3. Kapitel

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"Beerdigung? Ist diese echt schon heute?", fragt Beomgyu, bekommt nur ein knappes Nicken von mir, weshalb er mit den Schultern zuckt, sich wieder seinem Laptop zu wendet, während ich versuche den Knoten der Krawatte hin zu bekommen. Hab mir dafür extra YouTube angesehen.
Das Chan uns gesagt hat, okay eigentlich war es ja Seungmin, das Hannah Tod ist ist jetzt eine Woche her und  zehn am heutigen Samstag ist die Beerdigung.
Ich verstehe zwar nicht wieso es eine Beerdigung gibt, wenn es nicht einmal eine Leiche gibt, da wahrscheinlich alles verbrannt wurde, aber wenn es den anderen hilft besser damit klar zu kommen, dann ist dies okay.
Ich habe Beerdigungen noch nie verstanden. Eigentlich ist die Beerdigung ja gar nicht für die Toten, sondern für die Lebendigen..
Ich lehne mich gegen die Wand, atme tief durch.
Seit einer Woche gehe ich alle anderen aus dem Weg, eigentlich habe ich mich in mein Zimmer eingesperrt, habe mich nur zum Einkaufen und Duschen raus bewegt. Dazu habe ich Sozialen Kontakt gemieden, die Vorlesungen online mitgemacht.
Beomgyu hatte nicht einmal nach gefragt, wahrscheinlich weil er weiß, dass er keine Antwort bekommen würde.
Aber er hat mir immer wieder etwas süßes oder allgemein was zum Essen mitgebracht.
Seit einer Woche habe ich das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, sobald ich an Hyunjin denke.
Eigentlich habe ich nicht gedacht das es noch stärker weh tun und schmerzen könnte, aber...aber als er mir sagte, das er in Hannah verliebt sei, da..da hatte auch der letzte kleine Faden der mein Herz zusammen gehalten hatte zerrissen.
Dieser Satz hat mein inneres zerrissen, während ich ihn einfach nur in den Arm genommen hatte, für ihn da gewesen bin, während er einen kompletten heulkrampf hatte.
Meinen heulkrampf, ein paar Stunden später, hatte niemand mitbekommen. Nicht einmal Beomgyu, aber dieser war auch auf einer Studenten-Fete.
"Ich kann dich begleiten, Innie."
Ich sehe zu meinem besten Freund, welcher mich besorgt mustert. Eigentlich möchte ich erst den Kopf schütteln, sagen das alles okay ist, aber irgendwie... irgendwie habe ich das Gefühl keine Kraft zu haben.
"Möchtest du das ich dich begleite, Jeongin?"
"Du kanntest Hannah nicht...ich komme schon klar..", flüstere ich, ignoriere diese schreiende Stimme in meinem Kopf, welche schon fast fleht Beomgyu mitzunehmen.
Doch so wie eigentlich immer ignoriere ich sie.
"Bist du dir sicher? Du siehst aus als würdest du jede Sekunde in Tränen ausbrechen... Innie du bist seit einer Woche nur in deinem Zimmer gewesen...Ich habe dich so oft weinen hören. Ehrlich gesagt möchte ich dich nicht alleine zum Friedhof lassen. Vor allem, weil dieser nicht einmal grade um die Ecke ist.."
"Mach deine Aufgaben, Gyu. Bis später. Ich bleibe nicht lange weg."
Ich nehme alles wichtige, verschwinde aus der Wohnung.
An der frischen Luft, setze ich meine Kopfhörer auf, stelle meine Musik an, laufe durch die Straßen.
Keine Ahnung wieso, aber mit Musik geht alles so viel leichter und fühlt sich auch besser an.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele denken ich sei depressiv.
Keine Ahnung wieso, ich bin es noch nicht einmal, aber irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann, ist einer zu mir gekommen und hat mich gefragt ob er mir helfen könne, er sei Psychologe.
Bro...
Ich saß nur heulend an der Bushaltestelle, weil mein Eis runter gefallen ist...oh und weil Hyunjin schon wieder jemanden hatte. Das habe ich natürlich nicht gesagt, habe einfach nur seine Karte genommen und mich leise bedankt.
Ich bin nicht depressiv oder suizidgefährdet.
Ich bin einfach nur müde und traurig.
Müde von den Gefühlen zu Hyunjin.
Ich tanze leicht zu 'Magic' von TXT mit.
Eigentlich mochte ich diese Band gar nicht, aber als Beomgyu meinte an zu fangen diese zu Stanen und richtig für diesen einen Typen zu schwärmen, musste ich sie mir öfters mit anhören und 'Magic' ist eindeutig mein Lieblingslied.. obwohl Anti-Romantic auch toll ist..oder Dear Sputnik..okay... irgendwie bin ich auch ein kleiner TXT Fan. Sie haben nur tolle Songs.
Am Friedhof angekommen, atme ich tief durch, sehe zu den ganzen Menschen, worunter ich auch meine Freunde erkennen kann.
Ich setze meine Kopfhörer ab, stecke sie in meinen Rucksack, gehe dann zu den anderen.
"Hay Innie.", sagt Jisung welcher als erstes auf mich aufmerksam wurde.
Ich zwinge mich zu einem lächeln, will am liebsten eine Umarmung, aber dann müsste ich jemanden berühren und...
Ach egal.
Ich gehe zu Felix und schlinge meine Arme um ihn.
Er wirkt überrascht, aber das ist mir grade egal, ich brauche diese Umarmung grade. Aber wahrscheinlich brauchen die anderen, wie Chan oder Hyunjin, sie viel mehr...
Felix schlingt seine Arme um mich, streicht durch meine Haare.
"Innie...", flüstert er besorgt.
"Bitte lass mich kurz einfach nicht los...", flüstere ich, weiß jetzt schon, dass ich nachher wieder unter der Dusche stehen und mich schrubben werde, mich eklig fühlen werde, aber grade ist es egal.
"Niemals Innie."
Jisung schlingt seine Arme um uns beide, bringt mich etwas zum Lächeln.
Dies sieht jedoch niemand, was auch okay ist.
"Wo sind Hyunjin und Chan?", fragt dann Minho, zieht Jisung sanft weg von uns, weshalb ich Felix auch los lasse, mich etwas von ihm entferne.
"Sie sind schon weiter vorne. Chans Mom wollte Yuri beruhigen, da diese die ganze Zeit geschrien hatte."
"Dann sollte ich mal meinen Job übernehmen."
Jisung hält mir seine Hand hin, welche ich zögerlich nehme.
Möchte ich überhaupt auf Hyunjin treffen?
Erträgt mein Herz das überhaupt noch?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß eigentlich gar nichts..
Jisung zieht mich und Minho mit zu Chan, Seungmin, Hyunjin und Chans Eltern.
Lucas sitzt abwärts, sieht auf seine Switch, wirkt einfach nur abwesend.
Ich möchte gar nicht wissen wie es ist, jemanden den man so sehr liebt, zu verlieren...
Ich möchte es echt nicht wissen.
"Hay..", haucht Minho, klopft beiden kurz auf die Schulter, während Jisung Yuri nimmt und diese an sich drückt.
Fast sofort ist sie verstummt.
"Willst du sie nicht adoptieren? Dich liebt sie eh mehr."
"Weißt du wieso dein Kind so sehr schreit, Jinnie? Sie spürt den Schmerz und die Trauer die von dir ausgeht und so überträgt es sich auf sie. Man muss einfach nur gut den Schmerz und so unterdrücken können, wenn du ein Baby bei dir hast."
Jisung küsst Yuris Kopf.
"Und dazu liebt dich dein Kind, Hyunjin. Sie merkt nur deine Unsicherheiten und jedes deiner Gefühle..", nuschelt Jisung, sieht dann zu mir.
"Du bist nicht so gut im verstecken von Gefühle wie andere von uns."
Hyunjins Blick fällt auch zu mir, schenkt mir ein schwaches lächeln.
"Innie."
Er möchte mich umarmen, jedoch weiche ich zurück, blinzle die Tränen weg. Ich kann seine Nähe jetzt einfach nicht ertragen.
Ich möchte sie auch nicht ertragen.
"Jeongin."
Ich schüttle nur den Kopf, sehe auf dem Boden, höre Yuri brabbeln.

All i want is your happiness (HyunIn)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt