Kapitel 7

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Sigur und ich sitzen beim Frühstück. Nina ist bei uns. Wir wollen gleich nach dem Essen los. Stallburschen bereiten derweil die Pferde vor. Wir nehmen bewusst nur alte Klepper, weil wir nicht wissen, ob wir bei unserer Flucht unsere eigenen Tiere wieder mitnehmen können. Furioso zurücklassen zu müssen, würde mir das Herz brechen. Sigur scheint es mit seinem Hengst ähnlich zu gehen. Deshalb hat er meine Idee auch sofort aufgegriffen und auch für sich ein fast wertloses Tier gewählt.

Der Rat hat sich unserem Willen schlussendlich beugen müssen. Vor allem der Vorsitzende wollte uns nicht gehen lassen, musste am Ende jedoch nachgeben. Mir ist immer noch nicht klar, um wen er sich mehr Sorgen macht, ob um seinen Sohn oder um mich, die Auserwählte.

„Gibt es einen zweiten Ausgang?", frage ich Sigur.

„Was meinst du mit Ausgang?"

„Na, die Verbindung zwischen dieser und meiner Welt."

„Es gibt insgesamt vier Verbindungen", meint er. „Aber warum sollten wir nicht den Haupteingang nehmen? Das wäre der kürzeste, um zum Schloss deines Vaters zu gelangen."

„Weil sie diesen kennen oder zumindest ahnen können, dass in der Schlucht ein verborgener Zugang sein muss. Schließlich sind dort Ramon, seine Leute und ich einfach verschwunden. Das würde mir zumindest zu denken geben und ich würde davor lauern. Damit würden sie uns sofort erwischen. Das hat nicht nur den Nachteil, dass sie uns gefangen nehmen, sie wissen dann auch mit Gewissheit, dass sich in dieser Schlucht ein Eingang zu unserem Versteck befindet. Sie werden nicht gleich annehmen, dass es dabei um das Land der magischen Wesen handelt, aber sie wüssten, dass hier irgendetwas ist. Das wiederum könnte uns eines Tages zum Nachteil gereichen."

„Mit dem Eingang hast du recht, aber warum willst du nicht, dass sie uns sofort gefangen nehmen? Am Ende kommt es dann doch wieder auf das gleiche hinaus."

„Ich will erhobenen Hauptes zum Schlosstor hineinreiten und allen zeigen, dass ich mich freiwillig stelle und nicht der Garde in die Hände gefallen bin, wie ein flüchtiger Verbrecher, nach dem man gesucht hat."

„Du bist ein kluges und stolzes Mädchen", grinst er.

„Ich bin eine Prinzessin und zur Königin erzogen worden. Dazu gehört auch strategisches Denken."

Bevor Sigur mir antworten kann, tritt Antonia an unseren Tisch. Neben meinem Stuhl fällt sie auf die Knie und wirft sich auf den Boden.

„Ich danke dir von ganzem Herzen, Auserwählte. Mein Sohn bedeutet mir alles. Du bringst dich für ihn in große Gefahr."

Sofort rutsche ich vom Stuhl, gehe neben der Frau in die Hocke und ziehe sie auf die Knie. Dann nehme ich sie in den Arm.

„Du musst mir nicht danken. Jeder von uns sollte für den anderen einstehen und da will ich ganz bestimmt keine Ausnahme bilden. Wenn ich Ramon retten kann, dann tue ich es auch. Das verspreche ich."

„Das würde nicht jeder hier machen", schluchzt Antonia.

„Dann gehen wir beide eben mit gutem Beispiel voran."

Ich ziehe sie auf die Beine und die Umstehenden schauen uns irritiert an. Ich greife nach meiner Magie und schaue in die Köpfe der Leute, was sie denken. Ich bin eben auch nur ein Mädchen und damit neugierig. Die meisten sind von mir positiv überrascht. Dennoch gibt es einige Zweifler. Sie wollen erst glauben, dass ich etwas Besonderes bin, wenn Ramon wieder zurück ist.

„Es wird alles gut werden!", versichere ich Antonia.

Auch wenn ich selbst noch nicht weiß auf was wir zugehen und nicht sicher sein kann, dass unsere Mission von Erfolg gekrönt ist, so will ich ihr doch Mut machen. Sie braucht jetzt Zuversicht und die will ich ihr schenken.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt