Kapitel 18

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Sigur und ich eilen zur Lichtung, ich verwandle mich und schon sind wir in der Luft. Ich fliege auf direktem Weg ins Land der magischen Wesen. Dabei zeige ich meinem Begleiter auch den Aufmarsch der Truppen am Fuß der Berge.

Als wir vor dem Versammlungshaus landen, erregen wir natürlich viel Aufsehen. Dass ich dann auch noch den Rat zu einer dringlichen Sitzung zusammenrufen lasse, sorgt auch nicht für Beruhigung.

Eine halbe Stunde später sitzen alle im Versammlungssaal. Nina sitzt neben mir und erkundigt sich, warum wir so lange weggeblieben sind. Ich vertröste sie, weil ich es gleich dem gesamten Rat berichten will und tue das auch. Ich erzähle alles, was wichtig ist. Vor allem aber berichte ich davon, dass Krieger aus dem Reich der Mitte den Haupteingang bewachen und deshalb keiner unserer Spione zu uns kommen kann. Offenbar wissen sie nicht, dass es auch andere Wege gibt.

Ich berichte auch davon, dass ein Krieg bevorsteht. Alle hören mir aufmerksam zu. Im Saal könnte man eine Stecknadel fallen hören. Als ich geendet habe, wird es laut. Alle reden durcheinander. Der Vorsitzende lässt sie auch einige Zeit gewähren, dann aber fährt er dazwischen.

„Ruhe, wir sollten geordnet reden", ruft er die Anwesenden zur Ordnung.

„Die Berge können die Menschen nicht überschreiten, da müssen wir uns keine Sorgen machen", erklärt Sigur. „Ein Krieg in den vier Reichen könnte hingegen die Ordnung stören und zu großen Problemen führen."

„Zu was für Probleme? Die gehen uns doch nichts an!", ruft ein älterer Mann, den ich nicht kenne.

„Das geht uns sehr wohl etwas an. Wir sind in gewisser Weise für die Menschen verantwortlich. Wir haben unsere Fähigkeiten bekommen, damit wir über sie wachen und nach dem Rechten sehen", stellt Sigur klar.

„Was soll ein Ungleichgewicht aber schon ausmachen?", bohrt der Mann von vorhin nach.

„Wenn die Macht in einer Hand konzentriert ist und danach streben entweder Meibert oder der Kämmerer, dann führt dies unweigerlich zur Tyrannei. Es kann sehr wohl einen gerechten Herrscher geben. Das hängt davon ab, wer dies ist und was für einen Charakter dieser Mensch besitzt.

Auf Dauer ist es aber keine Lösung. Zu viel Macht verleitet früher oder später zu ungerechtem Handeln. So wie ich Meibert einschätze wird das eher früher, wenn nicht sofort der Fall sein", antworte ich. „Tyrannei bedeutet dann in der weiteren Folge, dass es großen Teilen der Bevölkerung nicht gut geht, dass sie leiden und dass sie unterjocht werden, damit einige Wenige großen Profit machen und in Saus und Braus leben können."

„Es können nicht alle gleich sein", beharrt der Mann.

„Das mag schon sein. Aber es sind zwei verschiedene Dinge, ob es Unterschiede gibt oder Unterjochung."

„Was schlägst du vor?", will der Vorsitzende wissen. Damit gibt er dem Mann zu verstehen, dass er auf meiner Seite ist.

„Wir helfen dem Reich des Nordens und dem des Südens, um den Kämmerer oder Meibert zu besiegen."

„Was dann?", will ein anderer wissen.

„Dann sind es statt vier nur noch zwei Reiche, aber diese sind von der Größe und der Macht her wieder im Lot. Ebur und Anastasia werden gute und gerechte Herrscher sein", antworte ich.

„Willst du nicht Königin sein?", will der Vorsitzende wissen.

„Ich möchte hier bei euch leben, in diesem Land ist inzwischen meine Heimat und hier fühle ich mich wohl. Ich werde auch von hier aus darauf achten, dass das Gleichgewicht in meiner früheren Welt nicht gestört wird."

Nach einiger Diskussion stimmen mir alle zu. Sogar den alten Skeptiker, den es offenbar in jeder Runde gibt, konnte ich mit meinen Argumenten überzeugen. Es wird schlussendlich entschieden, dass ich einige Magier an die Grenze zwischen den Reichen des Nordens und des Ostens fliege, damit diese einen Bann-Zauber wirken, der es den Truppen des Ostreiches unmöglich macht, die Grenze zu überschreiten. Ich habe nämlich Sorge, dass Ebur nicht mehr rechtzeitig genügend Truppen an die Grenze bringen kann, um einen Angriff abzuwehren.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt