teilte er ihn uns alle mit. „Teach ist gefährlich.", fing er an, doch das brachte Paps nur zum Lachen. „Ace ist stark.", warf er ein, doch die dunklen Schatten auf Shanks Gesichts verschwanden dadurch nicht. „Das glaube ich, aber diese Narbe habe ich Teach zu verdanken und daher denke ich, dass ihr ihn unterschätzt.", erklärte Rothaar. Missmutig schnalzte ich mit der Zunge. „Was willst du damit sagen Rothaar?", Paps war nicht mehr so gut gelaunt. „Rufe Ace zurück!", forderte der Jüngere und erzürnte dadurch den Älteren.

Aber nicht nur Paps wurde sauer, auch ich. Shanks kannte uns nicht und wusste nichts über unsere Stärken und Schwächen. Und überhaupt, was kümmerte es ihn?! Bevor ich weiter meinen Gedanken nachhängen konnte griff Paps nach seiner Waffe und ging auf Shanks los. „Scheiße!", fluchte ich und brachte mich in Sicherheit. Zwischen diese beiden Männer wollte ich nicht geraten, auch wenn es nur eine kleine Reiberei war. Es dauerte ein paar Schläge, bis sie sich beruhigt hatten und Shanks wieder die Moby Dick verließ. Paps trank danach mehr Sake als üblich und seine Laune glich meiner.

So sehr ich auch an Ace glaubte und wusste, wie stark er war, etwas in mir bekam Angst. Auch wenn ich Rothaar nicht leiden konnte, respektierte ich ihn dennoch. Und auch wenn ich seine Worte nicht an mich heranlassen wollte, kriegte ich sie nicht aus meinem Kopf. Heute machte ich mir zum ersten Mal Sorgen um Ace, zum ersten Mal hatte ich Angst ihn nicht mehr wiederzusehen. Mit einem unguten Gefühl in der Brust ging ich zu Paps, welcher die nächste leere Sakeflasche und zur Seite warf. „Glaubst du ihm?", fragte ich ihn, in der Hoffnung er könnte mir meine kleinen Zweifel nehmen und mir wieder die Ruhe und Zuversicht schenken, die mich die letzten Tage nicht komplett hat durchdrehen lassen.

„Ich weiß es nicht.", brummte er. „Der Bengel würde sich nicht ohne Grund die Mühe machen.", mit einer Handbewegung forderte er die nächste Flasche an. Niedergeschlagen senkte ich den Blick. Das ungute Gefühl in meiner Brust verschwand nicht, es verstärkte sich sogar. „Ich sollte ...", murmelte ich leise, doch wurde durch eine Hand auf meiner Schulter unterbrochen. Ich sah wieder hoch und begegnete Paps väterlichen Blick. „Ace ist stark, wir sollte ihm vertrauen.", ich zwang mich dazu zu nicken. Ja, ich sollte auf Ace vertrauen, ich sollte darauf vertrauen, dass er zu mir zurückkehren wird.

Den restlichen Tag versuchte ich mich so gut es ging abzulenken, daher kam es gerade recht, dass der Phönix langsam Hunger bekam. Mich hielt eh nichts hier, meine Aufgaben hatten ich erledigt. Ich sagte nur Paps Bescheid, welche bestimmt dachte ich wurde nach Ace suchen, doch er ließ mich gehen. Kurz dachte ich wirklich darüber nach, Ace zu suchen, aber dann dachte ich daran, wie er reagieren würde, wenn ich ihn gefunden hätte. Er wäre bestimmt sauer, dass ich ihn nicht vertraute und nicht an ihn glaubte. Nein, das wollte ich nicht.

Mit kräftigten Flügelschlägen brachte ich mich in luftige Höhen und ließ mich von dem Wind zur nächsten Insel tragen. Er wird gegen Teach ankommen, er wird ihn besiegen. Ich muss einfach an ihn glauben und darauf vertrauen, dass er gesund zu mir zurückkommt. Nach einiger Zeit kam die Insel am Horizont in Sicht und ich spürte, wie der Phönix sich in mir regte. Er wusste, dass er gleich essen darf. Seit dem Vorfall mit Ace haben der Phönix und ich irgendwie ein anderes Verhältnis. Ich habe angefangen ihn besser zu verstehen und ich habe sogar das Gefühl, dass auch der Phönix angefangen hat sich mehr auf mich einzulassen.

Ich ging in den Sinkflug, wobei mir kurz schwummrig wurde ich etwas taumelte. Vorsichtig landete ich am Strand und blieb vorerst stehen. Was war das? War der Phönix schon so schwach vor Hunger? Dabei hat er sich sehr früh gemeldet. „Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtshalber nach und erwartete seine typische grimmige Antwort. „Etwas ... ist passiert.", seine Antwort ließ mich Aufhorchen, denn er klang besorgt. „Was ist denn mit dir los, so kenne ich dich gar nicht.", witzelte ich. „Etwas ist mit Ace passiert!", fauchte er mich auf einmal an und mir entglitten die Gesichtszüge. Es fühlte sich so an, als würde man mir den Boden unter den Füßen wegziehen.

I see your FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt