RUN BOY RUN

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Schwer atmend presste Elliott sich an die, von der Standuhr verdeckte Wand, während die Schritte welche hinter ihm her wahren an Lautstärke gewannen und immer näher kamen.
"Elliott...", der gesäuselte Ruf seiner Mutter hallte durch den Flur, "Findest du nicht auch, dass du nicht schon ein bisschen zu alt bist, um Verstecken zu spielen?" Kaum merklich schüttelte der achtzehnjährige den Kopf und stellte das Atmen komplett ein, als die Schritte genau neben ihm zum stehen kamen. "Komm schon; komm zurück zu Mama." Das Klackern der Absatzschuhe nahmen wieder an Gang auf und geschmeidig, wie ein Geist auf der Suche nach seinem nächsten Todesopfer, schwebte die brünette Frau an ihrem Sohn vorbei, ohne auch nur einen Blick nach hinten zu verschenken.

Sobald Blair um die Ecke gebogen wahr, gab Elliott sein Versteck auf und lief in die entgegengesetzte Richtung. In seinem Kopf ratterte es währenddessen, auf der Suche nach einem Plan. Irgendwie musste er aus dem Da Vinci Schloss hinausgelangen. Die Frage wahr nur: welcher wahr der logischste Weg? Durch das riesige Eingangsportal? Durch den Rosengarten? Egal für was er sich entscheiden würde, wirklich weit würde er sicherlich nicht kommen. Sein Körper schmerzte und in seinen nicht wirklich vorhandenen Muskeln, wahr kaum noch Kraft. Ein Wunder das er überhaupt noch stehen konnte, aber das tat nun nichts zu Sache - noch nicht jedenfalls.

"Elliott!", der lieblich, süße Ruf seiner Mutter ließ den achtzehn jährigen Jungen ruckartig den Kopf heben. Blair wahr in der Nähe und das war viel zu nahe. Noch konnte Elliott kein Absatz Geklacker hören, was auch eine ziemliche Kunst währe, auf dem dicken, rotem Teppichboden.
Trotz dass der Puls des Brünetten immer mehr anstieg, blieb seine äußere Hülle ruhig und still wie eine Statue, die sich nur dann bewegte, wenn es strategisch gut wahr für ihn. Nur leider wahr an Strategie im Moment nicht zu denken. Elliott's Mutter lief ohne Plan durch die leeren, dunklen Flure, auf der Suche nach ihrem Sohn, welcher nur erahnen konnte um welche Ecke diese Frau als nächstes bog. Selbst der genaue Rissplan des Schlosses half ihm da nicht weiter.

"Langsam werd ich ungeduldig, Elliott.", rief Blair erneut und in ihrer Stimme schwang Zorn mit, "Solltest du in den nächsten Minuten nicht bei mir auftauchen, werde ich ganz andere Seiten aufziehen, mein Kleiner." Der Spitzname wahr ein erneuter Anreiz Elliott's Puls in die Höhe zu treiben und das Antlitz von dem weiß-blondem Wachhund tauchte vor seinen Augen auf und schien die Dunkelheit für einen Augenblick zu verdrängen. Als würde Spencer direkt neben ihm stehen, nach seiner Hand greifen und sie drücken wollen, um ihm Mut zu machen. "Ich bin bei dir.", selbst seine Stimme hallte durch Elliott's Kopf, obwohl der Wachhund 1.921,0 Kilometer entfernt wahr.

"Hab ich dich!"

Erschrocken zuckte der achtzehn jährige zusammen, als ihn plötzlich zwei Hände an den Armen packten. Panisch riss er seine Augen auf, wirbelte herum und stieß Blair von sich. Kreischend stolperte die kranke Frau rückwärts nach hinten. Dabei verfehlte sie die erste Stufe der riesigen Treppe, welche in den Eingangsbereich führte, rutschte ab und fiel dumpf polternd hinunter bis sie regungslos und verstummt unten liegen blieb. Starr sah Elliott seiner Mutter dabei zu. Seine Atmung ging hektisch und seine Augen klebten förmlich an der verdrehten Figur auf dem Boden. Im nächsten Augenblick änderte sich dies jedoch. Der erst Todscheinende Körper fing erst an kaum merklich zu zittern, bevor er sich ganz bewegte. Die Knochen Elliott's Mutter knackten, als sie sie sich zurück renkte. Stöhnend setzte sich ihr Oberkörper auf; der Kopf schnellte in den Nacken und Blair's Augen ergriffen die von ihrem Sohn. Ihre rot verschmierten Lippen verzogen sich zu einer heillosen Fratze und ein schreckliches Lachen kam aus ihrem Mund. "Ach Elliott, mein kleiner Prinz, so leicht wirst du mich aber nicht los. Ich hätte echt Besseres von dir erwartet." Angewidert hielt Elliott dem Blick seiner Mutter stand. Nach diesem uneleganten Sturz, hätte ihr Genick eigentlich gebrochen sein müssen. Doch mühelos ließ Blair jenes kreisen, während sie versuchte wieder auf ihre, in High Heels steckenden Füße zu kommen.

"Besseres?", so langsam fand Elliott zu sich selbst und seiner steinernen Maske zurück, "Das eben gerade sollte bloß eine Aufwärmung sein, damit du dir im folgendem Spiel nichts zehrst - immerhin bist du mit deinen fünfunddreißig nicht mehr die Jüngste und der Krebs setzt dir ebenfalls noch zu, da kann so etwas schon mal schnell passieren." Erneut hallte das, nun wieder perliege, Lachen von Elliott's Mutter durch den gigantischen Eingangsbereich: "So emotionslos wie schon mit zwei. Und ich habe mir so sehr gewünscht, dass sich das im Alter bei dir legen würde. Der Weihnachtsmann scheint mich wohl aber nicht erhört zu haben." "Weil es den alten Mann, mit weißem Rauschebart ja auch nicht gibt. Das ist lediglich ein verhätschelnder Humbug für kleine, naive Kinder, oder in deinem Fall: für realitätsverlierende Frauen wie dich." "Ich soll also die, mit dem Realitätsverlust sein? Mein Engelchen, du bist doch derjenige welcher gerade mit einer Leiche spricht.", Blair's rot lackierte Finger umschlossen das massive Holzgelände, während sie die erste Stufe erklomm.

Langsam schüttelte Elliott seinen Kopf, trat einen Schritt zurück und kniff kurzzeitig seine Augen zu. Als er sie jedoch wieder öffnete stand seine Mutter immer noch irre grinsend auf der Treppe. "Geht es dir etwa nicht gut?" "Du lügst.", flüsterte Elliott im gleichen Moment, "Ihr alle lügt!" Ohne ein vorzeitiges Signal drehte sich der brünette, achtzehnjährige ruckartig um und lief den Korridor entlang. Er wollte hier weg. Irgendwo woanders hin. Irgendwo hin, wo er endlich seine Ruhe hatte.

Hecktisch riss Elliott die letzte Tür dieses Korridors auf und zwängte sich zwischen den Spalt hindurch in den Raum. Der Geruch der alten Bücher und Holzregale der Bibliothek schlug ihm direkt ins Gesicht. Damals wahr dies hier, mit einer seiner liebsten Orte, welcher er am meisten präferiert hatte. Hier hatte er stundenlang gesessen, gelesen, geschrieben und Dinge entworfen, die Preise gewonnen hatten. Nun wahr es jedoch ein Ort an den er nie wieder gehen würde, sollte das hier irgendwann ein endgültiges Ende haben.

Während der Brünette darüber nachdachte, wie viel Lebenszeit er in Bibliotheken und in seinen Zimmern verbracht hatte, schlängelte er sich durch die Wände an Büchern, bis er vor dem wohl besonderstem Teil dieses Raumes stehen blieb.
Es wahr ein hübscher, mit schwarzen Schnörkeln verzierter Erker, der die Besonderheit hatte sich öffnen zu lassen - und genau dies hatte Elliott auch vor.
Quietschend löste er den Verschluss Mechanismus, um die rechte Hälfe aufschieben zu können. Sobald dies geschafft wahr, wurde die stickige Luft von der kühlen der Nacht abgelöst. Gehetzt trat Elliott in die Dunkelheit hinaus. Der Rosengarten breitete sich unendlich wirkend vor ihm aus und bildete einen schaurigen Kontrast zu der warmen Bibliothek im Inneren. Dennoch setzte er seinen Weg fort; rannte die wenigen Stufen hinab und betrat schließlich das Labyrinth des Schlafs.

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