Kapitel 21

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Im Kaminzimmer herrscht eine gespannte Ruhe. Ebur, Anastasia und Nina sitzen in den Sesseln, Winibert stößt kurz nach uns zur Runde. Auch wir Neuankömmlinge setzen uns zu den anderen und ich schaue Ebur gespannt an. Er hält eine Pergamentrolle in der Hand. Sie scheint aber noch versiegelt zu sein.

„Na, Ebur, was steht da drinnen", frage ich neugierig.

„Der Brief ist an dich gerichtet. Ich habe es nicht gewagt, ihn zu öffnen."

„Das hättest du aber machen können. Wir sind doch alle neugierig, was drinnen steht. Gib also her", sage ich leicht ungeduldig.

Während Sigur vor sich hin grinst, nehme ich Ebur die Pergamentrolle aus der Hand, breche das Siegel und entfalte hastig den Brief. Natürlich ist mir nicht entgangen, dass er das Siegel des Königs des Ostens trägt. Damit steigt meine Hoffnung, dass wir diesen Kampf ohne Gemetzel gewinnen können.

„Was steht drinnen", will Anastasia wissen.

Sie ist genauso neugierig, wie ich. Aber auch die anderen schauen mich mit gespanntem Gesichtsausdruck an. Deshalb lese ich den Brief laut vor.

Aurora Simons,

genau genommen hast du nichts zu melden. Du bist keine Prinzessin mehr und auch deine magischen Kräfte werden dir nicht weiterhelfen. Aber, wenn die anderen bereit sind, sich zu ergeben, wenn du den Kampf verlierst, dann soll es so sein.

Wir treffen uns morgen zur Mittagsstunde am alten Übergang der beiden Reiche.

König Meibert

„Weiß er von deinen magischen Kräften?", will Nina überrascht wissen.

„Ich glaube, er kann es sich denken. Schließlich wurde ich enterbt, weil die Gefahr bestand, dass sich solche Kräfte bei mir zeigen könnten. Außerdem weiß der Kämmerer davon, dass ich mich in einen Drachen verwandeln kann."

„Man hat dich wegen der magischen Kräfte geächtet?". Nina kommt dies immer noch völlig abwegig vor.

„Nun ja, ich glaube, es war doch eher ein Vorwand, um mich loszuwerden. Aber sie haben den Umstand genutzt, dass die Bürger des Reiches Angst vor Magiern haben. Dieser Schritt war geschickt eingefädelt. Damit war man die Prinzessin los, den König hatte man unter Kontrolle und man war sich zudem sicher, den Krieg beinahe schon gewonnen zu haben."

„Warum beinahe schon gewonnen?", will Ebur wissen.

„Sie waren mit ihrer Allianz zwei Reiche gegen zwei. Man könnte meinen es wäre damit eine ausgeglichene Situation, wenn ihr, was ja auch geschehen ist, euch zusammentut. Allerdings haben sie einen ganz entscheidenden Vorteil. Das Reich der Mitte liegt zwischen den Reichen des Nordens und des Südens. Damit sind diese kein zusammenhängendes Gebiet mehr und es ist unmöglich, dem anderen zu Hilfe zu kommen, ohne über Feindesland zu müssen. Jedes ist damit auf sich allein gestellt."

„Dann war das von langer Hand geplant?"

„Davon gehe ich aus. Ich denke, man hat nur darauf gewartet, dass ich meinen 18.Geburtstag feiern würde."

„Dann versohle dem Arsch den Hintern", meint Nina. Man kann den Zorn in ihrer Stimme deutlich spüren.

Anastasia nimmt sie jedoch liebevoll in den Arm. Die beiden sitzen nebeneinander und so fällt es auch nur mir auf.

„Das werde ich", antworte ich grinsend.

Wir machen uns nun auf den Weg zum Abendessen und gehen anschließend schlafen. Nina erkundigt sich schüchtern bei mir, ob sie bei Anastasia übernachten kann und, sobald sie meine Zustimmung hat, zischen die beiden sofort ab. Ich grinse ihnen hinterher und mache mich ebenfalls bettfertig.

Legenda MajorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt