In seinem Leben bekommt man nicht oft den richtigen Moment jemanden etwas ganz bestimmtes zu sagen. Und manchmal verpasst man auch die allerletzte Gelegenheit. Man spürt dieses Ziehen in einem, dass man es doch jetzt sagen sollte. Wenn nicht jetzt wann dann, denkt man sich.
Doch man schiebt es bei Seite und redet sich ein, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war obwohl es gerade der letzte war.
Nachdem ich Neri alles erzählt hatte, schloss sie mich nur in ihre Arme und drückte mich an ihr Brust. „Jozu hat Recht. Du hast genug gelitten.", sie streichelte meinen Kopf. „Aber ich habe wieder Menschen getötet, wenn der Phönix Ace ...", meine Stimme versagte. „... Neri, noch einmal überstehe ich das nicht. Wenn Ace etwas passieren sollte, dann-", sie legte mir bestimmend einen Finger über die Lippen. „Reiß dich zusammen! Du bist Marco, Kommandant der 1. Division der Whitebeard Piraten.", sie sah mich fest an. Bevor ich etwas erwidern konnte öffnete sich die Tür und Vater stand im Zimmer. Er sah mich nicht an, ging auf einen großen Sessel zu und schickte Neri mit einer Handbewegung nach draußen.
Auch als sie draußen war sah er mich nicht an, sondern nahm erst einmal einen großen Schluck Sake. Ich wurde langsam wütend. Ja, ich hatte einen Fehler gemacht, aber ich war kein kleiner Junge mehr, den man mit Schweigen strafen konnte. Ich war Kommandant und seine rechte Hand!
„Vater, ich akzeptiere jede Strafe!", sagte ich daher laut und stand vom Stuhl auf. „Ich bestrafe dich nicht, sondern du mich!", polterte er los. „Vertraust du mir so wenig? Hast du wirklich geglaubt, dass ich es nicht mitbekomme?", er knallte die Flasche auf sen kleinen Tisch und es schwappte ein wenig über. „Es war ein Fehler, ja. Aber ich würde es immer wieder machen für Ace.", brüllte ich zurück. „Du würdest also für ihn mehr Menschenleben opfern?", seine Stimme war scharf wie ein Dolch. „Du würdest für ihn deine Familie in Gefahr bringen?", und das war der Dolchstoß.
„Ich würde nicht meine Familie in Gefahr bringen, ich beschütze sie. Ace ist Teil dieser Familie."
Paps schnaubte verächtlich. „Lass es nur nicht so enden, wie bei Lydia.", er klang verbittert, traurig. Bei ihrem Name sah ich zur Seite, verdrängt ein aufkommendes Bild von ihr. Ich schüttelte meinen Kopf, denn irgendetwas sagte mir, dass es mit Ace anders war. „Vorher würde ich mir eher das Leben nehmen!", ich sah meinen Kapitän, meinen Vater entschlossen an. Lange sah er mich an, bis er nickte und einen weiteren Schluck nahm. „Du solltest mit dem Jungen reden.", riet er mir noch, als ich schon im Begriff war zu gehen. „Nein, ich will ihn beschützen und nicht sein Leben zerstören.", ich lächelte meinen Vater traurig an. Er dagegen sah mich zunächst überrascht und dann liebevoll an. Ich drehte mich um und verließ sein Zimmer. „Er ist kein Kind und sollte selber entscheiden dürfen.", hörte ich ihn noch sagen, als ich schon fast zur Tür raus war.
Doch, er war noch ein Kind in meinen Augen, denn er wusste so wenig über die Welt und wie viele Gefahren es auch in seiner unmittelbaren Nähe gab. Und deshalb wollte ich ihn um jeden Preis beschützen, egal welches Opfer ich dafür bringen musste.
Es war mittlerweile dunkel geworden, viele saßen schon mit Alkohol im Blut an Deck. Ich ging die Treppe hoch zu den Kommandanten Zimmer, lehnte mich an das Geländer und sah mir meine Kameraden an. Ja, sie waren meine Familie für die ich bereit war Kriege zu führen und mein Leben zu geben. Ich sah zu einem bestimmten schwarzhaarigen herüber. Aber für ihn war ich bereit weitaus mehr zu geben. Noch nie hatte ich so über jemanden gedacht, noch nie war ich bereit meine Familie nur für eine Person aufzugeben.
Seine schwarzen Augen fanden meine. Kurz sah er überrascht aus, dann sah er beschähmt zur Seite, fasste sich in den Nacken. Und dann kam er unerwarteter Weise auf mich zu, stieg die Treppe hoch und stellte sich direkt neben mich. Ich schielte kurz herüber, doch er sah in den Himmel hinauf und ich tat es ihm gleich. „Das heute morgen warst nicht du, oder?", fragte er dann. „Stimmt.", antwortete ich nur. „Es tut mir Leid, Marco. Ich hatte deine Warnungen nicht ernst genommen.", ich sah immer noch in den Himmel. „Schon gut. Dir ist ja nichts passiert." „Aber den anderen.", und damit brachte er mich doch dazu ihn wieder anzusehen. Seine tiefen, wunderschönen schwarzen Augen sahen mich direkt an.
„Und das ist allein meine Schuld!", ich versuchte es so deutlich wie möglich zu sagen, damit nicht er anfing sich selbst die Schuld zu geben. „Aber wenn du mir nicht deine Kräfte gegeben hättest, dann wäre das Ding in dir nicht so hungrig und wütend gewesen!", er klang sauer, aber nicht auf mich, sondern auf sich selbst. „Der Junge ist schlauer als er aussieht.", diesen Kommentar überhörte ich gekonnt. „Ace, es war meine Entscheidung und ich würde mich immer wieder für dich entscheiden.", er blinzelte mich an und sah dann schnell zur Seite. „Schließlich bist du ein Teil dieser Familie und man beschützt seine Familie.", ich zwang mich zum Lächeln.
Ich wusste, was ich mit diesem Satz sagte. Er war Familie, mehr nicht und mehr würde er auch nie für mich sein. Das was zwischen uns passiert war ließ mich zwar hoffen, dass er ähnliche Gefühle für mich hätte, doch es durfte nicht sein. Und deshalb musste ich jede Hoffnung seinerseits zerstören, um ihn zu schützen.
„Ah ... Ja, stimmt ... Familie.", er klang enttäuscht, sehr sogar. Und sein erzwungenes Lächeln brach mir das Herz.
Ich zwang mich wieder nach vorn zu blicken. Wir schwiegen und ich wollte auch nicht weiter mit ihm reden, es würde ihn aber auch mich noch mehr verletzen. Daher stieß ich mich ab und ging in mein Zimmer. „Aber du bist mehr als Familie für mich.", hörte ich Ace hinter mir sagen, als ich gerade in Türrahmen stand. „Es war nicht Neri, die ich mag sondern dich.", er kam auf mich zu und fasste mich am Unterarm an. Wir standen halb in meinem Zimmer und halb draußen. Ich hatte meinen Türgriff in der Rechten und meinen linken Arm hielt Ace fest. Wir sahen uns in die Augen und ich erkannte, dass es ihm wirklich schwer fiel diese Worte gerade eben zu sagen.
Warum tat er das jetzt? Gerade hatte ich mich doch damit abgefunden ihm ein tolles Leben zu ermöglichen, indem ich mich von ihn fern hielt. Mein Blick ging an ihm vorbei, da eine große Tolle meine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Wir sind eine Familie, ist doch klar, dass wir uns mögen.", versuchte ich seinen Worten das Gewicht abzunehmen. Vielleicht deutet er seine Gefühle auch falsch?
Ich drehte mich weg und ging in mein Zimmer, riss mich von ihm los. Doch der Dickkopf ließ nicht locker, er folgte mir einfach. „Aber es sollte einem dann doch nicht gefallen, wenn man von seinem Kameraden geküsst wird!", rief er laut. „Scheiße, schrei das doch nicht so rum!", ich hechtete zur Tür und warf sie ins Schloss. Hoffentlich hatte das niemand gehört. Meine Hand lag noch auf meiner Holztür, als ich Ace hinter mir spürte. „Sag Marco, siehst du in mir nur einen Kameraden oder mehr?", er stand mit verschränkten Armen vor mir, als ich mich zu ihm umdrehte.
Er hatte mal wieder mein schwarzes Hemd an, sein Hut hatte er abgesetzt und er hing an seinem Rücken. Sein trotziger Blick ließ mein Herz flattern. „Warum willst du das wissen?", fragte ich und lehnte mich lässig nach hinten gegen meine Tür. Ich versuchte gerade alles, um mich von ihm fernzuhalten. „Weil ich einfach alles über dich wissen will!", er sagte das so selbstsicher und mit einer Selbstverständlichkeit, die mich überraschte. Dieser Bengel machte es mir wirklich schwer, fast schon unmöglich.
„Ich will wissen, ob das wirklich nur der Phönix war, der mich geküsst hatte. Ich will wissen, ob das auf der Insel damals nur der Alkohol war. Ich will wissen, ob du mich genauso magst, wie ich dich!".
Ich stutzte. Er konnte sich erinnern? Er wusste die ganze Zeit, was damals passiert war?
„Der Kuss war nur der Phönix, er konnte dadurch seine Kräfte schneller aus dir heraus holen.", fing ich an und stieß mich von der Tür ab. „Auf der Insel ... ich erinnere mich nicht wirklich und weiß es daher nicht genau.", ich machte einen Schritt auf ihn zu, stand nun direkt vor ihm und seinen verschränkten Arme berührten meine nackte Brust. „Und ob ich dich genauso mag, wie du mich ... wohl kaum.", deutlich weiteten sich seine Augen, er machte einen kleinen Schritt von mir weg und lockerte seine Arme. „Denn ich war bereit meine Familie zu opfern, nur für dich.", meine Stimme war die ganze Zeit ernst und ich hatte ihm fest in die Augen gesehen. Sein Blick ging zwischen meinen Augen hin und her, er scheint zu denken ich scherzte.
„Red kein Unsinn.", sagte er etwas unsicher. „Das ist kein Unsinn! Wenn ich bei dir bin vergesse ich meine Pflichten als Kommandant und als rechte Hand des Kapitän. Ich vergesse meine Aufgaben als Sohn von Whitebeard.", da Auszuweichen nicht geklappt hatte, versuchte ich es nun damit. Vielleicht verstand er nun, warum es nicht sein sollte, warum wir sind sein sollten.

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I see your Fire
FanfictionWas, wenn es die Teufelsfrucht, welche einem die Fähigkeiten eines Phönix schenkt, gar nicht gibt? Was, wenn man diese Fähigkeiten nur vom Phönix persönlich bekommen kann? Nachdem Ace bei Whitebeard aufgenommen wurde stellt Marco fest, dass er nicht...