Kapitel 12

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Der Vorsitzende eröffnet die Ratssitzung. Wie schon beim letzten Mal sitze ich zwischen Pupso und seinem Sohn, Nina sitzt auf einem Stuhl schräg hinter mir. Alle schauen gespannt drein. Natürlich ist jedem im Saal die Gepflogenheit bekannt, dass der größte Drache den Vorsitz übernimmt.

„Ich möchte feststellen, dass ich nicht mehr der einzige und auch nicht mehr der größte Drache bin und damit würde der Vorsitz Aurora zustehen", meint Pupso gleich zu Beginn.

„Lassen wir das", wehre ich sofort ab. „Ich habe meine Kräfte erst vor wenigen Tagen entdeckt, in einen Drachen verwandeln kann ich mich erst seit heute und ich weiß noch viel zu wenig über die magischen Kräfte und über dieses Land. Ich muss noch viel lernen, um eventuell eines Tages die Führung zu übernehmen. Deshalb würde ich dich bitten, weiterhin den Vorsitz zu übernehmen."

„Aber du bist viel mächtiger als ich", wirft Pupso ein.

„Na und? Du kannst dir meiner Loyalität sicher sein. Deine Erfahrung und meine Macht werden dieses Land in eine hoffentlich gute Zukunft führen. Genau so sehe ich das."

Ein Raunen geht durch die Reihe der Räte. Alle schauen mich überrascht an. Unsicher blicke ich zu Sigur und als ich sein aufmunterndes Lächeln sehe, beruhige ich mich ein wenig.

„Du bist die Größte", flüstert mir Nina ins Ohr. „Darf ich auch einmal auf dir fliegen?"

„Natürlich, du bist doch meine Freundin", sage ich leise und lachend.

„Gut, wenn du es so wünschst, dann bleibe ich Vorsitzender. Ich möchte aber, dass du einen ständigen Sitz in diesem Rat bekommst."

„Damit wäre ich einverstanden. Ich würde mir aber wünschen, dass auch Sigur einen ständigen Sitz mit Stimmrecht bekommt, genauso wie Nina."

„Warum das?", will einer der Räte wissen. „Im Rat zu sein haben nur die wichtigsten Vertreter dieses Landes ein Recht."

„Und genau das halte ich für einen groben Fehler", halte ich sofort dagegen. Alle schauen mich überrascht an. „Wir sind nicht nur ein Volk der wichtigsten Bewohner, in diesem Land leben mehr – wenn man es so nennen will – normale Bürger. Deshalb sollten auch normale Bürger im Rat vertreten sein. Wer, wenn nicht sie, kennen die Nöte und Sorgen der Menschen?"

„Warum Nina und Sigur?", will Pupso wissen.

„Sigur ist ein Mann, der schon viel in seinem Leben gesehen hat, der viele Länder bereist hat und deshalb ganz sicher keine engstirnige Sichtweise hat. Er hat vieles gesehen, von dem wir keine Ahnung haben. Nina habe ich als eine vernünftige, kluge und gewissenhafte junge Frau kennengelernt."

„Dann kämen aber auch andere in Betracht", meint der Vorsitzende.

„Wegen Nina? Wäre möglich, aber ich kenne sie und ich vertraue ihr."

„Aurora, ich kann doch nicht Mitglied des Rates werden", flüstert mir Nina schockiert ins Ohr.

„Was sagt sie?", will Pupso wissen.

„Dass sie sich auf ihre neue Aufgabe freut", schwindle ich.

„Das glaube ich gerne, aber ich würde doch lieber einen Mann nehmen", meint Pupso. Damit allerdings bringt er mich auf die Palme.

„Hast du dich einmal in dieser Runde umgeschaut?" fahre ich ihn an, dass er sichtlich den Kopf einzieht.

„Was meinst du?", fragt er verunsichert.

„Hast du dir angeschaut, wie viele Frauen an diesem Tisch sitzen?"

„Ähm, zwei, zumindest im Augenblick."

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt