Kapitel 8

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pov Michael

Es war erstaunlich mit anzusehen, wie aribisch Tobias seine Arbeit machte. Ich konnte nach einiger Zeit auch ein Muster erkennen. 

Grüne Marker oder Post-It standen für Absätze die so wie sie waren, belassen werden konnten.

Blaue waren bearbeitungswürdig, mussten es aber nicht unbedingt bzw. nur die Formulierung musste etwas verändert werden.

Rot stand für absolut inakzeptabel für das Rudel seines Vaters.

Bei Gelb griff er immer nochmal zu einem Buch, um etwas genauer nachzuschlagen. Ab und zu verlangte er nach alten Unterlagen oder irgendwelchen Zahlen, die ihm dann von einem der Assistenten genannt oder gebracht wurden. Nach ungefähr zwei Stunden sah man ihm an, dass er langsam keine Lust mehr hatte und sich wirklich dazu zwingen musste weiter zu machen. 

Mir fiel auf, dass keiner der Anwesenden auch nur eine Andeutung machte ihm eine Pause vorzuschlagen oder wenigstens etwas zu Trinken zu bringen. Als hätten sie Angst ihn bei irgendetwas zu stören. Aber so oder so würde seine Konzentration nachlassen, wenn er nicht wenigstens kurz mal von den Blättern lies. Also entschied ich mich dazu ihm etwas zu besorgen.

Als ich mich erhob, knarzte das Sofa unter mir und alle hielten den Atem an, doch nichts passierte. Ihre Blicke auf Tobias, der total vertieft in einen fett rotmarkierten und somit wohl kniffligen Abschnitt war. Ich ging zur Tür und verließ den Raum. Da die Bar gerade einfach schneller zu erreichen war, ging ich nach unten. Zu meinem Glück war keiner da und ich bediente mich einfach bei den ganzen Dekofrüchten für Cocktails. Diese schnitt ich in kleine mundgerechte Stücke. Nebenbei kochte das Teewasser für den Entspannungs-Kräuter-Tee. Zum Schluss brachte ich noch verschiedenste Knabbereien zusammen, die den Bargästen zu ihren Trinks gereicht wurden und machte mich wieder auf den Weg zurück. 

Etwas umständlich mit einem Ellenbogen öffnete ich wieder die Tür zum Arbeitszimmer und betrat dieses. Ohne groß was zu sagen, ging ich auf Tobias zu und stellte ihm meine mitgebrachten Naschereien erst auf das Sofa. Dann nahm ich ihm seine Stifte und den Zettel vor sich aus der Hand und drückte ihm die Tasse Tee und den Teller mit Obst in die Hand.

"Du machst jetzt zehn Minuten Pause. So kannst du kurz verschnaufen, deine Augen ausruhen und dich neu sammeln, um dann wieder dich dem Problem zu widmen", mit meinem Ton machte ich deutlich, dass ich nicht mit mir diskutieren ließ. 

"Was fällt dir ein, mich bei meiner Arbeit zu unterbrechen? das hat bis jetzt noch keiner gewagt", brachte er mir wütend entgegen.

"Ich wage es, damit du nicht doch einen Fehler wegen mangelnder Konzentration machst und so dick wie du diese Stelle markiert hast, muss sie besonders wichtig, aber auch besonders schwierig sein. Genau jetzt ist der beste Moment um kurz eine Pause zu machen und auf deine Gesundheit zu achten, damit du gleich wieder mit freien Kopf an diese Aufgabe herangehen kannst. Meine Aufgabe ist es auf dich zu achten und da gehört in meinem Verständnis auch deine Gesundheit dazu. Also ist und trink und mach dann weiter, verstanden?", knurrte ich ihn schon fast an, weil mir sein Trotz, der seine eigene Gesundheit gefährdete auf den Sack ging. Dabei ließ ich aber auch etwas von meiner Aura frei, was zusätzlich noch auf ihn wirkte was ihn verschreckt schlucken ließ. Er nickte aber dann und lehnte sich zurück, um seine Augen entspannend zu schließen und an dem jetzt gut temperierten Tee zu nippen.

"Danke", war das einzige was er noch dazu sagte. Ich brummte nur zustimmend und setzte mich ihm wieder gegenüber. 

Dass ich währenddessen von fast allen Anwesenden hier im Raum argwöhnisch betrachtet wurde, als hätte ich etwas verbotenes getan, ignorierte ich fürs erste. Was ich mir aber nicht entgehen ließ, war der undeutsame Blick vom Alpha, der immer wieder zwischen mir und Tobias hin und her wanderte.

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