Kapitel 4

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Die Sonne kitzelt mich an der Nase. Ich habe herrlich geschlafen und niemand hat mich geweckt. So schön kann das Leben ohne Kammerzofe sein, überlege ich und ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.

Ich strecke mich ausgiebig, gehe ins Bad und fröne ausgiebig der Morgentoilette, bevor ich hektisch überlege, wo wohl meine Tasche sein könnte, die ich im Schloss noch schnell zusammengepackt habe. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich diese bei meiner Ankunft nicht vom Pferd genommen. Ich hatte sie hinten an den Sattel gebunden. Als der Wachmann mein Pferd an sich genommen hat, hatte ich so viele Dinge im Kopf, dass ich an die Tasche einfach nicht mehr gedacht habe.

Etwas missmutig über dieses Versäumnis, öffne ich gedankenverloren den Schrank und schaue erst einmal völlig überrascht drein. In meinem Schrank befinden sich alle Kleider, die ich in meinem Zimmer im Schloss zurücklassen musste. Ganz unten steht zudem auch meine Tasche. Alles ist da, mehr als ich jemals gehofft hatte, mitnehmen zu können. Das muss Zauberei sein.

Wohl eher Magie, überlege ich und muss wie von allein lächeln. Wieder voller Mut ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zum Frühstück. Im Gemeinschaftsraum schaue ich mich um und setze mich schließlich an den Tisch, an dem ich gestern mit Ramos saß.

„Kaffee oder Tee?", erkundigt sich das Mädchen, das wohl heute servieren muss. „Du kannst auch Schokolade haben."

„Kaffee bitte", sage ich schüchtern.

„Kommt sofort!", meint sie freundlich. Dann ist sie auch schon wieder verschwunden.

Ich schaue ihr noch gedankenverloren hinterher und bewundere die Lebensfreude, mit der sie ihre Arbeit verrichtet. So will ich auch versuchen zu sein.

„Aurora?", reißt mich eine freundliche Stimme aus meinen Gedanken.

„Ja?", frage ich.

Als ich mich umdrehe, steht ein junges Mädchen neben meinem Stuhl. Ich würde sagen, sie ist etwa zwei oder allerhöchstens drei Jahre älter als ich. Sie macht einen freundlichen Eindruck. Was mir auffällt ist, sie hat dunkle Haare und hellblaue Augen. Wenn ich gestern die Erklärungen von Ramon richtig verstanden habe, dann müsste sie magische Kräfte besitzen.

„Hallo! Ich bin Nina, ich wurde dir als Mentorin zugeteilt."

„Wie geht das denn?"

„Hast nicht du darum gebeten?"

„Ah, doch, irgendwie schon. Ich wundere mich nur, dass du mir bereits zugeteilt wurdest bevor ich den Vorsitzenden darum bitten konnte", versuche ich hastig meine Verirrung zu erklären.

„Ramon hat sich heute früh beim Vorsitzenden gemeldet und deinen Wunsch schon vorab deponiert."

„Das ist aber lieb von ihm."

„Dein Argument war überzeugend und so hat der Vorsitzende mich gebeten, ob ich diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen könnte."

„Du hast zugestimmt, nehme ich an", lächle ich sie an. „Allerdings frage ich mich, was daran so ehrenvoll sein soll, einem völlig untalentierten Mädchen, das von nichts eine Ahnung hat, etwas Sinnvolles beizubringen. Das nenne ich eher eine Herausforderung."

Nun lacht auch sie. Mir fällt auf, dass Nina ein sehr offenes und herzliches Lachen hat. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch.

„Du bist eine Prinzessin", meint sie.

„Nicht hier und ich bin, wenn ich ehrlich bin, auch froh darüber", sage ich. „Hast du schon gefrühstückt? Setzt du dich zu mir?"

„Gerne."

Sie setzt sich und in diesem Moment werden mein Kaffee und eine Auswahl an Speisen für das Frühstück gebracht. Ich biete zunächst Nina an, sich zu bedienen. Zunächst zögert sie, als ich sie aber ein zweites Mal auffordere, nimmt sie sich schließlich doch etwas.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt