Kapitel 19

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An der Lichtung angekommen, weise ich Nina und Anastasia an, sich an meinem Rücken festzuhalten und verwandle mich. Während Nina dies bereits kennt und sich sofort eine bequeme Stelle sucht, schreit die Königin des Südens erschrocken auf.

„Beruhige dich!", meint Nina. „Setz dich vor mich."

Ich bekomme mit, wie sich Anastasia ängstlich etwas nach vorne robbt und zwischen die Stacheln vor meiner Mentorin setzt.

„Kann uns Aurora verstehen?", erkundigt sie sich bei Nina.

„Ja, kann sie."

„Ich kann mit euch über Gedankenübertragung kommunizieren", teile ich den beiden mit.

„Das ist genial. Und wenn wir mit dir reden wollen?"

„Dann sprich laut oder über Gedanken. Beides kommt bei mir an."

„Du bist aber ein sehr majestätischer Drache."

„Hast du schon einmal einen gesehen?"

„Nein, aber in Büchern. Es gibt bei uns in der Bibliothek ein Buch, in dem sind die verschiedenen Drachen abgebildet und wenn ich mich nicht ganz irre, dann bist du die Königin der magischen Wesen. Da war von einer Prophezeiung die Rede oder so etwas ähnliches."

„Dann hast du gewusst, dass es Drachen gibt?"

„Nein, nicht gewusst, weil man bei uns alles nur für ein Märchen hält."

„Ich muss mich in eurer Bibliothek umsehen, wenn ich Zeit habe und, wenn du es mir erlaubst."

„Wenn du Nina mitbringst, kannst du kommen, wann immer und wie oft du willst", kichert Anastasia und wird knallrot dabei.

Ich übergehe das mit einem Grinsen und schwinge mich in die Lüfte. Dass sich Anastasia in Nina verliebt hat, das ist mehr als eindeutig. Mir ist nur noch nicht ganz klar, was meine Mentorin fühlt. Das muss ich noch herauskriegen.

Mit wenigen Flügelschlägen schwinge ich mich hinauf in den Abendhimmel. Die Dämmerung setzt schon langsam ein.

„Nina, hast du ein Fernrohr dabei?"

„Natürlich, ich bin ja kein Neuling."

„Darf ich auch damit schauen?", will die Königin des Südens wissen.

„Natürlich, meine Liebe."

Oh, oh, das Interesse scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Ich fliege die Grenzen ab und wir können feststellen, dass der Truppenaufmarsch sich zunächst auf das Reich des Nordens konzentriert.

„Meibert und der Kämmerer werden gemeinsam das Reich des Nordens angreifen", teile ich meine Gedanken mit den beiden.

„Danach werden sie sich gemeinsam gegen den Süden wenden", äußert Anastasia auch meinen Verdacht.

„Ich vermute, wir haben noch zwei Wochen", mutmaße ich.

„Wie kommst du darauf?"

„Siehst du dort hinten bei dem großen See? Das ist das Lager des Kämmerers. Er ist auf dem Weg zur Grenze mit dem Reich des Nordens."

„Also ist er der Kopf hinter der Operation?", mischt sich nun wieder Nina in das Gespräch ein.

„Nicht sicher, ich habe gesehen, dass die königliche Streitmacht des Reiches im Osten ebenfalls auf dem Weg zur Grenze ist. Sie allerdings nähern sich der gemeinsamen Grenze mit dem Reich des Nordens. Sie werden dort eine herbe Enttäuschung erleben, wenn sie es nicht schaffen auf das Gebiet des Nordreiches zu gelangen", sage ich mit Genugtuung in der Stimme.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt