pov Tobias
Etwas stimmte nicht und das war mir auf den ersten Blick klar. Schon in der ersten Minute als Michael den Ringe betrat. Seine ganze Körperhaltung war anders. Angespannt, abwesend, fast wie im Kampf mit sich selbst.
Er hielt sich die Ohren zu. Ich wusste, dass ihm laute Orten stark zusetzten, doch er ertrug es meist einfach ohne sich etwas anmerken zu lassen. Wie er aber jetzt dort stand war definitiv nicht normal. Die Augen zusammengekniffen, die Ohren zugehalten und das Gesicht angeekelt verzogen. Als sein Gegner auf die Bühne trat, dachte ich ich seh' nicht richtig. Das war ein professioneller Kämpfer, der Tag täglich trainierte. Das war unfair.
"Das ist nicht gerecht. Der Typ sieht aus, als würde er das beruflich machen", knallte ich Matthew an den Kopf. Der sah mich daraufhin nur freudestrahlend an.
"Ja und das ist auch gut so. Wegen ihm habe ich mich blamiert und jetzt wird er mal vermöbelt und darf erfahren wie sich das anfühlt vor versammelter Mannschaft bloßgestellt zu werden", ich wendete mich wieder von ihm ab und Michael zu. Sein Blick fand meinen doch er konnte ihn nicht lange halten.
Der Kampf begann.
Er musste den ersten Schlag einstecken und den nächsten. Ich zog scharf die Luft als ich sah, wie im Blut aus seiner vermutlich gebrochenen Nase lief. Doch dann hielt er dagegen, wacklig zwar aber immerhin. Und er stand nach wie vor. Der Geruch seines Blutes drang zu mir hoch und ich musste mir ein erschrockenes Aufkeuchen vor Sorge unterdrücken. Der Kampf dauerte schon eine Weile an, doch mit jeder Minute die verstrich wurde er ausgeglichener. Doch im nächsten Augenblick bekam Michael voll eine auf die zwölf. Er taumelte zurück und stürzte zu Boden. Er blieb auf dem Rücken liegen. sein blutverschmiertes Gesicht in die Menge gerichtet.
Wieder fanden seine Augen meine und was in dem Moment geschah, war mehr als ungünstig. Schon fast fatal.
"Wenn er verliert, wirst du dann mein Betthäschen?", schnurrte Matthew und leckte mir einmal komplett über die Wange. Das war wohl der Auslöser für etwas Gefährliches. Etwas Katastrophales.
Kurz darauf geschah etwas mit ihm was ganz und gar nicht physiologisch aussah. Sein Körper veränderte sich. Krallen, scharfe Eckzähne und rote Augen. Selbst seine Haltung war nun ein völlig andere. Dominanz strömte nur so von ihm aus und flutete den ganzen Raum. Die grölenden Zuschauer verstummten ganz kurz, da sie mit dieser Aura-Welle scheinbar überfordert waren, doch durch ihren berauschten Zustand von Adrenalin, Alkohol und so mancher Droge war es ihnen schnell wieder egal und sie feuerten die Kämpfenden weiter lautstark an.
Nun wurde der Kampf einseitig. Michael prügelte ihn windelweich, wich aus und ließ sämtliche Angriffe seines Gegners ins Lehre laufen, bevor er erneut zuschlug. Er führte seinen Gegner vor. Der stand jedoch weiterhin angriffsbereit mit erhobenen Fäusten seinem Gegner gegenüber. Unfähig sich eine Niederlage zu akzeptieren, unfähig auf seine Vernunft zu hören. Michaels Geduldsfaden riss. Er schlug einmal mit all seiner Kraft auf den Plexus Solaris und stürzte sich auf den anderen, als dieser bewusstlos nach hinten kippte. Mit gefletschten Zähnen, alle Muskeln zum Zerreißen gespannt fixierte er dessen Hals mit seinen scharfen Krallen und hob ihn vom Boden. Er war kurz davor die Kehle des Mannes zu zerbeißen.
Das musste ich unbedingt verhindern!
"Michael!", schrie ich so laut ich konnte gegen das Getöse der Publikums. Es zeigte Wirkung. Michael hielt inne und drehte sich zu mir um. Seine Augen flimmerten zwischen rot und grün. Ich bildete mir ein, dass er etwas sagte. Etwas wie 'Hilf mir!'. Und das wollte ich. Mehr als alles andere.
Ich befreite mich aus Matthew schmierigen Fingern und rannte los hinunter zu Michael. Dieser hat es mittlerweile geschafft sich von dem anderen zu lösen und saß nun an dem Käfig gelehnt und rang warum auch immer mit sich selbst.
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Untergrundwölfe
WerewolfIn einer Welt, in der das Wolfsgen durch mangelnde Nutzung und gesellschaftlicher Weiterentwicklung immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird und biologisch verkümmert, gilt es als verheisungsvoll, wenn man jemanden in seinen Reihen hat, der sic...