Ich werde von einem nervtötend Klingeln geweckt. Auf dem Display steht eine unbekannte Nummer. Noch halb im Schlaf schäle ich mich aus meiner Decke und gehe aus dem Zimmer, damit ich Liv nicht wecke. Wie sie bei dem Lärm schlafen kann, ist mir allerdings ein Rätsel. Nervös laufe ich auf und ab. Wahrscheinlich ist es eh nur irgendein Vertreter oder so. Aber mein Gefühl sagt mir etwas anderes. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und rufe zurück. Nach dem zweiten Klingeln meldet sich eine alt bekannte Stimme.
"Hallo kleine Diebin. Ich hab einen Job für dich." zäh wie Öl kriecht seine Stimme durch das Handy in mein Ohr. Mein Herzschlag verdoppelt sich. "Woher habt ihr meine Nummer?" ich versuche die aufsteigende Panik zu unterdrücken. "Schätzchen nicht nur du hast deine Tricks." der Typ lacht. Schnell lege ich einfach auf. Der Typ kann mich mal, es war eine einmalige Sache. Ich setze mich aufs Sofa und versuche meinen zitternden Körper unter Kontrolle zu bringen, als es plötzlich klingelt. Auf wackeligen Beinen gehe ich zur Tür. Ich hoffe ich jage dem Postboten keinen Schrecken ein. Ich fühle mich furchtbar. Ehe ich die Tür ganz geöffnet habe drängt sich ein Mann hindurch und packt mich am Hals. "Tu. Das. Nie. Wieder." knurrt er. "Du willst es auf die harte Tour? Bitte du hast 2 Minuten, um dich anzuziehen und mit zu kommen." ich bin so gelähmt, dass ich mich nicht bewegen kann. In meinem Hals bahnt sich ein Schrei an. Ein Schrei, der liv wecken wird. Ich erkenne eine kleine Beule an seiner Hüfte. Wahrscheinlich eine Waffe. Er würde Liv ohne zu zögern erschießen. "Eine Minute." seine Augen werden schmal. "Du solltest dich beeilen." Wie ein Roboter setze ich mich in Bewegung. Ich gehe ins Bad und zieh mir schnell eine schwarze Jogginghose und einen schwarzen Hoodie an. Im Spiegel starrt mir eine Fremde entgegen. Sie hat vor Panik riesige Augen und sieht sehr blass aus. Die Haare stehen wild ab. Meine Hände zittern, als ich sie bändige. Schnell laufe ich aus dem Bad und renne fast in den Typen rein. Offensichtlich wollte er mich gerade holen. "Ich hinterlass Liv nur eine Nachricht." er nickt zu meiner Überraschung. Jetzt kann ich ihn besser sehen, als im Flur. Es ist nicht der Hauptkopf des ganzen. Er sieht aus wie ein klassischer Typ, der die ganze Drecksarbeit erledigt. Breit gebaut, einen massigen Nacken und kleine schweinchen Augen. Ich verschreibe mich und muss nochmal neu anfangen. Er starrt mir über die Schulter, dass ich ja keine geheime Botschaft schreiben kann. Ich hätte wirklich gerne. Aber mein Kopf ist wie leer gefegt. Ich schreibe also:Gehe ein bisschen spazieren. Ich liebe dich.
Kaum habe ich den Stift weg gelegt packt er mich an der Schulter und zieht mich mit sich. "Du hast schon viel zu viel Zeit vertrödelt. Er wird außer sich sein." Ich kann Angst in seiner Stimme hören. Wir laufen die Straßen entlang und ich versuche mir den Weg einzuprägen. Wir biegen sehr oft ab bis wir vor einem riesigen Wolkenkratzer stehen. Wir gehen durch das Foyer und quetschen uns in einen der Aufzüge. Die Eingangshalle ist riesig und viele Menschen tummeln sich dort. Die Türen schließen sich und der Fahrstuhl setzt sich mit einem Ruck in Bewegung. Die Luft ist stickig und die Stille erdrückend. Mein Herz galoppiert in meiner Brust. Tausende Gedanken wirbeln in meinem Kopf umher. Aber sie drehen sich alle um eine Frage: Werde ich Liv je wieder sehen?
Der Aufzug stoppt und der Typ schiebt mich nach draußen. Zwei Bodyguards begleiten uns. Sie sehen aus wie Zwillinge. Gruselig. Wir sind ganz oben im Wolkenkratzer und die Aussicht durch die riesigen Fenster ist gigantisch. Wären es andere Umstände hätte es mich gefreut. Wir schweigen während wir die Eingangshalle durchqueren. Es ist alles sehr minimalistisch eingerichtet. Es gibt kaum Möbel oder Pflanzen und alles ist in einem sterilen weiß gehalten. Ich fühle mich sehr verloren. Mein Magen ist ein wenig flau und krampft sich schmerzhaft zusammen. Wir betreten einen Raum in dem ein langer Tisch steht. Am Kopf des Tisches sitzt ein alter Bekannter. "Ahhhh Ava. Bitte nimm Platz." er sagt es freundlich aber seine Augen sind ausdruckslos. Ich setze mich hin und rustche unruhig herum. Was ist das hier? "Ich hoffe Rob war nicht zu grob zu dir?" sagt er und sieht meinen Begleiter kühl an. Automatisch wandert meine Hand zu meinem Hals. "Ich musste ihn vorbeischicken. Niemand legt einfach auf, wenn ich mit ihm spreche. Und ." Es klingt wie eine Drohung. "Also du fragst dich sicher, warum du hier bist." in der Tat tue ich das. Ich nicke. "Oh wo sind denn meine Manieren? Man nennt mich Zmeja und ich brauche dich in meinem Team. Wir haben etwas großes geplant. Etwas sehr großes. Und dabei brauchen wir dich." ein seltsames Gefühl durchflutet mich. Neugier? Aufregung? Es ist zu unbestimmt, um es auszumachen. "Ich habe dich die letzten Wochen beobachten lassen. Du stiehlst anderen Leuten ihre Sachen vor der Nase weg. Was ist das für ein Gefühl?" seine Stimme lullt mich ein und plötzlich fühle ich mich selbstsicherer. "Berauschend." antworte ich mit fester Stimme. Er nickt zufrieden. "Und warum empfindest du einen Rausch beim stehlen?" "Mein ganzes Leben war geradlinig. Ich hab immer gemacht was richtig ist, was von mir erwartet wurde und trotzdem wurde ich weder gesehen noch gehört. Aber ich weiß nicht, ich bin seid ein paar Wochen jemand anderes." "Ausgezeichnet. Ich schätze deine Freundin ist vom selben Schlag?" Ich denke an die ganzen illegalen Boxwettkämpfe, das kiffen und ihre rebellische Art. Mein Herz flattert als ich an sie denke. Ob sie die Nachricht schon gelesen hat? "Ich denke schon." Der Typ sieht hochzufrieden aus. "Ich mache dir einen Vorschlag. Komm mit ihr zu uns. Und wir sorgen dafür, dass sich jeder irgendwann an eure Namen erinnert. Ihr müsstest nie wieder Angst haben, wegen der Miete oder ähnlichen lapidaren Dingen. Wir sorgen für einander. Überrede Sie bis morgen Abend. Kommt dann um Punkt 3:00 Uhr Nachts zu der Adresse." der Bodyguard tritt vor und gibt mir ein kleines Kärtchen. Ich stecke es schnell ein. Ich weiß, dass es falsch ist. Aber wer belohnt einen wenn man etwas gut macht? Niemand. Es wird als selbstverständlich gesehen. "Also dann. Bis morgen." schnurrt der Typ. "Bis morgen." sage ich und meine es auch so.
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Adrenaline
RomanceAva ist eigentlich ein ganz normales Mädchen mit einem normalen Leben. Dies ändert sich aber schlagartig, als sie eines Nachts auf Liv trifft. Sie ist von Beginn an ein Rätsel, welches Ava aber unbedingt lösen möchte. Gemeinsam begeben sie sich au...