SpencerÜberlegend kaute ich auf meiner Unterlippe herum und starrte vor mich hin. Es nagte an mir, das Elliott die Schmugglerin erschossen hatte. Ich wahr mir schon immer bewusst gewesen, dass das Supergenie ohne Umschweife ein Leben beenden konnte, aber der Ausdruck in seinen Augen dabei, hatte mir ein gewisses mulmiges Gefühl beschert. Zu dem konnte ich nicht begreifen, warum er es getan hatte. Die Französin hatte augenscheinlich etwas gewusst, was wir nicht wussten; etwas über den Täter, der zwei Opfer.
"Du wirkst nicht gerade so, als hätte dich der Mord wirklich überrascht.", holte mich mein neuer Chauffeur aus meinen Überlegungen. "Mh, du aber auch nicht.", erwiderte ich und nahm Akira eine der Tassen ab, die er mir hinhielt. Genüsslich nippte ich an dem heißem Getränk und genoss den frisch-zitrisch, herben Geschmack des Earl Grey's. So sehr ich Kaffee auch mochte, so sehr bevorzugte meine britische Ader ab und zu einen guten Tee, von Qualität.
"Was dich aber jedoch wohl zu überraschen geschienen hat, war der König des Underground's.", forschend sah ich von dem bräunlichem Aufguss, zu dem Koreaner. Stirnrunzelnd begegnete er meinem Blick. "Ich fand die Tatsache nur komisch, dass er noch so jung ist.", ablenkend nahm er ebenfalls einen Schluck und mit erhobener Brauer, sah ich Akira dabei zu. "Das ist aber keine gute Basis, wenn du mich schon am Anfang, unserer beginnenden Arbeitsbeziehung belügst." "Was meinst du?" Schmunzelnd sah ich ihn an: "Sag du es mir, Akira Kurosawa.""Du hast dich über mich schlau gemacht."
"Nur ein wenig."
Seufzend stellte Akira seine Tasse, vor sich auf dem Tisch ab. "Wie viel ist 'ein wenig'?", fragte er genauer nach. "Genug, um über einige, schmutzige Details Bescheid zu wissen.", antwortete ich und konnte dem Koreaner ansehen, dass ihm das gar nicht gefiel, "Ich würde aber es vertrauter finden, wenn du mir alles noch einmal und von dir aus erzählen würdest." Das schien ihm wohl noch mehr zu missfallen. Ich konnte in seinen Augen sehen, das er mit sich haderte, über seine Vergangenheit zu reden.
"Mein Name ist Akira Kurosawa.", fing er schließlich doch zögernd an, so als würde er sich Stück für Stück vortasten wollen, "Bis vor drei Jahren, habe ich den Kkangpae - der koreanischen Maffia - in meinem Heimatort, Seoul angehört. Mein hal-abeoji, also mein Großvater, wahr deren Leiter und hatte natürlich die besten Kontakte, zum Underground Englands. An sich sind die Kkangpae keine richtigen Schmuggler, oder Dealer - klar gingen mal einige Sachen, von hier nach da, aber nie irgendwas großes. Eigentlich ging es die meiste Zeit um Aktien, schnelles Geld verdienen und natürlich Macht. Jedoch hat sich das, mit der Zeit ein wenig geändert..." Akira's Stimme brach am Ende und er schien in Erinnerungen abzudriften. "Und was?", animierte ich den Älteren dazu, weiter zu erzählen.
Hustend räusperte er sich. "Mein Großvater hat sich damals dazu entschieden, sein meistes Geld in Luxus-Bordells zu investieren, was wohl die beste Idee wahr.", als er bemerkte wie ich mein Gesicht verzog, fügte er schnell hinzu, "Den Arbeitern in den Clubs ging es aber gut! Niemand von ihnen wurde zu ihrer Tätigkeit gezwungen - zumindest nicht in einem schlechten Sinn." Verächtlich schnaubte ich auf und fuhr mir durch meine Haare. "Nicht im 'schlechten Sinn'? Interessant, wie du Prostitution verharmlost.", kommentierte ich. "Es ist nicht so, wie du denkst, Spencer.", verteidigte er dieses Geschäft, "Natürlich hat die Hälfte es bestimmt nicht wirklich freiwillig gemacht, aber dennoch wurden die Frauen und Männer gut behandelt...und ging es doch mal anders zu, musste von ihnen keiner lange leiden." "Wie nett."
Mit zusammengepressten Lippen sah er mich an, redete jedoch weiter: "Im Gegensatz zu diesem menschenentwürdigendem Engländer, wahr mein hal-abeoji der Inbegriff von Nächstenliebe." "Was für ein Engländer?", hakte ich verständnislos nach. "Der damalige König, des Underground's - Vincent Da Vinci!" Bei diesem Namen schossen meine Augenbrauen in die Höhe. Elliott's Vater?
Für einen Augenblick legte sich Stille zwischen uns, bis Akira diese durch ein erneutes Seufzen unterbrach: "Ich wahr neunzehn, als ich ihn das erste Mal traf, sowie unter anderem auch seinen Sohn, den heutigen König und...Wow! Dieses Kind...einfach nur Wow - es hatte mir wortwörtlich die Sprache verschlagen. Er wahr nicht nur ultra schlau, sondern auch noch bildhübsch. Perfekt, beschreibt ihn nicht einmal annähernd.", leicht nickte ich, da ich ihm in diesem Punkt nur zustimmen konnte, "Aber Da Vinci's Sohn, erhaschte nicht nur meine Aufmerksamkeit, sondern auch die aller anderen, weswegen ich es schon irgendwie verstehen konnte, dass der damalige König ihn versteckt hielt - obwohl das wahrscheinlich auch an seiner Persönlichkeit lag; die verführt ja selbst einen gesunden Menschenverstand dazu, sich den goldenen Schuss geben zu wollen. Dennoch hat es die Masken nicht davon abgehalten, alles zu versuchen, an den Kleinen heranzukommen."
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Lizenz zum Wahnsinn
Mystery / ThrillerEin Spiel ist erst dann zu Ende, wenn niemand mehr steht. Selbst der König muss fallen, um gewinnen zu können. Von der Dunkelheit umfasst und der Gier nach Macht zerfressen, ist es lediglich einer, der auf das Licht zusteuern wird, mit der Wahl den...