Kapitel 16

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Ein entschlossenes Klopfen an der Tür reißt mich aus meinem Schlaf. Auf mein Zurufen hin, betritt die Zofe das Zimmer.

„Eure Hoheit, König Winibert und Prinz Ebur wünschen Euch zu sprechen."

„Sind die Abordnungen der anderen Reiche eingetroffen?", frage ich.

„Ich glaube schon. Ihr werdet im Kaminzimmer erwartet."

„Gut, ich ziehe mich schnell an. Bringst du mich hin? Ich kenne mich im Schloss nicht mehr so gut aus. Ist mein Begleiter verständigt?"

„Das mache ich, wenn Ihr das wünscht."

„Ja, geh ruhig, ich kann mich selbst ankleiden. Wir sehen uns später."

Ich bin einigermaßen ausgeruht. Ich begebe mich ins Bad und kleide mich dann an. Die Zofe hat mir offenbar bereits bei der Vorbereitung des Zimmers saubere Unterwäsche bereitgelegt. Ich finde das sehr aufmerksam von ihr.

Die Kleider, die ich anziehe, sind noch immer die, die ich gestern getragen habe. Aber das macht nichts. Ich trage eine lange Hose aus weichem Leder und ein weißes Hemd sowie eine Weste, auch diese aus Leder, allerdings aus einem festen Leder. Die Kleidung ist ideal für lange Reisen und wäre auch für einen Kampf geeignet. Es ist zwar keine Rüstung und der Schutz vor Verletzungen ist nicht besonders groß. Dennoch bietet das Leder ein gewisses Maß an Festigkeit, um kleinere Wunden zu vermeiden. Ermöglicht es mir jedoch, beweglich zu sein.

Als ich zurück in mein Zimmer komme, wartet die Zofe bereits auf mich. Ich lächle ihr dankbar zu und ziehe noch schnell meine Schuhe an.

„Wir können gehen."

„Wie Ihr wünscht, Eure Hoheit."

„Kannst du bitte Aurora zu mir sagen. Ich bin keine Hoheit."

„Wir Ihr wünscht, Prinzessin Aurora."

„Sag doch du zu mir. Ich bin nichts Besonderes", bitte ich sie. Sie aber reißt daraufhin die Augen weit auf.

„Ich soll Euch duzen?"

„Ja, das sollst du."

„Aber Ihr seid doch ..."

„Ich bin Aurora, einfach nur Aurora."

„Ihr habt ..."

„Du hast ...", unterbreche ich sie lächelnd.

„Du hast unseren König aus der Gefangenschaft befreit. Du bist eine Prinzessin und du darfst in den königlichen Gemächern wohnen", zählt sie auf.

„Das ändert doch nichts daran, dass ich ein Mädchen bin, wie du."

„Ich bin eine einfache Zofe."

„Ja, du bist eine Zofe und du solltest stolz sein. Du leistest deinen Beitrag an der Stelle, wo du gebraucht wirst. Bei mir ist das doch auch nicht anders. Zumindest versuche ich es."

Sie lacht belustigt auf. Als ihr bewusst wird, dass sie mich auslacht, verstummt sie sofort, hält sich die Hand vor den Mund, kann sich ein Kichern aber trotzdem nicht verkneifen. Sie schaut allerdings auch betreten drein. Eine urkomische Kombination, wie ich finde.

„Oh entschuldige, ich wollte Euch .... Äh .... dich nicht auslachen."

Ich sehe, dass ihr die Sache fürchterlich peinlich ist. Nun muss auch ich lachen. Ihr Gesichtsausdruck ist auch zu lustig.

„Du hast mir doch nur zu verstehen gegeben, dass du anderer Meinung bist."

„Aber darf ich das?"

„Anderer Meinung sein? Warum nicht?"

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt