ElliottMit meinem, von Latex Handschuh überzogenem Zeigefinger, fuhr ich kaum berührend, den filigranen, aber dennoch tiefen Schnitt am Hals des toten Buchmachers entlang. Sie ähnelte sich sehr der Wunde seines Leidteilendens. Mittels meiner noch sauberen Hand, schob ich mir meine Brille wieder grade auf die Nase. Musternd betrachtete ich die Haut, um das getrocknete Blut herum, welche sich schon blau-grau verfärbt hatte. Ich ließ meine Augen weiter über den nackten Körper der Leiche wandern. Bis auf Hämatome wahr jedoch nichts auffälliges zu finden.
Die Tür des Labors ging auf und ohne das ich mich umdrehen musste, wusste ich das es Sebastian wahr, welcher den kühl temperierten Raum nun betrat.
"Und, schon etwas ausschlaggebendes gefunden?", fragte der schwarzhaarige und gesellte sich, mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben mich. Neugierig sah er über meine Schulter hinweg, zu dem geschändeten Körper. "Nicht wirklich.", antwortete ich und stellte dann eine Gegenfrage, "Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon irgendwas erfahren?" Sebastian hüstelte: "Nun ja, an sich konnte ich keine großen Erregungen feststellen - jeder scheint dir zu gehorchen und sich deinen Regeln zu beugen.", der knapp fünfzigjährige machte eine Pause, bis ihm noch etwas einzufallen schien, "Jedoch eine kleine Abweichung gab es doch." "Die da währe?", murmelte ich konzentriert, während ich mit dem Skalpell den ersten Schnitt, vom Jochbein aus ansetzte. "Es sind erneut Buchmacher verschwunden. Fünf Stück, um genau zu sein." "Lass mich raten.", unterbrach ich Sebastian und ließ zum gleichen Zeitpunkt, meine behandschuhte Hand in dem Torso des Toten verschwinden, "Sie haben ebenfalls Bucheinträge, für den In- und Export von Drogen getätigt - genau wie die Beiden hier."Leise lachte der schwarzhaarige auf. "Schön wie schnell du kombinieren kannst, Elliott." Ein reißendes Geräusch wahr zu vernehmen, als ich auch die letzte Arterie vom Herzen getrennt hatte und es daraufhin, aus dem Brustkorb zog. "Das wahr ja auch nicht schwer.", begutachtend drehte ich den faustgroßen Muskel in meiner Hand, als ein zweites Mal die Tür zum umgebauten Autopsielabor aufflog.
Völlig verstört, blieb Spencer im Rahmen der Tür stehen. Blinzelnd lag sein Blick, auf meiner immer noch erhobenen Hand. Fragend legte der Blonde seinen Kopf schief, wodurch ihm einige helle Strähnen in die Stirn fielen. "Wow...", fing Spencer an, "Das ist mal eine ganz schön...makabere Version von Hamlet. Hält der Typ nicht eigentlich nen' Totenschädel in die Höhe?"
Schnaubend wertete ich diesen geschmacklosen Witz ab. "Nun, ich wollte diese geschichtlich-literarische Szene, einfach ein bisschen mit Abwechslung und Herzblut, aufpäppeln. Ich bevorzuge es nämlich in jeglicher Hinsicht etwas härter, musst du wissen.", lächelte ich sarkastisch.Gegen meine Vermutungen stahl sich ein fieses Grinsen auf die Lippen, des Neuankömmlings. Mit funkelnden, blauen Augen trat Spencer vollständig in den Raum und fixierte mich. "Warum hast du das denn nicht gleich gesagt, Liebling?", raunte der Wachhund anzüglich, "Dann hätte ich damals, anstatt die Samthandschuhe, die Krallen ausgefahren, um dich unter mir zum schreien zu bringen."
"WIE BITTE?!"
In dem selben Moment, in dem Sebastian überrascht und wütend zugleich die anklagende Frage ausstieß, hatte ich bereits zum Wurf angesetzt und das Herz in Richtung Spencer geschleudert. Der ehemalige Agent konnte sich jedoch noch rechtzeitig Ducken, bevor der Muskel sein verblüfftes Gesicht treffen konnte. Platschend traf es gegen die Wand und rutschte zu Boden; hinterließ eine rötlich-braune Spur auf der sterilen Tapete.
"Meine Güte, warum denn gleich so-Ah!", gerade als der Blonde sich wieder aufrichten wollte, unterbrach ihn Sebastian welcher ihn grob an den Haaren packte und seinen Kopf zu sich riss. "Was wahr das eben gerade?", zischte dieser gefährlich. "Ein Witz?", stöhnte Spencer vergeblich. "Das will ich für dich auch hoffen, du räudiger Sco-" "Es reicht, Sebastian!", fuhr ich den schwarzhaarigen an, "Lass ihn los." Zögernd und nur sehr widerwillig entfernte sich Sebastian, aber nicht ohne Spencer noch einen abfälligen, letzten Stoß zu verpassen. Dieser stolperte nach hinten und verlor schließlich sein Gleichgewicht. Dumpf landete Spencer auf seinem Hintern. "Ich warne dich: komm Elliott zu nahe und es wird das Letzte gewesen sein, was du getan hast.", knurrte Sebastian und verließ auf meinem Blick hin, das Autopsielabor.
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Lizenz zum Wahnsinn
Mystery / ThrillerEin Spiel ist erst dann zu Ende, wenn niemand mehr steht. Selbst der König muss fallen, um gewinnen zu können. Von der Dunkelheit umfasst und der Gier nach Macht zerfressen, ist es lediglich einer, der auf das Licht zusteuern wird, mit der Wahl den...