Ich bin auf den Weg zum großen Versammlungsaal. Der Kampf ist nun zwei Tage her. Die Pause hat mir gutgetan. Sie war auch erforderlich, um die Vorbereitungen für die große Konferenz zur Neuordnung der Welt vorzubereiten. Ebur und Anastasia haben dabei die Hauptarbeit übernommen. Inzwischen sind auch die Berater aller Reiche im Nordreich eingetroffen. Anastasia hat sich zu Recht durchgesetzt. Sie hat darauf gedrängt, eine große Versammlung abzuhalten, um die neue Weltordnung auszuhandeln und zu verkünden. Sie hat gemeint, alles müsse seine Ordnung haben. Auch, wenn bereits mein Entschluss feststeht und im Grunde schon alles klar ist, muss die Show stimmen.
Heute, zwei Tage nach dem Kampf, ist es nun soweit. Immer wieder haben Ebur und Anastasia mich gefragt, ob es wirklich mein Wille ist, die Macht über gleich zwei Reiche abzugeben. Sie können das nicht so richtig verstehen.
Mein Vater befindet sich auf der Krankenstation und Eburs oberster Heiler ist sehr bemüht, das Gift aus seinem Körper zu schwemmen. Der Zustand des Patienten verbessert sich auch von Tag zu Tag und langsam wird ihm bewusst, wie schlimm ihm mitgespielt wurde. Trotz unseres kühlen Verhältnisses besuche ich ihn täglich und lasse mich vom Heiler auf den neuesten Stand bringen.
Ich betrete den Saal und es wird schlagartig still. Ich bemerke auf den ersten Blick die Bühne, auf der ein Tisch steht, an dem bereits Ebur und Anastasia sitzen, auch Winibert ist an der Seite seines Sohnes. Sigur kommt hinter mir in den Saal und geht mit mir zum Tisch der Könige, wo er neben mir Platz nimmt. Darauf habe ich bestanden.
Wir haben über uns nicht mehr gesprochen, aber wir halten zwischendurch Händchen, er legt manchmal den Arm um meine Taille, wir küssen uns und er sieht mich unglaublich verliebt an. Aber auch ich muss gestehen, dass ich mich in seiner Nähe unglaublich wohl fühle. Ja, ich liebe ihn und dessen bin ich mir inzwischen bewusst. Wenn das alles vorbei ist, werde ich Klarheit zwischen uns schaffen.
Nina sitzt auf einem Sessel neben dem Eingang und himmelt ihre Königin an. Sie hat noch am Abend nach dem Kampf ihre Sachen gepackt und ist zu Anastasia gezogen. Natürlich hat sie mich vorher schüchtern um Erlaubnis gefragt, aber die habe ich ihr mit einer dicken Umarmung gegeben. Meine Freundin hat über das ganze Gesicht gestrahlt.
„Du bist schwer in Ordnung", hat sie gemeint.
„Das möchte ich hoffen", habe ich lachend geantwortet.
Seitdem wohnt Nina bei Anastasia, seitdem machen die beiden keinen Hehl daraus, dass sie ein Paar sind. Sie gehen händchenhaltend durch die Gänge und ignorieren alle verwunderten Blicke, die ihnen zwischendurch zugeworfen werden.
„Königin Aurora, Herrscherin über das Reich der Mitte und des Ostens", tönt die Stimme des Zeremonienmeisters durch den Raum.
Damit reißt er mich aus meinen Gedanken und ich schaue irritiert in seine Richtung. Ich bin keine Königin und ich will auch keine sein.
Als endlich alle im Raum sind, erhebt sich Ebur. Als Hausherr hat er das Recht, die Sitzung zu eröffnen und zu leiten. Trotzdem ist mir bewusst, dass aller Augen auf mich gerichtet sind.
„Meine Damen und Herren, ich fühle mich geehrt, die Herrscher aller vier Reiche bei uns begrüßen zu dürfen. Es ist ein äußerst erfreulicher Anlass, denn wir wollen für Frieden und Wohlstand in unseren Ländern sorgen", beginnt er.
„Aber wie soll es Friede und Wohlstand geben, wenn eine Königin gleich zwei Reiche unter sich vereint?", ruft einer dazwischen. Ich glaube es ist einer der Berater von Anastasia.
„Beschta, wer hat dich um deine Meinung gefragt", ruft Anastasia verärgert.
Der Mann, der offenbar Beschta heißt erhebt sich daraufhin. Er ist noch recht jung, etwa Mitte Zwanzig und er scheint übereifrig zu sein.
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Legenda Major
FantasyEine junge Frau liest ein Buch und taucht dabei in eine magische Welt ein