Kapitel 14

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Ich trete noch etwas schlaftrunken aus dem Haus und mache mich auf den Weg zum Frühstück. Dort treffe ich auf Sigur. Nina will nachkommen. Sie hat verschlafen und muss noch in die Dusche.

„Du hast dich ja ganz schön warm angezogen", grinse ich.

Sigur hat dicke Hosen an, die eine Daunenfüllung haben, dazu trägt er einen warmen Pullover und neben sich hat er eine Daunenjacke liegen. Die Erzählung von Nina scheint ihn beeindruckt zu haben.


„Ich will nicht so frieren, wie Nina", meint er.

„Sie war auch echt leicht bekleidet und ich hatte ursprünglich nicht vor, so weit in den Norden zu fliegen. Als ich aber gesehen habe, was in meiner früheren Heimat vor sich geht, musste ich mir ein genaueres Bild machen und da war ein Flug zur Nordgrenze unausweichlich", erkläre ich.

„Schon gut. Heute kannst du hinfliegen, wo du willst", lacht er. „Ich bin auf jeden Fall passend dafür gekleidet."

„Das sehe ich", schmunzle ich. „Hast du auch ein Fernrohr?"

Bei meiner Frage zieht er unter der Jacke ein Fernrohr hervor und hält es mir hin. Es scheint sehr alt zu sein, aber von guter Qualität.

„Damit kann ich sehen, ob die Fliege, die auf dem Kommandanten sitzt, ein Männchen oder ein Weibchen ist", lacht er vergnügt.

„Das kannst du sehen?"; lache nun auch ich. „Aber wen interessiert das?"

Wir werden in unserem vergnüglichen Morgenplausch von Nina unterbrochen. Sie kommt an unseren Tisch und schaut uns etwas verwirrt an.

„Was gibt es bei euch denn zu lachen?"

„Wir haben nur über das Geschlecht der Fliegen diskutiert", meint Sigur.

Nun muss ich losprusten, denn Nina schaut ihn daraufhin komplett entgeistert an. Der Anblick ist einfach göttlich.

„Habt ihr nichts Besseres zu tun?"

„Komm, setz dich zu uns und beruhige dich. Wir haben nur über die Qualität seiner Sehhilfe gesprochen", versuche ich sie zu beruhigen.

„Ach, der Herr sieht etwas schlecht", neckt sie nun Sigur ihrerseits.

„Du hast doch auch nicht viel gesehen", protestiert er.

„Aber über Fliegen habe ich mir keine Gedanken gemacht", grinst nun sie.

Wir plaudern und blödeln noch eine ganze Weile. Dann wird es langsam Zeit aufzubrechen. Wir verabschieden uns von Nina und gehen zur Lichtung, von der aus ich bereits gestern mit Nina gestartet bin. Amüsiert beobachte ich, wie sich bei Sigur Schweißperlen auf der Stirn bilden.

„Die Kleidung ist dann wohl doch etwas zu warm?", necke ich ihn.

„Für diese Umgebung schon. Aber dort, wo du hinwillst, werde ich froh darum sein."

Ich belasse es dabei und weise ihn an, sich bei mir festzuhalten und verwandle mich. Für ihn ist diese Art des Aufsteigens noch etwas ungewohnt. Seit unserem Abenteuer sind wir nur noch einmal geflogen. Wichtig ist jedoch, dass er ohne große Mühe in meinem Nacken sitzt und nicht erst mühevoll nach oben klettern muss. Vor allem, wenn wir irgendwo schnell verschwinden müssten, wäre ein solcher Aufstieg zeit- und kraftaufwändig.

Ich blicke zurück, sehe, dass er sich festhält und stoße mich ab. Mit wenigen kräftigen Flügelschlägen schwinge ich mich in die Lüfte und überfliege weit oben die Bergkette, die uns vom Reich meines Vaters trennt.

Zunächst nehme ich auch heute wieder Kurs auf die Hauptstadt. Erneut stehen dort Krieger an, um ihre Waffen in Empfang zu nehmen.

„Die sind immer noch dabei, Männer zu bewaffnen. Das muss ein gewaltiger Krieg werden", kommuniziere ich mit Sigur.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt