Kapitel 26

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„Hallo, ich bin Aurora, ich möchte zu Königin Anastasia", sage ich zur Wache am Tor.

Der Mann mustert mich und Sigur eingehend. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, weiß er nicht, ob er uns davonjagen soll oder nicht.

„Sie wünschen?"

„Ich bin eine Freundin von ihr."

„Ach ja, das kann wohl jeder sagen."

„Jede, wenn schon. Nur eine Frau kann eine Freundin sein, ein Mann wäre ein Freund", antworte ich schnippisch.

„Für Besserwisserinnen haben wir hier keinen Platz", faucht er mich an. „Verschwindet!"

„Aurora, kannst du mit den Wachen am Tor nicht einmal freundlich sein?", lacht Sigur.

„Was denn? Stimmt doch, ein Mann kann keine Freundin sein."

„Das weiß ich, aber das musst du dem Mann nicht unter die Nase reiben."

„Genau und deswegen kommt ihr beide hier nicht hinein", meint die Torwache.

„Soll er etwa dumm sterben?", setze ich nach.

„Aurora!", lacht Sigur.

„Wetten, dass wir hineinkommen?", sage ich herausfordernd zum Wachmann.

„Das sehe ich anders. Du kommst nicht hinein! Darauf kannst du deinen hübschen Arsch verwetten", grinst der Mann vor mir.

„Anastasia, deine Wache macht Anspielungen auf meinen Hintern, Ich dachte, du wolltest in deinem Reich darauf achten, dass die Männer Respekt vor den Frauen haben", kommuniziere ich mit Anastasia über Gedanken.

„Aurora?"

„Wer denn sonst?", grinse ich.

„Wo bist du?"

„Vor dem Tor und deine Wache meint, ich könnte meinen hübschen Arsch darauf verwetten, dass ich nicht ins Schloss gelassen werde."

„Ich komme!"

Ich höre noch ihr Lachen. Dann unterbreche ich die Verbindung. Damit kann ich meine volle Aufmerksamkeit wieder der Torwache widmen, die mich herausfordernd anschaut.

„Also, was ist?", meint der Mann.

Die drei Kollegen hinter ihm beobachten die Szene mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht. Offenbar finden sie die Sache witzig.

„Was soll schon sein?"

„Zieht ihr Leine oder soll ich euch verhaften?"

„Ihr wollt uns verhaften? Echt jetzt?"

„Wenn ihr nicht innerhalb von fünf Sekunden einen Abgang macht, dann lasse ich euch drei Tage im Kerker schmoren."

„Wetten, dass in wenigen Minuten Königin Anastasia mich begrüßen wird?"

Der Mann lacht laut auf und kriegt sich fast nicht mehr ein. Er hält sich den Bauch und ist ganz rot im Gesicht. Ungesund rot, wie ich finde. Plötzlich aber bleibt ihm das Lachen im Hals stecken und sein Kopf wechselt von hochrot zu kreidebleich als er die Königin neben sich bemerkt. Seine drei Kollegen stehen schon stramm und verneigen sich tief.

„Aurora, du wirst dich wohl nie ändern, komm in meine Arme!", sagt die Königin lachend. Sie zieht mich dabei in eine herzliche Umarmung.

„Warum sollte ich mich ändern?"

„Du kannst doch nicht immer die Wachen ärgern. Komm mit!"

Sie hakt sich bei mir unter und will mich schon in Richtung Schloss ziehen, da drehe ich mich zu dem Mann um.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt