Kapitel 20

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Als ich am nächsten Morgen erwache und das Bett neben mir leer ist, muss ich grinsen. Ich freue mich für die beiden und mache mich auf den Weg ins Bad. Nach einer ausführlichen Morgentoilette beginne ich mich anzuziehen. Da kommt Sofia in den Raum.

„Wie soll ich dir nur danken?", meint sie.

Ich schaue sie etwas verblüfft an. Ich verstehe auf Anhieb nicht, was sie damit sagen will.

„Meine Mutter konnte gestern noch zum Heiler hier im Schloss. Sie hat einen Tee bekommen und muss eine Medizin nehmen. Aber es ist nichts Schlimmes, hat er gemeint."

„Das freut mich."

„Prinz Ebur hat es mir persönlich erlaubt."

„Oh, der Prinz persönlich", stelle ich zufrieden fest.

„Steckst du etwa dahinter?"

„Könnte sein", grinse ich schelmisch.

„Ich bekomme auch jede Woche einen Tag frei, damit ich meine Familie besuche kann."

„Nicht nur du."

„Wie, nicht nur ich."

„Das wäre doch nicht fair."

„Du willst jetzt aber nicht sagen, dass alle Bediensteten einen freien Tag in der Woche erhalten sollen?"

„So ist es versprochen worden."

Sofia schaut mich einen Augenblick ungläubig an. Dann aber kommt sie die zwei Schritte auf mich zu und umarmt mich. Ich erwidere lachend die Geste. Dabei klopfe ich ihr auf den Rücken.

„Und außerdem will der Prinz und künftige König darauf achten, dass sich die Männer im Schloss korrekt verhalten. Wenn also etwas ist, melde es dem Prinzen."

„Nicht wahr? Das hast du auch angesprochen?"

„Warum nicht."

„Wenn die Männer jetzt böse auf uns sind?"

„Dann melde es. Sie müssen es lernen, entweder auf die sanfte oder auf die harte Tour."

„Danke, das werden wir dir nie vergessen."

Erneut umarmt sie mich. Sofia ist sichtlich erfreut über die Änderungen. Nachdem sie mich loslässt, mach ich mich auf den Weg in den Speisesaal.

Dort finde ich Sigur und Ebur vor. Ich berichte den beiden davon, was wir gestern Abend beobachtet haben. Ebur blickt besorgt drein.

„Die Armeen von gleich zwei Reichen stehen uns gegenüber und der Süden kann uns nicht mehr zu Hilfe kommen. Wir sind erledigt", meint er.

„So schnell gebe ich nicht auf. Wir werden sie aufhalten und besiegen", antworte ich entschlossen. „Dabei will ich allerdings ein Blutbad vermeiden."

„So wie die Lage ist, vermeiden wir gar nichts mehr", jammert Ebur.

„Lass Aurora sprechen, ich glaube, sie hat einen Plan", mischt sich nun auch Sigur ein.

„Dann mal los, was für einen genialen Plan hast du?"

„Ich werde gegen den Kämmerer und Meibert kämpfen. Nur wir zwei oder, wenn es sein muss, drei."

„Du willst gegen die beiden gewinnen? Auch schon gegen einen von ihnen hast du keine Chance. Du bist eine schwache Frau", jammert Ebur.

Sigur hingegen lacht laut auf. Er scheint schon verstanden zu haben, worauf ich hinauswill. Aber der König des Nordens – oder ist er wieder der Kronprinz? Keine Ahnung – schaut ihn ganz entgeistert an. Ich nehme an, er zweifelt am Verstand meines Begleiters.

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