Kapitel 13

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Meine Ausbildung schreitet gut voran. Nina und Sigur fordern mich ganz schön. Aber mir ist klar, dass ich viel aufzuholen habe, da ich nicht in diesem Land aufgewachsen bin und deshalb keinen blassen Schimmer von den magischen Kräften hatte, bevor ich hierhergekommen bin. Aber dank der beiden hole ich rasch auf. Ich muss auch gestehen, die Materie ist interessant und spannend.

Ich spüre auch die zunehmende Anziehung zwischen mir und Sigur. Nicht nur ich fühle mich immer stärker zu ihm hingezogen. Ich stelle fest, dass auch er immer öfter versucht, Zeit mit mir verbringen zu können. Wir tauschen auch ab und zu kleine Zärtlichkeiten aus. Manchmal gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange, er legt mir eine Hand auf die Taille oder streicht zärtlich über meinen Rücken. Nina scheint dies immer wieder zu beobachten. Manchmal ertappe ich sie, wie sie in solchen Situationen eine Augenbraue nach oben zieht und lächelt. Sie kennt mich inzwischen wirklich gut und sie ist mir eine wunderbare Freundin geworden.

„Fliegen wir wieder einmal?", erkundigt sie sich unsicher.

„Fliegen gefällt dir?"

„Und wie!"

Wenn wir zusammen fliegen, was wir in letzter Zeit öfter tun, ist sie immer glückselig. Ich muss allerdings gestehen, dass dies auch mir unglaubliche Freude bereitet. Hoch oben in den Lüften fühle ich mich frei und kann alle Sorgen und Gedanken weit unter mir lassen.

„Ich würde heute gerne in meine frühere Heimat fliegen."

„Ist das nicht zu gefährlich?"

„Ich bin ein Drache, was soll uns schon passieren. Außerdem bleiben wir weit oben in den Lüften. Dann kann uns keiner sehen."

„Wenn du meinst", stimmt sie zu.

„Na dann, los!"

Wir gehen zu einer etwas größeren Lichtung, damit wir auch genügend Platz haben. Inzwischen haben wir auch eine recht gute Methode entwickelt, wie sie ohne größere Anstrengung in den Nacken des Drachen gelangt. Sie hält sich hinter mir stehend an meinem Hals fest, während ich mich verwandle und sie damit im Nacken sitzt, sobald ich meine Drachenform angenommen habe. Es muss für sie eine ganz schön ruckelige Angelegenheit sein. Das erste Mal, als wir diese Technik versucht haben, ist ihr ein lauter Schrei entkommen, als sie plötzlich nach oben gerissen wurde. Ihr sei es so vorgekommen, hat sie mir im Nachhinein erzählt, als würde sie ins Weltall katapultiert.

Inzwischen aber haben wir die Sache raus und auch heute hält sie sich einfach nur an mir fest, ich verwandle mich und stehe schließlich mit Nina in meinem Genick da. Vor allem die Kinder schauen immer noch ehrfurchtsvoll zu mir auf, wenn ich als Drache vor ihnen stehe. Schon einem ausgewachsenen Mann muss es vorkommen, als stünde ein riesiger Berg vor ihm. Für ein Kind muss ich gewaltig groß sein.

„Los, flieg!", ruft mir Nina zu. „Ich kann es nicht mehr erwarten."

Lächelnd hebe ich ab und schlage ein paar Mal kräftig mit den Flügeln. Rasch schrauben wir uns in die Höhe und ich fliege über die Berge hinweg ins Reich meines Vaters. Ich habe mich einfach dazu entschlossen, nicht den Tunnel zu nehmen, da ich es für einfacher halte, einfach oben drüber zu fliegen.

Seit meiner Flucht bin ich nicht mehr in meiner früheren Welt gewesen. Seitdem sind etwas mehr als drei Monate vergangen. Zeit, die ich für die Ausbildung gebraucht habe. Da ich aber nichts mehr von drüben gehört habe, will ich mir nun selbst ein Bild von der Lage machen.

Wir segeln weit oben dahin. Trotzdem kann ich dank einer guten Sicht, recht gut erkennen, was am Boden vor sich geht. Die Menschen wirken bedrückt und ich kann keine Fröhlichkeit erkennen. Spielende Kinder sind eine Seltenheit. Lachen klingt gar keines zu mir herauf.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt