7. Kapitel

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Jeongins Sicht:

"Guck ihn dir doch an...der Typ ist so erbärmlich, dazu bemitleidet er sich selbst."
Ich sehe zu Minho-Hyung, welcher neben mir steht, Hyunjin beobachtet. Genauso wie ich.
"Er trauert, Hyung. Er hat jemanden verloren den er sehr geliebt hat. Du würdest genauso sein, wenn Jisung gestorben wäre."
"Nein.", sagt er, sieht zu mir. "Ich hätte mich schon umgebracht, wenn Sungie gestorben wäre. Ein Leben ohne Jisung? Vergiss es."
Er sieht mich mit so einer Ernsthaftigkeit an, das es mir sogar Angst macht.
Er würde es sofort tun, wenn Jisung sterben würde...
Er sieht wieder zu Hyunjin, weshalb ich auch wieder dort hin sehe. Zu gucke wie Jisung, Hyunjin und Felix mit Yuri spielen, sie zum lachen bringen.
Und er denkt er sei ein schlechter Dad?
Er ist ein unglaublich toller Dad.
"Es tut ihm wirklich leid, Innie. Er hat gestern vor mir geflennt, wegen dem was er getan hat.. Ich bin zwar nicht der größte Hyunjin Fan, aber er ist auch einer meiner Freunde und er ist auch nur ein Mensch. Menschen machen Fehler, riesen große Fehler, aber das macht uns zu einem Menschen...rede einfach mit ihm, wenn *du* bereit dafür bist..."
Ich nicke nur, lasse die drei und Yuri nicht aus den Augen.
"Jisung will ein Kind, oder?", frage ich, möchte das Thema ablenken.
"Jap, genauso sehr wie Felix...wenn nicht sogar noch mehr...jeden Tag kommt das selbe Thema. Und von Tag zu Tag wird es schlimmer. Ich möchte ein Kind mit Sungie, aber dafür müssten wir erstmal heiraten und danach auch noch einige Sachen machen, bis wir ein Kind bekommen können, aber wir kennen doch alle Sungie...er ist die Ungeduld in Person und damit regt er mich dann auf, weil er das nicht akzeptieren möchte."
Ich kichere etwas, kann mir das mehr als nur gut vorstellen.
Sungie wäre aber auch ein toller Dad, genauso wie Minho.
Glaube ich jedenfalls.
Meistens hält er sich da raus, beobachtet alle nur.
Yuri dreht ihren Kopf etwas, sieht mich direkt an, quiekt und brabbelt.
Ich strecke ihr meine Zunge raus, bringe sie zum lachen.
Kurz darauf macht sie mir nach, streckt mir ihre Zunge raus.
Minho lacht leise.
"Wenn zwei Babys miteinander spielen, dann kann es auch nur zu Blödsinn kommen."
Ich kichere etwas.
"Komm her Innie. Yuri will dich bei uns.", sagt Jisung, winkt mich hektisch zu sich.
Mein Blick fällt sofort zu Hyunjin, welcher eigentlich gar nichts sagt, sich zurück gezogen hat und einfach nur auf seine Tochter sieht, leicht lächelt.
Dann nicke ich, gehe zu den anderen, setze Yuri vorsichtig auf meinen Schoß und küsse ihre Wange.
Ich kann zwar immer noch nichts mit Babys anfangen, aber ich mag Yuri.
Sie ist süß und ihr lächeln und kichern ist so ansteckend und noch so viel süßer als sie selbst.
Sanft streiche ich über ihren kleinen Babyspeck.
Sie umklammert meinen Finger mit ihren beiden Händen, sieht zu mir hoch.
Felix schmunzelt, kitzelt sie weiter, bringt sie zum lachen.
Mein Blick fällt wieder zu Hyunjin, welcher nun mich an sieht und nicht mehr Yuri.
In seinen Augen liegt so viel schuld das es sogar mir das Herz bricht.
Ist das nicht total bescheuert?
Ich kenne Hyunjin und ich weiß das er leidet, dass er sich dafür hasst das getan zu haben was er getan hat.
Ich weiß das, aber dann, sobald ich versuche ihm wieder näher zu kommen, erinnere ich mich daran und will einfach nur fliehen.
Und genau das tue ich dann.
Ich fliehe vor Hyunjin.
Ich leide unter dem, aber genauso leidet Hyunjin darunter.
Tief atme ich durch, widme mich wieder den anderen.
Ich weiß das Minho-Hyung Recht hat, aber es ändert nichts daran, dass mein Trauma und meine Angst mir nicht die Chance geben Hyunjin wieder näher zu kommen.
Ich drücke Yuri ein Kuss auf die Wange.
"Ich habe übrigens die Wohnung bekommen welche ich gestern besichtigt habe.", sagt Hyunjin plötzlich.
Das ist das erste was er heute zu uns, geschweige zu mir, sagt.
"Dann ziehst du also aus?", frage ich leise, sehe ihn nicht an.
Ich habe mich an ihn und Yuri in der WG gewöhnt und auch daran das Yuri die Nacht durch schreit und am Tag der liebste Engel ist.
"Ja...in den nächsten Tagen. Dann habt ihr wieder eure Ruhe und könnt lernen, müsst mir nicht helfen."
Ich blicke zu den blondhaarigen.
Yuri zieht zu gerne an den Haaren von Hyunjin, was ich verstehen kann.
Seine Haare sind so unglaublich toll...so weich und flauschig.
Yuri strampelt, bringt mich zum kichern.
"Was möchtest du den kleine Hexe?", frage ich, setze sie sanft auf dem Boden ab.
Sitzen klappt schon ganz gut, aber Krabbeln wird wohl noch etwas auf sich warten lassen, aber ganz ehrlich?
Wen interessiert das schon?
Wenn sie bereit dazu ist, dann wird sie es schon tun.
Sie klatscht auf dem Boden, hat den Spaß ihres Lebens.
Ich kichere, stehe dann auf und halte Hyunjin zögerlich meine Hand hin.
Er sieht zu mir hoch, dann auf meine Hand, nimmt diese, lässt mich von mir hoch ziehen.
Fast sofort lasse ich ihn los, stecke meine Hände in die Hosentaschen.
"Gib mir Zeit, okay?", frage ich leise. "Ich bin dir nicht böse, Hyunjin, aber Gib mir Zeit mich dir wieder nähern zu können. Ich...Ich.."
Ich sehe in seine Augen, vergesse sofort alles was ich eben noch sagen wollte.
Ich verfluche ihn dafür.
"Du?", fragt er, legt den Kopf etwas schief, sieht mich fragend an.
Yuri hat das eindeutig von ihm.
"Kannst du bitte das vergessen? Meinen Nervenzusammenbruch deswegen?", frage ich leise, sehe mich um.
Gut keiner hat es gehört.
Minho-Hyung beobachtet uns genau, lässt Hyunjin nicht aus den Augen.
Manchmal denke ich, dass Minho mich wie sein Kind ansieht, aber sicher bin ich mir nicht.
Vielleicht ist es auch nur Einbildung.
"Jeongin, dass kann man nicht vergessen. Ich habe dir weh getan und dich bedrängt und dazu habe ich dich beleidigt...Das ist mehr als nur scheiße von mir gewesen und auch wenn du mir nicht böse bist, bin ich es aber, okay? Ich fühle mich so schlecht deswegen und weiß nicht wie ich das jemals wieder gut machen könnte.."
"Doch Jinnie, du weißt genau wie.", sage ich.
"Mit Kleinigkeiten und von Sachen welche vom Herzen kommen...und dazu..."
Ich verstumme als Seungmin zu uns kommt.
"Wollt ihr was zum Mittag essen?", fragt er, sieht uns neugierig an.
"Nein, aber danke.", sagt Hyunjin, weshalb Seungmin zu mir blickt.
"Zu essen sage ich nie nein."
Seungmin lächelt zufrieden, lässt uns wieder alleine, zieht Chan mit in die Küche.
Es ist manchmal echt nervig als Single, dazu unglücklich verliebt, zwischen den drei Pärchen zu sein.
"Ich würde gerne wissen was in deiner Vergangenheit passiert ist, Innie...Ich möchte dich verstehen können.", höre ich Hyunjin murmeln, weshalb ich schlucke auf meine Hände sehe.
Ich kann verstehen das er dies wissen möchte, aber wer sagt das er es verkraften würde?
Wer sagt, dass ich es verkraften würde darüber zu reden?
Ich habe noch nie mit jemanden darüber gesprochen und eigentlich möchte ich das auch nicht.
Nicht einmal Beomgyu weiß etwas, auch wenn ich glaube, dass er es so oder so weiß.
Er ist nicht dumm, auch wenn er oft so rüber kommt.
"Irgendwann werde ich es dir erzählen, Jinnie. Versprochen."
Er sieht mich an, schenkt mir ein leichtes lächeln.
"Deine Haarfarbe geht raus.", murmelt er, deutet auf das irgendwie jetzt schon grün, was eigentlich mal dunkelblau gewesen ist.
"Ich weiß..Ich bräuchte eine neue.", murmle ich.
"Ich bin am überlegen mir meine rot zu färben.", sagt er, sieht nachdenklich auf dem Boden.
Rot?
ROT?
Hyunjin und rote Haare?
Dann kann ich mich gleich vergraben gehen.
Der Junge ist jetzt schon mit jeder Haarfarbe mehr als nur heiß, aber rot?
Rot würde mein sicherer Tod werden.
Wie soll ich ihn dann nicht überfallen wollen?
Wie soll ich dann noch meine Erregungen, durch ihn, vor ihm verstecken?
Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht anfasse und mich auch niemand so wirklich anfassen darf.
Vor allem nicht intim.
Ich würde nur eine Panikattacke bekommen.
"Das würde bestimmt heiß aussehen.", nuschle ich, sehe ihn mit großen Augen an, bekomme ein Lächeln von ihm.
Na endlich.
Alles was ich möchte ist es ihn glücklich zu sehen..
"Du bist so süß, Innie. Am liebsten würde ich dich aufessen oder durchknuddeln."
"Wag es dich.", kichere ich, weiche zurück, jedoch akzeptiert er meine Aussage, welche ich am Anfang gesagt habe und lässt mir den Abstand, welchen ich brauche.
"Zeigst du mir die Wohnung?", frage ich.
"Möchtest du das denn?"
"Natürlich. Wenn du schon wieder aussiehst, dann will ich wenigstens wissen ob die Wohnung auch okay ist. Schließlich hast du ein Baby."
"Sie scheint dich zu lieben.", schmunzelt Hyunjin.
"Von Tag zu Tag immer mehr.."
Kannst du mich denn nicht auch von Tag zu Tag immer mehr lieben?
Kann dein Herz nicht für mich schlagen?
Wieso musst du unbedingt hetero sein?
Wieso siehst du mich nur als deinen besten Freund und kleinen Bruder?
Das ist doch unfair...
Sieh mich doch so wie ich dich sehe, Jinnie...
Ich flehe dich, in meinen Gedanken, an...
Meine Gefühle für dich machen mich so unendlich fertig.
Kannst du nicht deine Augen öffnen und dich in mich verlieben?
Ich beiße mir auf die Lippe, sehe zu den anderen.
Jisung blickt in diesem Augenblick zu mir, runzelt die Stirn.
Er scheint mich auch schon lange durchschaut zu haben, aber anscheinend können das alle, welche von außen unglaublich dumm wirken.
Beomgyu...
Jisung...
Ich atme tief durch, schenke Jisung ein Lächeln, bekomme eines zurück, jedoch wirkt seines besorgt.
Wieso muss er mich auch ständig durchschauen?
Ist ja nervig.
Ich sehe wieder zu Hyunjin.
"Nach dem Essen?", frage ich, bekomme ein nicken als Antwort.

"Und hier dachte ich könnte das Kinderzimmer hinkommen. Es ist nicht klein, aber auch nicht groß. Vielleicht mit so einem grau Ton damit es weder zu weiblich noch zu männlich wirkt...und so ein helles Grau ist auch beruhigend." sagt Hyunjin, zeigt mir das zukünftige Kinderzimmer, während Yuri im Kinderwagen schläft.
Mal sehen wie lange.
Ich nicke, sehe zu den blondhaarigen.
"Du weißt das du nicht ausziehen musst?"
"Ja, aber es wäre das beste. Du und Beomgyu studiert, dazu hasst Beomgyu mich sowieso...und ihr hättet einfach wieder eure Ruhe. Ich danke dir das du mich aufgenommen hast, Innie, aber eine eigene Wohnung ist besser und dazu ist sie nicht weit von euch."
Ich nicke nur, sehe mich weiter um, bleibe am Fenster stehen, sehe hinaus.
Die Aussicht ist nicht wirklich speziell.
Man kann einfach auf das Nachbargrundstück sehen.
Absolut langweilig.
Ich verstehe nicht wie die Leute in Filmen und Büchern immer so eine unglaubliche Aussicht haben können.
Das ist total dämlich.
Hyunjin stellt sich, mit Abstand, hinter mir, sieht auch raus.
"Glaubst du es wird besser?", frage ich, sehe zu ihm.
"Was meinst du?"
"Glaubst du deine und die Trauer der anderen wird besser? Wird es irgendwann nicht mehr so weh tun?"
"Ich hoffe es." sagt er, sieht raus.
"Ich meine sie ist erst seit fast einem Monat nicht mehr hier. Es wird dauern, aber irgendwann wird es bestimmt besser. Irgendwann kommt man mit dem Schmerz klar und irgendwann findet man bestimmt jemanden, welchen man wieder lieben kann, aber das wird wohl noch dauern."
"Wieso wusste niemand das ihr fast zusammen gekommen wärt?", frage ich, drehe mich neugierig zu ihm um.
"Wir wollten es erst öffentlich machen, wenn wir uns beide sicher gewesen sind, dass es klappt. Dadurch das Yuri auf dem Weg war, haben wir mehr Zeit miteinander verbracht und uns besser kennengelernt. Dann kam Yuri und wir haben nur noch mehr Zeit miteinander verbracht. Plötzlich waren Gefühle im Spiel, auf beiden Seiten, wir haben es versucht. Es hat auch geklappt, aber wir waren nicht zusammen. Nicht so richtig...Es war eine Mischung aus Beziehung und gleichzeitig auch nicht."
Ich nicke, mustere ihn von der Seite.
Er ist so unbeschreiblich schön...
Nichts kann ihn verunstalten.
Auch nicht die Augenringe, welche immer stärker werden.
Ich lächle etwas.
"Ihr wärt bestimmt ein total süßes Pärchen gewesen, Jinnie."
Und ich nur noch mehr an meinem Liebeskummer verreckt, aber wenn er glücklich gewesen wäre, wäre ich auch glücklich gewesen.
Ich hätte mich niemals dazwischen gefunkt.
Das würde ich niemals tun.
Mal abgesehen davon das so oder so niemand von meinen Gefühlen für Hyunjin weiß.
Ach doch...
Beomgyu.
"Ich vermisse sie, Innie...Ich vermisse sie so sehr..."
Er schnieft, bricht mir damit das Herz.
Ihn so kaputt zu sehen, tut mir mehr weh, als an meinem Liebeskummer zu verrecken.
"Ich weiß, Jinnie...ich weiß.."
Und ich wünschte ich könnte dir diesen Schmerz nehmen, ihn wenigstens erträglicher machen...
Es tut mir so leid, Hyunjin...
So unglaublich leid...
Ich wünschte du müsstest deswegen nicht leiden...
Das hast du nicht verdient...

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Ich will Käsekuchen-

All i want is your happiness (HyunIn)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt